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Schwalmstadt: AOK wirft Krankenhäusern vor, Budget auszunutzen

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Es geht um die Pflegeassistenten, hier Erika Trübelhorn, die als Quereinsteigerin begann. Aus dem Klinikalltag sind sie nicht mehr wegzudenken.
Es geht um die Pflegeassistenten, hier Erika Trübelhorn, die als Quereinsteigerin begann. Aus dem Klinikalltag sind sie nicht mehr wegzudenken. © Nicola Michailidis

Pflegeassistenten sind aus dem Klinikalltag nicht mehr wegzudenken. Sie unterstützen die examinierten Pflegekräfte – doch ihre Leistung will die AOK offenbar nicht anerkennen.

Schwalmstadt – Deshalb schließen sich die Asklepios Schwalm-Eder Klinken der Kritik der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) und des Bundesverbands Deutscher Privatkliniken (BDPK) an Äußerungen des AOK-Bundesverbands zum Pflegebudget an und weisen die Vorwürfe entschieden zurück. Der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands, Martin Litsch, hatte den Krankenhäusern unterstellt, das neue Pflegebudget durch ungerechtfertigte Personalumbuchungen auszunutzen, heißt es in einer Pressemitteilung.

Die von der AOK geforderten Änderungen am Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz (GVWG) sollen den Gesetzgeber dazu veranlassen, dass Stellen für Pflegehilfskräfte, die nach dem 31. Dezember 2018 eingestellt wurden, nicht mehr finanziert werden. Mit dem Pflegepersonal-Stärkungsgesetz soll jeder Mitarbeiter, der qualifiziert in die Pflege eingebunden ist, künftig über das Pflegebudget abgerechnet werden. Dies wurde inzwischen von Schiedsstellen gerichtlich bestätigt. Seitdem müssen Kliniken unabhängig von ihrer Trägerschaft das Pflegebudget individuell mit den Kassen vor Ort verhandeln. „Seit Jahren gibt es einen massiven Fachkräftemangel in der Pflege. Die Akquise von neuem Pflegepersonal gestaltet sich zunehmend schwierig. Zur Unterstützung unserer examinierten Pflegekräfte haben wir über Jahre gezielt Hilfskräfte ausgebildet, die einfache pflegerische Aufgaben übernehmen können“, so Dr. Dagmar Federwisch, Geschäftsführerin der Asklepios Schwalm-Eder Kliniken. Dass die AOK die Leistung dieser Menschen nicht anerkennt, sei ein Skandal. Der Vorstoß würde dazu führen, dass die Krankenhäuser den Einsatz von Pflegehilfskräften reduzieren müssten. Auch einfache pflegerische Tätigkeiten müssten wieder von den Fachkräften übernommen werden. Ein Kollaps des derzeitigen Pflegesystems wäre unausweichlich, warnt Federwisch. In den vergangenen Jahren seien allein in den Asklepios Schwalm-Eder Kliniken 15 Menschen durch für pflegerische Tätigkeiten qualifiziert worden, eine von ihnen ist etwa Erika Trübelhorn. Klaus Bölling, Betriebsratsvorsitzender der Asklepios Schwalm-Eder-Kliniken, gibt zu bedenken, dass durch den Wegfall der Hilfskräfte im Servicebereich zukünftig die Belastung der Pflegekräfte wieder ansteigen könnte. Vor dem Hintergrund des Pflegenotstands habe man dafür aber gar kein Personal, so Bölling im Gespräch mit der HNA.

Da man im ambulanten Pflegebereich keine einfachen Servicekräfte habe, stelle sich das Problem in diesem Bereich nicht, so Ralf Geisel, Landesvorsitzender des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste: „Man kann den ambulanten Bereich nicht mit dem Krankenhaus vergleichen.“

Stellen bleiben immer öfter offen

Der demografische Wandel und der medizinische Fortschritt sorgen für einen weiter zunehmenden Bedarf an Pflegekräften. Das teilt die Agentur für Arbeit Korbach zum heutigen internationalen Tag der Pflege mit.

Die Zahl der Beschäftigten in Pflegeberufen steige stetig an, gleichzeitig sei die Arbeitslosigkeit in der Pflege seit Jahren gering, es würden weiter Fachkräfte gesucht. In den Landkreisen Schwalm-Eder und Waldeck-Frankenberg waren 2020 (Stichtag 30. Juni) insgesamt 8946 Personen sozialversicherungspflichtig im Bereich Pflege tätig, das sind 925 mehr als 2016. Während davon 5626 Menschen im Bereich Gesundheits- und Krankenpflege, Rettungsdienst und Geburtshilfe arbeiteten, waren es in der Altenpflege 3320 Beschäftigte.

Die Beschäftigtenzahl ist um 11,5 Prozent seit 2016 gestiegen. Damit ist der Zuwachs gut doppelt so hoch wie bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten insgesamt (plus 5,6 Prozent). Gleichzeitig würden weiterhin Pflegekräfte gesucht, es gebe insbesondere für Pflegefachfrauen und -männer mehr offene Stellen als Arbeitslose, sagt Agenturchef Uwe Kemper. Auch im Hinblick darauf, dass sich die geburtenstarken Jahrgänge dem Rentenalter näherten, sei künftig mit noch mehr offenen Stellen im Pflegebereich zu rechnen.

(Sandra Rose und Matthias Haaß)

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