Sorgen, dass Angebote im Klinikum Nord reduziert oder nicht ausgebaut werden, haben sich Politiker schon häufiger gemacht. Jetzt befürchten manche noch mehr: dass die Einschnitte, die der Klinikverbund Gesundheit Nord wegen seines Millionendefizits plant, größer ausfallen und damit folgenreicher fürs Krankenhaus an der Hammersbecker Straße sein könnten als bisher angenommen wurde. Mitstreiter einer Initiative, die sich fürs Klinikum einsetzen, denken ähnlich – auch wenn der Krankenhausverbund erklärt, dass momentan andere Standorte im Fokus der Entscheider stehen.
Zu den Politikern, die nicht ausschließen, dass das Nordbremer Klinikum härter von einem Sparkurs getroffen werden könnte, gehört Rainer Bensch. Der Bürgerschaftschaftabgeordnete spricht von Indizien, die es dafür gibt. Zum Beispiel, dass die Behörde immer noch nicht die wissenschaftliche Bewertung vorgelegt hat, nach der entschieden werden soll, ob die Frühchenstation in Nord bleibt, wie sie ist, oder verkleinert wird. Zum Beispiel der in dieser Woche diskutierte Plan, die Geburtshilfe im Klinikum Links der Weser abzuziehen und im Eltern-Kind-Zentrum in Mitte zu konzentrieren.
Bensch kann sich vorstellen, dass die Präsentation der Analyse zur Frühchenfrage deshalb so oft verschoben wurde, weil das Ergebnis für den Norden schlecht ausgefallen ist. Und dass dem Krankenhaus etwas Ähnliches droht, was jetzt im Klinikum Links der Weser geschieht – nicht bloß die Reduzierung eines Angebots, sondern dessen kompletter Abzug. Warum, fragt er, sollte der Verbund nicht ein zweites Mal so weit gehen, wenn er schon einmal so weit gegangen ist. Zumal ihm zufolge deren Chefin, Dorothea Dreizehnter, nicht von irgendwelchen Maßnahmen gesprochen hat, um auf das Defizit zu reagieren, sondern von harten.
Dass der Klinikverbund empfindlichere Einschnitte am Standort Nord vornimmt, als bisher angekündigt wurde, hält auch Jürgen Bachmann für denkbar. Der frühere Kinderarzt und Mitbegründer einer Gruppe, die für den Erhalt der Frühchenstation eintritt, ist besorgt darüber, dass in kurzer Zeit drei Chefärzte in Nord gegangen sind – und dass künftig noch mehr Mediziner gehen sollen. Der Verbund hat angekündigt, in den nächsten vier Jahren 440 Stellen im ärztlichen und verwaltungstechnischen Bereich zu streichen, davon 50 im Norden. Bachmann befürchtet, dass der Jobabbau große Auswirkungen auf das Leistungsspektrum der Kliniken haben wird.
Seine Hoffnungen sind andere: Er setzt setzt darauf, dass Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard macht, was sie nach seinen Worten vor ihrem Amtsantritt als Abgeordnete der Linken gemacht hat: die Frühchenstation in Nord für unentbehrlich zu halten. Jetzt, nachdem die Abteilung im Klinikum Links der Weser geschlossen wird, sogar mehr als zuvor. Der Abzug in der einen Klinik, meint er, könnte zum Standortvorteil für die andere werden. Auch andere reden so. Zum Beispiel Stefan Trapp. Der Verbandschef der Kinder- und Jugendärzte sagt, dass die Frühchenstation in Nord an Bedeutung als Notfall-Back-up gewonnen haben könnte.
Nach Ansicht mancher Parteivertreter müsste sie nicht nur bleiben, sondern ausgebaut werden. Und die Kardiologie gleich mit. Seit Jahren fordern Politiker ein Herzkatheter-Labor. Der CDU-Abgeordnete Bensch würde sich wünschen, wenn es endlich käme. Nur so recht daran glauben, kann er immer weniger – nicht nachdem der Klinikverbund angekündigt hat, Stellen zu streichen, und nun auch noch beabsichtigt, das Klinikum Links der Weser mehr denn je zum Herzzentrum zu machen. Er glaubt deshalb, dass Nordbremer weiterhin im entfernteren Krankenhaus behandelt werden statt im nächstgelegenen.
Ob es tatsächlich so kommt, wird sich spätestens am 10. Juni zeigen. Dann tagt der Regionalausschuss – und will die Gesundheitsbehörde nicht nur Zahlen zur Kardiologie vorstellen, sondern auch die Analyse zur Frühchenfrage. So ist es jedenfalls Blumenthals Ortsamtsleiter Oliver Fröhlich gesagt worden, der das Treffen der Nordbremer Stadtteilparlamente organisiert. Dass er den Ausschuss erst im nächsten Monat einberufen kann, obwohl die wissenschaftliche Bewertung ursprünglich für den Winter angekündigt war, liegt nicht an ihm. Auch das teilte ihm die Behörde mit: Für die Auswertung hat es einfach mehr Zeit gebraucht.