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Klinikum Freising: Kooperation mit Rechts der Isar auf der Kippe

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Klinikum Freising.
Hinter verschlossenen Türen wird derzeit über die Zukunft des Klinikums Freising verhandelt. Es geht um die langjährige Kooperation mit „Rechts der Isar“. © Lehmann

Es verdichten sich die Anzeichen, dass die Kooperation von Klinikum Freising und Rechts der Isar beendet oder auf neue Füße gestellt wird. Das hätte Folgen.

Freising – 2004 war es die überlebenswichtige Not-OP, als das Klinikum Freising mit Rechts der Isar eine Kooperation einging. 17 Jahre später verdichten sich die Anzeichen, dass diese Zusammenarbeit möglicherweise beendet oder zumindest auf neue Füße gestellt wird. Landrat Helmut Petz kann sich das vorstellen, andere Beteiligte wären über ein Aus der Kooperation entsetzt. Die bisher gedeihliche Zusammenarbeit zwischen dem Klinikum Rechts der Isar und der Klinikum Freising GmbH mittels eines Geschäftsbesorgungsvertrags könnte sich dem Ende zuneigen. Hinter verschlossenen Türen wird überlegt und verhandelt, wie zu erfahren war.

Petz: „Was kompliziert ist, muss man nicht ohne Not aufrechterhalten“

Während manch Insider befürchtet, das Klinikum Freising könnte wieder zu einem – wie es ein Beteiligter drastisch ausdrückte – „Landkrankenhaus“ werden, das nur noch Blinddarm- und Bänderriss-Operationen durchführt, sieht Helmut Petz, Landrat und Klinikum-Aufsichtsratsvorsitzender, auf die eigentlich noch nichtöffentlichen Informationen angesprochen, die Sache etwas anders.

Zwar gibt sich Petz bedeckt, aber: „Was kompliziert ist, muss man nicht ohne Not aufrechterhalten.“ Und: Der Geschäftsbesorgungsvertrag sei eine „komplizierte Sache“, wie Petz sich an die Erfahrungen aus der Abberufung des früheren Geschäftsführers Andreas Holzner im Juni 2020 erinnert.

Denn: Abberufen worden sei Holzner nach diversen Querelen und internen Beschwerden (wir haben mehrfach berichtet) vom Aufsichtsrat, sein Arbeitsvertrag war aber mit dem Klinikum Rechts der Isar geschlossen worden, das folglich die Kosten für die Abfindung tragen musste. „Das hat dort keine große Begeisterung ausgelöst“, erinnert sich Petz – auch wenn sich der Aufsichtsrat in Freising und die Leitung des Klinikums Rechts der Isar einig gewesen seien, Holzner als Geschäftsführer in Freising zu entlassen.

Klinikum Rechts der Isar will die Zusammenarbeit nicht beenden

Wie aus gut informierten Kreisen zu erfahren war, strebt das Klinikum Rechts der Isar nun zwar eine Änderung dieser Regelung an, um in Zukunft dieses finanzielle Risiko nicht mehr tragen zu müssen, denke aber nicht daran, die Zusammenarbeit mit Freising zu beenden. Aus der Pressestelle des TUM-Klinikums wird mitgeteilt, dass derzeit „Gespräche über einvernehmliche Anpassungen der Zusammenarbeit an die aktuellen Vorgaben und Gegebenheiten“ stattfänden, wie es in der schriftlichen Stellungnahme heißt. Die Kooperation sei vonseiten beider Häuser weiterhin ausdrücklich erwünscht.

So weit, so gut. Etwas anders interpretieren kann man allerdings das, was Petz dazu sagt: Dass man im Jahr 2004, als das Krankenhaus wirtschaftlich „auf dem Zahnfleisch dahergekommen“ sei, Rechts der Isar mit ins Boot geholt und eine Privatisierung des Hauses abgelehnt habe, sei „damals goldrichtig“ gewesen. Das sei jetzt 17 Jahre her, so der Landrat und Klinikum-Aufsichtsratsvorsitzende, der seit 2020 im Amt ist. Und das Ziel des Geschäftsbesorgungsvertrags, das Freisinger Krankenhaus wirtschaftlich und medizinisch nach oben zu bringen, habe man erreicht.

Florian Herrmann kündigt erheblichen politischen Widerstand an

Florian Herrmann, damals als Kreisrat ganz wesentlich an dem Zustandekommen des Vertrags beteiligt, inzwischen zwar nicht mehr CSU-Fraktionsvorsitzender im Kreistag, aber Staatssekretär, hat von diesen Ereignissen in der Folge der Causa Holzner ebenfalls erfahren, wie er auf Nachfrage dem FT bestätigt. Was die Rechts-der-Isar-Pressestelle mitteilte, könne er bestätigen: Im Klinikum Rechts der Isar denke man nicht an eine Kündigung des Vertrags. Sollte Landrat Petz nun in eine andere Richtung tendieren, dann kündigte Herrmann jetzt schon „erheblichen politischen Widerstand“ an. Die Kooperation mit Rechts der Isar sei „ein Glücksfall gewesen und sollte es immer bleiben“.

Wer daran denke, diese Zusammenarbeit zu beenden, „versündigt sich am Krankenhaus“, sagt Herrmann. Er rät dringend davon ab, an dieser Konstellation „herumzudoktern“. Es bedürfe auf jeden Fall einer breiten Zustimmung und einer ausführlichen Diskussion im Kreistag.

Der Minister warnt vor den Folgen einer „Scheidung“

Herrmann und andere Kenner der Materie warnen eindringlich vor den Folgen einer Vertragskündigung: Die Materialbeschaffung würde teurer, die Stellung als Lehrkrankenhaus sei in Gefahr, der Patientenaustausch sei nicht mehr in diesem Ausmaß möglich, das medizinische Personal würde sich ändern, die Belegungszahlen dürften wieder sinken und damit das finanzielle Defizit steigen, das der Landkreis, dem die Klinikum Freising GmbH zu 100 Prozent gehört, tragen muss. Tritt das alles so ein, dann wäre man wieder so weit wie vor 17 Jahren, als man sich nach langen Diskussionen für eine Kooperation mit Rechts der Isar und gegen eine Privatisierung ausgesprochen hat.

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