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Kreiseigene Klinik Krankenhaus in der Gewinnzone

Hilfen von Bund und Land haben das Osterholzer Kreiskrankenhaus im vergangenen Jahr in der Gewinnzone gehalten. Am Ende übertraf der Bilanzgewinn von 1,15 Millionen Euro die Erwartungen aus der Zeit vor Corona.
02.07.2021, 17:57 Uhr
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Krankenhaus in der Gewinnzone
Von Bernhard Komesker

Landkreis Osterholz. Knapp 1,15 Millionen Euro beträgt der Bilanzgewinn des Osterholzer Kreiskrankenhauses für das Wirtschaftsjahr 2020. Mit dieser Nachricht überraschte der CDU-Kreistagsabgeordnete Kai Entelmann den Osterholzer Kreistag auf der Sitzung am Donnerstagnachmittag. Der Vorsitzende des nichtöffentlich tagenden Kreistagsausschusses bekannte, er habe die Nachricht zunächst für einen Zahlendreher gehalten. Als die kreiseigene Klinik ihren Etat aufstellte, hofften die Verantwortlichen auf einen weniger als halb so großen Überschuss. Corona war da noch unbekannt. "Der Rettungsschirm ist uns zugute gekommen", erklärte Entelmann jetzt.

Die stolze Auslastung des Vorjahrs und auch der Anfangsmonate 2020 ließen die Bundes- und Landeshilfen sprudeln. Die wurden seit der Vollbremsung im März gewährt, als zahlreiche Wahlleistungen abgesagt werden mussten, die ein wichtiges Standbein des Kreiskrankenhauses sind. Eingeführt wurden Ausfallentschädigungen und Freihaltepauschalen sowie Boni für Krankenhäuser, die neue Beatmungskapazitäten schufen und/oder sehr volle Intensivstationen hatten. Laut Geschäftsbericht richtete das Kreiskrankenhaus im Vorjahr einen zusätzlichen Beatmungsplatz ein und kaufte ein Extra-Sauerstoffgerät für die Intensivstation - beides sollte sich auszahlen.

13 neue Stellen geschaffen

Niedersachsen wiederum belohnte - abhängig vom Inzidenzwert - in der zweiten Welle ab November die Krankenhäuser, die schon Ausgleichszahlungen erhalten und noch Intensivbetten frei hatten. Davon profitierte das Kreiskrankenhaus ebenso wie von finanziellen Verbesserungen bei den Personalkosten aus der unmittelbaren Pflege - obwohl noch keine neuen Pflegebudgets vereinbart werden konnten. Kai Entelmann zufolge wurden bereits 13 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt.

Er betonte, es seien vor allem die Umsätze, die enorm gestiegen seien. Nicht zuletzt tauchen in der Bilanz auch der begonnene Bettenhaus-Neubau auf sowie der Anbau, in den hinein nächstes Jahr die vergrößerte Intensivstation verlegt werden soll (wir berichteten). Der Vorjahresgewinn fließt denn auch zunächst mal in die Rücklage, wo auch schon der Überschuss aus 2019 von fast 600.000 Euro gelandet war. Kai Entelmann sagte: "Das ist in so schwierigen Zeiten alles nicht selbstverständlich." Die Bilanz verdiene "ein Lob an die Geschäftsführung und ein ganz, ganz großes Lob an jeden Mitarbeiter."

Weniger Patienten

Der Politiker sagte, eine erfreuliche Geschäftsentwicklung hätte es am Ende womöglich auch ohne die Pandemie gegeben. "Bei der Belegung sind wir mit einem blauen Auge davongekommen", bilanzierte der Ausschussvorsitzende und nannte einige Kennziffern: 6522 stationäre Patienten bedeuten einen Rückgang von 9,3 Prozent; beim Case-Mix, der den Schweregrad der Fälle gewichtet, gab es ein Minus von sieben Prozent. Die Fallzahl in den Ambulanzen, in denen einige Krankenhaus-Ärzte auch auf eigene Rechnung tätig sein können, ging im Krisenjahr um 10,1 Prozent auf 42.259 zurück.

Für die Bürgerfraktion ergänzte Wilfried Pallasch als Personalausschussvorsitzender, ihn freue besonders, dass endlich das Pflegepersonal um sechs Kräfte aufgestockt worden sei. Dank verdienten auch diejenigen, die den Rettungsschirm für die Krankenhäuser aufgespannt hätten, meinte Pallasch. Mit dem Jahresergebnis sei im Sommer 2020 überhaupt nicht zu rechnen gewesen. So aber lasse sich sagen: "Außer Sorgen, Mühe und Arbeit ist nicht viel gewesen." Diese Erleichterung sei umso wichtiger, um sich nun der neuen Intensivstation und auch dem Pflegeheim widmen zu können, das der Landkreis am Rande des Klinikgeländes errichten lassen will.

An Bonus-Zahlung erinnert

Einzig Mizgin Ciftci (Linke) goss Wasser in den Wein. "Wir danken allen Beschäftigten, die sich mit großem Einsatz in dieser Jahrhundertkrise um die Patienten gekümmert haben." Umso unverständlicher sei es, dass der Dezember-Antrag auf Zahlung einer Corona-Prämie fürs Klinikpersonal im Kreistag seinerzeit keine Mehrheit gefunden hatte.

Wie berichtet, hatten Linke und Grüne vergebens gefordert, in diesem Jahr symbolisch 90.000 Euro als Bonuszahlung an die 465 Beschäftigten auszuschütten, die sich 306 Vollzeitstellen teilen. Die Differenzierung der durchschnittlich 193,55 Euro pro Person wollten die Antragsteller je nach Stundenzahl und Stellenbeschreibung der Geschäftsführung und dem Personalausschuss überlassen.

CDU und SPD hingegen hatten sich dem Landrat und seiner Stellvertreterin angeschlossen. Diese hatten argumentiert, ein Bonus wäre unfair gegenüber anderen Beschäftigten im öffentlichen Dienst. "Wir bedauern, dass es damals nicht dazu gekommen ist", sagte Ciftci jetzt. Er fühle sich bestätigt: "Klatschen alleine reicht nicht." Wertschätzung müsse sich auch auf dem Gehaltszettel bemerkbar machen.

Zur Sache

Berichte im Sozialausschuss

Landkreis Osterholz. Berichte aus dem Sozialressort der Kreisverwaltung beschäftigen den zuständigen Fachausschuss des Kreistags auf der nächsten Sitzung am Donnerstag, 8. Juli. Ab 14.30 Uhr geht es im Kreishaus an der Osterholzer Straße um die Eindämmung der Corona-Pandemie, die Einhaltung der Servicegarantien im Sozialamt und um die aktuelle Hartz-IV-Statistik. Zudem werden die Abgeordneten über das Kidstime-Projekt für Kinder und Familien mit psychisch kranken Eltern unterrichtet. Nicht zuletzt werden sie auch informiert über den geplanten Bau eines Altenheims mit Kurzzeitpflegeplätzen beim Kreiskrankenhaus.

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