Die Aller-Weser-Klinik (AWK) mit ihren Krankenhausstandorten in Achim und Verden benötigt zur Liquiditätssicherung und Kapitalstärkung im laufenden Haushaltsjahr einmal mehr einen Kapitalnachschub vom Landkreis Verden. Bereits in den vergangenen drei Jahren wurde vom Kreisausschuss ein solcher Nachschub von jeweils sechs Millionen Euro bewilligt. Und eben diesen zusätzlichen Betrag hat die AWK auch nun wieder beantragt. Darüber befinden wird der Kreisausschuss in seiner nicht-öffentlichen Sitzung an diesem Montag, 5. Juni.
"Die wirtschaftliche Lage des Krankenhauses ist auch aktuell noch von der Pandemie geprägt", erklärt AWK-Geschäftsführerin Marianne Baehr im Antrag. Gemäß des Wirtschaftsplans geht sie unter Betrachtung der möglichen Ergebnisse der Budgetverhandlung von einem negativen Jahresergebnis von 6,5 Millionen Euro aus. Warum mögliche Ergebnisse? Der Budgetabschluss mit den Kostenträgern konnte für dieses Jahr noch nicht verhandelt werden. "Die Ansichten, wer Aufgaben der Krankenpflege übernimmt und was in das Aufgabenfeld der Pflege der Patienten gehört, wird unterschiedlich gesehen", berichtet Baehr von Streitigkeiten mit den Krankenkassen. Nachdem lange Zeit alle Terminvorschläge, die das Krankenhaus gemacht hatte, abgelehnt worden seien, habe es am 11. Juni endlich ein Verhandlungsgespräch gegeben. Eine Einigung blieb jedoch aus. Ein nächster Verhandlungstermin wird erst im August stattfinden.
Unterstützung aus dem Kreishaus
Der beantragte AWK-Kapitalnachschuss von sechs Millionen Euro wird von der Kreisverwaltung befürwortet. "Die AWK steht vor der Herausforderung, Leistungen gemäß ihrem Versorgungsvertrag zu erbringen und die Personal- und Betriebskosten vorzufinanzieren, ohne abschätzen zu können, wann und in welcher Höhe eine kostendeckende Refinanzierung durch die Kostenträger erfolgt", heißt es in der Begründung aus dem Kreishaus. Das Liquiditätsrisiko trage alleine die AWK. Aus diesem Grunde sei es erforderlich, der Aller-Weser-Klinik einen Kapitalnachschuss in Höhe der Vorjahre zur Verfügung zu stellen.
Dass die Nachschubzahlungen des Landkreises aber keinen positiven Jahresabschluss garantieren, hat sich im vergangenen Jahr gezeigt. Ein Jahr, das in den Krankenhäusern Verden und Achim ganz im Zeichen der Corona-Pandemie stand. Ein Teil der zusätzlichen Aufwendungen wurde zwar durch Ausgleichszahlungen des Landes und Zahlungen der Krankenkassen kompensiert, "ein vollständiger Ausgleich ist jedoch nicht erfolgt", heißt es vom Landkreis. Für 2020 geht die AWK – wenn die Pflegeentgelte mit den Krankenkassen wie ausgewiesen beglichen werden – von einem negativen Jahresergebnis von rund 4,3 Millionen Euro aus.
Aus dem im vergangenen Jahr erfolgten Kapitalzuschuss von sechs Millionen Euro waren rund 3,5 Millionen Euro als zusätzliche Vorsorge für 2020 gedacht. "Die mit dem Kapitalnachschuss 2020 verbundene Kapitalvorsorge hat somit nicht ausgereicht, um im Jahresabschluss ein erneutes Kapitaldefizit zu vermeiden", stellt der Landkreis fest. Somit werden etwa 770.000 Euro des nun anvisierten Kapitalzuschusses für 2021 zunächst einmal dafür verwendet werden müssen, das Defizit des Vorjahres auszugleichen.