Neues Medizinkonzept für die Krankenhäuser Lübbecke und Rahden

Lübbecker Land. Als Landrätin ist Anna Katharina Bölling (CDU) zugleich Vorsitzende des Verwaltungsrates der Mühlenkreiskliniken (MKK). In diesem Zusammenhang will sie einiges anders machen als ihr Amtsvorgänger Ralf Niermann (SPD). Unter seiner Führung hatten die MKK-Vorstände Olaf Bornemeier und Kristin Drechsler 2018 ein &bdquo;Medizinkonzept" vorgelegt, das nach breitem und heftigem Widerstand der Bevölkerung und der Politik – insbesondere im Lübbecker Land – nicht umgesetzt wurde. Mehr noch: Es kostete den Landrat viel Sympathie und die Medizin-Vorständin Drechsler ihren Posten in der Chefetage. Rückblickend bezeichnet Bölling die Art und Weise, wie das Medizinkonzept damals der Öffentlichkeit präsentiert wurde, als &bdquo;Kommunikations-Desaster". Womit sie nicht sagen will, dass sie sich von sämtlichen Inhalten der geplanten Neuausrichtung distanziert. Einige Punkte allerdings, die speziell die Krankenhaus-Standorte Lübbecke und Rahden betreffen, bezeichnet sie im NW-Gespräch als &bdquo;nicht verhandelbar". Landrätin will keine geschlossenen Türen Ein Beispiel für die Transparenz, die Bölling angesichts der eingeschränkten Möglichkeiten einer Anstalt des Öffentlichen Rechts (AöR) – das ist die Rechtsform des Klinikverbundes MKK – ermöglichen will, ist die heutige Sitzung des Kreisausschusses in Minden. Auf der Tagesordnung: die Zukunft der Gesundheitsversorgung im Mühlenkreis. Um die zu sichern, hat der Verwaltungsrat der MKK am 19. Mai beschlossen, ein neues Medizingutachten in Auftrag zu geben. &bdquo;Einstimmig", wie Bölling betont. Die Bürgermeister im Kreis, von denen einige 2018 mangelnde Mitsprachemöglichkeiten kritisiert hatten, seien bereits vorab einbezogen worden. Sie wolle &bdquo;keine verschlossenen Türen", sagt die Landrätin. So weit, dass Sitzungen des Verwaltungsrates öffentlich besucht werden, könne sie angesichts der Rechtsform AöR aber nicht gehen. Dafür soll regelmäßig im Kreistag über die Arbeit des Verwaltungsrates informiert werden. Es werde über jede turnusmäßige Sitzung des Verwaltungsrats informiert und auch die Tagesordnung bekannt gegeben. Die Sitzungsvorlagen hingegen blieben nichtöffentlich. Geburtshilfe-Standort Lübbecke nicht verhandelbar Zurück zum neuen Medizinkonzept: Ihr sei klar, dass allein die Bezeichnung und die damals damit verbundenen gravierenden Veränderungen für die Krankenhäuser in Lübbecke und Rahden Besorgnis auslösen könne. Anders als beim ersten Konzept würden dieses Mal aber die politischen Rahmenbedingungen &bdquo;vorgegeben". Es sei eben ein Unterschied, ob hinter drei Geburtskliniken im Kreisgebiet ein Fragezeichen stehe oder nicht. &bdquo;Die Geburtshilfe im Altkreis Lübbecke", versichert die Landrätin, sei für sie jedenfalls &bdquo;nicht verhandelbar". Eine solche Vorgabe für das Beratungsunternehmen Lohfert & Lohfert, das schon das erste Medizinkonzept erarbeitet hatte und auch jetzt wieder beauftragt werden soll, würde einen großen Unterschied für das Krankenhaus Lübbecke bedeuten. Das sollte 2018 nämlich die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe aufgeben, was auf allgemeine Ablehnung stieß. Investitionsstau am Krankenhaus Gerade auch im Zusammenhang mit dem Krankenhaus Lübbecke spricht Bölling von einem &bdquo;Investitionsstau". Der betrage insgesamt rund eine halbe Milliarde Euro, allein in Lübbecke 150 Millionen Euro. Bezogen auf bauliche Investitionen sei seit dem Neubau des Klinikums &bdquo;nicht viel passiert". Dabei gehe es neben der Frage, wo und wie genügend Fachkräfte für die MKK gewonnen werden könnten, auch um Leistungs- und Behandlungsqualität. Viele Menschen würden sich, bevor sie sich für einen Standort entscheiden und behandeln lassen, im Internet informieren. Das Wesling Klinikum in Minden etwa biete als Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum hohe Behandlungsqualität. &bdquo;Wir müssen aber daran arbeiten, dass das so bleibt", so Bölling. Obwohl sie der inhaltlichen Diskussion im Kreistag am Montag nicht vorgreifen will, äußert die Landrätin sich auf Nachfrage auch zum Krankenhaus Rahden. Das sollte, so sah es das alte Gutachten vor, ein psychosomatisches Fachkrankenhaus werden. Ein Krankenhaus für Allgemeinmedizin wäre es dann nicht mehr gewesen. Ist der Standort in Gefahr, müssen die Bürger aus Rahden, Stemwede und Espelkamp bei einem Notfall künftig ins Krankenhaus nach Lübbecke fahren? Nein, sagt Bölling. Sie wolle die Notfallversorgung im &bdquo;Nordkreis" sichergestellt wissen. Ein Krankenhaus solle in 20 Minuten erreichbar sein. Auch dieser Punkt sei für sie &bdquo;nicht verhandelbar". MKK bleiben in kommunaler Hand Gleiches gilt für die Landrätin, wenn es darum geht, ob die Mühlenkreiskliniken dauerhaft in kommunaler Trägerschaft bleiben, oder möglicherweise privatisiert werden, wie das beispielsweise im Nachbarkreis Schaumburg passiert ist. Dort wurden mehrere Standorte aufgegeben und zum &bdquo;Klinikum Schaumburg" zusammengefasst. Die MKK hingegen blieben, versichert Bölling, in kommunaler Hand: &bdquo;Daran gibt es nichts zu rütteln." Darüber herrsche auch überparteilicher Konsens. Gleiches gilt im Verwaltungsrat für die Besetzung des Vorstandes. Seit Medizin-Vorständin Kristin Drechsler im Dezember 2020 ihren Stuhl bei den MKK räumen musste, ist ihre Position unbesetzt. Bei aller Wertschätzung für den Vorstandsvorsitzenden hält Bölling die Wiederbesetzung dieses zweiten Vorstandspostens mit Schwerpunkt Medizin für erforderlich und sucht nach eigenen Angaben seit Dezember. Bis zum Sommer, zeigt die Landrätin sich zuversichtlich, werde man jemanden für die Aufgabe gefunden haben. "Was können wir bezahlen?" Erforderlich scheint dies auch vor dem Hintergrund, dass das neue Medizinkonzept bis September vorliegen soll. Dass Lohfert & Lohfert &bdquo;die MKK gut kennen" und auch die Krankenhausplanung für das Land NRW vornehmen, sieht Bölling als Vorteil. Denn bis spätestens Mitte November will sie Förderanträge stellen. Das sei zeitlich ambitioniert, aber machbar. Eine entscheidende Frage ist für die Landrätin und mit Sicherheit nicht nur für sie: &bdquo;Was können wir bezahlen?" Eines dürfe bei der Planung, wie die MKK sich für die Zukunft gut aufstellen können, jedenfalls nicht wieder passieren wie 2018: &bdquo;eine Politisierung".

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