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Die Krankenversorgung wird Wahlkampfthema - ein Rettungswagen in Berlin.

© Kai-Uwe Heinrich

Mehr Personal nötig: Berliner FDP fordert sauberere Krankenhäuser

Kliniken werden ein Wahlkampfthema in Berlin: Die Oppositionspartei legt in einem Neun-Punkte-Plan Hygiene-Forderungen für Krankenhäuser vor.

Pflegenot, Hygiene-Management und Sanierungsdruck – auch die FDP erkennt die Bedeutung der Kliniken im Berliner Wahlkampf und legte am Freitag ein entsprechendes Positionspapier vor. Schwerpunkt des Neun-Punkte-Plans ist die Hygiene auf den Stationen. Nicht erst seit der Sars-Cov-2-Pandemie infizieren sich Patienten auch im Krankenbett noch mit Erregern – der FDP-Gesundheitsexperte im Abgeordnetenhaus, Florian Kluckert, spricht von einem „Keimproblem“.

So hatten sich im Januar im Humboldt-Klinikum in Reinickendorf 30 Patienten und Beschäftigte mit der Coronavirus-Variante B.1.1.7, die als besonders ansteckend gilt, infiziert.

Kluckert fordert nun ein strenges Hygienemanagement: Jeder aufzunehmende Patient müsse auf Corona und die bekannten multiresistenten Keime (MRSA) getestet werden, wie es in den Niederlanden üblich ist. Als MRSA – ausgeschriebener Fachterm: Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus – werden jene Bakterien bezeichnet, die gegen die meisten Antibiotika resistent sind und auch in Berliner Kliniken immer wieder festgestellt werden.

Sie können bei Betroffenen mit schwachem Immunsystem gefährliche, mitunter tödliche Entzündungen hervorrufen. Die FDP fordert zudem schnelle Antibiogramm-Tests, um die Wirksamkeit der üblichen Präparate zu prüfen.

Kluckert will ein elektronisches Tracking für die Händedesinfektion

Hygieniker warnen seit Jahren, dass jedes Jahr zehntausende Patienten in deutschen Kliniken sterben würden, weil Krankenhauskeime verbreitet seien. Zudem will FDP-Abgeordneter Kluckert ein elektronisches Tracking für die Händedesinfektion, was die Betriebsräte in den Kliniken kritisch sehen dürften: Durch Transponder könnte nachvollzogen werden, wann sich Beschäftigte zuletzt wo desinfiziert haben.

Erst vor drei Tagen hatten die Spitzenkandidaten von SPD, CDU und Grüne auf einem Tagesspiegel-Fachforum angekündigt, die Pläne von Senatschef Michael Müller (SPD) unterstützen, und Berlin zur weltweit geachteten Medizinmetropole ausbauen zu wollen. Franziska Giffey (SPD), Kai Wegner (CDU) und Bettina Jarasch (Grüne) wissen, dass das Geld kostet – insbesondere für dringend benötigtes Personal.

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In der Gewerkschaft Verdi organisierte Klinik-Beschäftigte forderten die Vorstände der Charité und der ebenfalls landeseigenen Vivantes-Kliniken auf, einen „Entlastungstarifvertrag“ über eine neue Personalbemessung zu unterzeichnen. Bestehende Personalschlüssel würden zu oft unterlaufen.

Ab diesem Wochenende wollen Pflegekräfte in allen Berliner Bezirken die Abgeordneten mit Aktionen auf ihr Anliegen aufmerksam machen. Kommt es nicht zum Entlastungstarifvertrag droht, wie berichtet, ab 20. August ein Streik. Auch im FDP-Papier heißt es nun: Eine „bessere Betreuungsquote“ sei nötig, also mehr Personal, damit jede Pflegekraft weniger Patienten betreuen muss und so die Kranken enger versorgen kann. Der neue Senat müsse sich unverzüglich an die Arbeit machen, die Krankenhäuser besser finanziell auszustatten.

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