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Trotz Insolvenz: Versorgung und Betrieb in DRK-Kliniken gehen voll weiter

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Das Foto zeigt den Eingang der DRK-Kliniken Nordhessen im Kasseler Stadtteil Wehlheiden.
Unter Sparzwang: Die DRK-Kliniken stecken in einem Insolvenzverfahren. © Andreas Fischer

Die DRK-Kliniken Nordhessen stecken seit einer Woche in einem Insolvenzverfahren. Jetzt muss gespart werden. Insolvenzverwalter Franz-Ludwig Danko erklärt die ersten Schritte.

Kassel – Wie geht es weiter mit den DRK-Kliniken Nordhessen? Seit vergangenem Freitag hat Insolvenzverwalter Franz-Ludwig Danko das Sagen. Mit einem 15-köpfigen Team hat sich der 60 Jahre alte Fachanwalt für Insolvenzrecht einen ersten Eindruck von Kassels ältestem Krankenhaus verschafft. Die Aufregung in der Belegschaft sei groß, berichtet Danko.

Er sagt aber auch: „Die Versorgung der Patienten und der Klinikbetrieb gehen auch im vorläufigen Insolvenzverfahren voll weiter.“ Die finanzielle Situation bezeichnet er als angespannt. Über allem stünde nun, den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren. Ein Überblick:

Das Vorgehen

Die Frage lautet: „In welchen Bereichen können wir sparen?“, sagt Danko. Dabei sei es zwingend notwendig, ein Konzept für die Zukunft auf die Beine zu stellen. Abgestimmt werde das alles mit dem Gläubigerausschuss, der sich aus sieben Mitgliedern zusammensetzt. Danko spricht von einem Haus mit Tradition und gutem Namen. Das solle erhalten bleiben. Dieses Ziel den Mitarbeitern zu vermitteln, habe ebenfalls zu den ersten Aufgaben der vergangenen Tage gehört.

Die Liquidität

Der Experte beschreibt das Problem schlicht und einfach: „In der Vergangenheit wurde zu viel ausgegeben, aber zu wenig eingenommen.“ Das Insolvenzrecht sei auf Sanierung ausgerichtet und erlaube den Kliniken, auch in der Insolvenz Geld zu verdienen. Die Geschäftsführung wird weiterhin von Claudia Nehrig und Manuel Berger besetzt, die nun wichtige Entscheidungen mit Danko abstimmen müssen.

Die Gehälter

Die Personalkosten seien der größte Posten bei den Ausgaben. Damit der Geschäftsbetrieb fortlaufen kann, sieht das Insolvenzrecht eine Entlastung vor: Löhne und Gehälter werden für drei Monate über das Insolvenzgeld durch die Bundesagentur für Arbeit gezahlt und über eine Bank vorfinanziert. Dies hat Danko bereits in die Wege geleitet. Das Problem ist allerdings: Nicht alle der rund 930 Mitarbeiter sind bei den DRK-Kliniken fest angestellt.

Die Schwesternschaft

Der Großteil der weiblichen Pflegekräfte werden von der Schwesternschaft gestellt –und auch von ihr bezahlt. Über einen Gestellungsvertrag erhält die Schwesternschaft das nötige Geld von den DRK-Kliniken. „Dieses Geld können wir aktuell nicht zahlen. Weil die Schwestern juristisch nicht unsere Mitarbeiter sind, bekommen sie aber auch kein Insolvenzgeld“, beschreibt Danko das Dilemma. Es gibt aber eine Lösung: Sein Plan sieht vor, die Schwestern befristet bei den DRK-Kliniken anzustellen. Die Agentur für Arbeit habe den Vorschlag bereits akzeptiert, wie Danko berichtet.

Der Investor

Neben den kurzfristigen Schritten hängt die Zukunft des Krankenhauses von der Suche nach einem Investor ab. Bis zum Insolvenzverfahren war der von der Schwesternschaft beauftragte Anwalt Thomas Köhler dafür zuständig. Über die zurückliegenden Grabenkämpfe innerhalb des Hauses sagt Danko nur, dass sie die Kliniken gelähmt hätten. Er hofft, dass Patienten weiterhin Vertrauen in das Krankenhaus haben – sehr gute Ärzte und sehr gutes Pflegepersonal seien da: „Keiner muss Angst haben, hier schlecht behandelt zu werden.“ (Robin Lipke)

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