Knochenbrüche, Verbrennungen, Herzinfarkt oder Vergiftungen - Es gibt viele Situationen, in welchen Menschen schnell in ein Krankenhaus gebracht werden müssen. In Franken gibt es zwar zahlreiche Krankenhäuser, doch sind sie sehr ungleich über die Region verteilt. Während man in Städten die Qual der Wahl hat, kann die Fahrt ins nächstgelegene Krankenhaus in ländlicheren Gegenden gar zur kleinen Abenteuerreise ausarten.

Natürlich hilft im schwersten Notfall der Rettungshubschrauber aus und fliegt Betroffene zur nächsten Klinik. Ist man jedoch auf fahrende Verkehrsmittel angewiesen, hängt es stark von der jeweiligen Region ab, wie lange man zu einem Krankenhaus braucht.  Laut dem Statistischen Bundesamt beträgt die durchschnittliche Fahrtzeit zum nächsten Krankenhaus in Deutschland mit dem PKW 16 Minuten. An vielen Orten Frankens sind genügend Krankenhäuser vorhanden, um eine Fahrzeit von maximal 15 Minuten zu garantieren. Mancherorts kann es jedoch selbst bei guter Verkehrslage bis zu 45 Minuten lang dauern.

Qual der Wahl - Wo es in Franken sehr viele Krankenhäuser gibt

Die bei der Krankenhausdichte führenden Regionen Frankens sind - wer hätte es gedacht - die städtischen Ballungsräume. Diese erkennt man gut im interaktiven Krankenhausatlas 2016 des statistischen Dienstes von Bund und Ländern. Dort wo sich viele Menschen aufhalten, gibt es schließlich auch mehr Bedarf an Krankenhäusern. Von Interesse sind hier vor allem die "Krankenhäuser mit Fachabteilungen der Basisversorgung". Das bedeutet, dass das betreffende Krankenhaus mindestens einen der Fachbereiche innere Medizin, allgemeine Chirurgie, Unfallchirurgie oder Orthopädie aufweist. Vom oberfränkischen Selb bis ins unterfränkische Erlenbach am Main verfügt fast jede Gemeinde Frankens an ihrem Zentrum über mindestens ein solches Krankenhaus mit Basisversorgung. Je größer die Städte und Gemeinden sind, desto mehr solcher Krankenhäuser weisen sie auch auf.

Schweinfurt, Aschaffenburg und Bad Neustadt an der Saale verfügen jeweils über zwei Krankenhäuser. Zu beachten ist, dass die gezählten Krankenhäuser nicht unbedingt alle eigenständige Krankenhäuser sind, sondern oft Teil eines größeren Klinikkomplexes. So gibt es in Bamberg drei Krankenhäuser mit Basisversorgung, wobei diese alle zur gleichen Klinik der Sozialstiftung Bamberg gehören. Nichtsdestotrotz stellt jede ausreichend ausgerüstete Zweigstelle eines Krankenhauses einen eigenen Anlaufpunkt zur medizinischen Basisversorgung dar und kann deshalb auch im Notfall aufgesucht werden.

Nach Bamberg gibt es einen deutlichen Sprung zu den Spitzenplätzen. Die beginnen mit der Stadt Würzburg, welche über sechs Krankenhäuser verfügt. Absurd wird es im Ballungsraum Nürnberg - Fürth - Erlangen: Hier ist es innerhalb von 15 Minuten möglich 18 Krankenhäuser mit Basisversorgung zu erreichen. Davon befinden sich zehn alleine in der Stadt Nürnberg. 

Wo man in Franken lieber keinen medizinischen Notfall haben sollte 

Warum die Dichte der Krankenhäuser in Nürnberg etwas absurd erscheint? Weil man im unmittelbar mit Nürnberg benachbarten Gräfenberg im Kreis Forchheim bei bester Verkehrslage rund eine halbe Stunde zur nächsten medizinischen Notfallversorgung braucht. Solche Versorgungslöcher neben dichten Ballungsräumen gibt es in Franken und Deutschland zuhauf. Und Gräfenberg hat es dabei noch einigermaßen gut erwischt.

Über 30 bis 45 Minuten, braucht man in Franken nur an wenigen Orten. Die beiden größten Gebiete mit geringer Krankenhausdichte in Franken liegen in Unterfranken. Das kleinere der beiden Gebiete ist der nördliche Teil des Naturparks Haßberge. Hier an der Grenze zu Thüringen und zwischen den Gemeinden Bad Königshofen im Grabfeld und Hofheim in Unterfranken liegt der Bundorfer Forst. Das gemeindefreie Gebiet ist komplett bewaldet und lockt mit seiner unberührten Natur und den vielen Wanderwegen naturbegeisterte Touristen an.

Der größte Fleck auf der Karte befindet sich im unterfränkischen Landkreis Main-Spessart, genauer gesagt in seinem nördlichsten Teil am Fluss Sinn. Hier liegt der staatlich anerkannte Erholungsort Burgsinn, sowie die Gemeinden Fellen und Mittelsinn. Die umliegenden Gebiete sind ähnlich dem Naturpark Haßberge, ein Paradies für Naturbegeisterte. Unzählige Wanderwege und rund 500 km Radweg führen durch das weitläufige Waldgebiet. Hat man einen Unfall, ist hier auf jeden Fall der denkbar schlechteste Ort Frankens. Bei perfekter Verkehrslage dauert die Fahrt ins nächste Krankenhaus nach Hammelburg, Lohr oder Bad Brückenau bis zu 45 Minuten.

Debatte über Wandel und Verbesserung der Krankenhaus-Situation

Dass entlegene Gegenden einen weniger guten Zugang zu Krankenhäusern haben als das in Städten der Fall ist, ist keine große Überraschung. Dennoch stellt sich die Frage, ob und wie es möglich wäre Krankenhäuser für alle in Deutschland gut zugänglich zu machen. 

Mit einem anderen Problem der derzeitigen Krankenhaus-Situation beschäftigt sich die Kritik der Bertelsmann Stiftung. Diese habe in einer Studie festgestellt, dass Deutschland zwar über sehr viele Krankenhäuser verfügt, diese in der Regel jedoch zu klein oder zu schlecht ausgestattet sind, um bei speziellen Notfällen ausreichende Hilfe zu leisten. Die Stiftung zählt sogar Herzinfarkte und Schlaganfälle als einen solchen medizinischen Notfall auf, für den es oft an Equipment fehlen soll.

Der viel diskutierte Lösungsvorschlag der Stiftung: Kliniken besser auf einen medizinischen Fachbereich spezialisieren. Laut der Bertelsmann Stiftung können so 800 der rund 1400 deutschen Krankenhäuser geschlossen werden. Das würde zwar den Krankenhaus-Dschungel in Nürnberg auflösen und die Krankenhäuser in kompetente Fachkliniken verwandeln, den Leuten auf dem Land dürfte der Vorschlag jedoch weniger Freude bereiten. Hat man einen Herzinfarkt und das nächste Krankenhaus ist beispielsweise nur auf Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde spezialisiert, kann die Fahrt in das richtige Krankenhaus tatsächlich zur Reise werden.