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Weichen für die Zukunft stellen

Videoausschnitt: Andreas Degelmann, Geschäftsführer der Kplus Gruppe

Andreas Degelmann, Geschäftsführer der Kplus Gruppe, stellt sich den Fragen zur Schließung der Frauenklinik am St. Remigius Krankenhaus in Opladen

Statement von Andreas Degelmann, Geschäftsführer der Kplus Gruppe zur Schließung der Frauenklinik

Die Frauenklinik am St. Remigius Krankenhaus wird zur Jahresmitte schließen. 15 Mitarbeitende können nicht weiterbeschäftigt werden. Für sie soll gemeinsam nach Lösungen gesucht werden. Nach der Schließung soll die Geriatrie Anfang nächsten Jahres umziehen und so den Standort dauerhaft sichern.

Die Gynäkologie und Geburtshilfe am St. Remigius Krankenhaus hört zum 30. Juni auf. Es ist keine leichte Entscheidung für Andreas Degelmann. „Aber wir müssen sie treffen. Jetzt.“ Seit einem guten Jahr ist er als Sprecher Geschäftsführung verantwortlich für die strategischen Entscheidungen in der Kplus Gruppe, zu der auch die beiden katholischen Kliniken in Leverkusen gehören. Rein wirtschaftliche Überlegungen haben letztlich dazu geführt, dass – formal gesprochen – der Versorgungsauftrag für die Gynäkologie und Geburtshilfe zurückgegeben wird. Das fällt schwer. „Wir haben tolle, engagierte Mitarbeitende, die mit viel Motivation und Einfühlungsvermögen oft über viele, viele Jahre für uns und vor allem für ihre Patientinnen gearbeitet haben“, ist sich Andreas Degelmann der Verantwortung bewusst.

Den Mitarbeitenden der Frauenklinik gilt Degelmanns besonderes Augenmerk. Den ganzen Vormittag hat er Gespräche mit ihnen geführt, die Entscheidung begründet und versucht, Lösungen auch in den umliegenden Gynäkologien aufzuzeigen. „Die Pflegekräfte werden komplett weiterbeschäftigt und können in andere Fachabteilungen wechseln, alle Hebammen haben das Angebot in unsere Gynäkologie und Geburtshilfe nach Hilden zu wechseln“, erklärt er. Wenn alle unsere Angebote annehmen, sprechen wir von weiteren 15 Beschäftigten der Frauenklinik, hauptsächlich Ärztinnen und Ärzte, von denen heute schon vier eine neue Anstellung gefunden haben. „Wir unterstützen, wo wir können“, so Andreas Degelmann.

Viele Faktoren führen zur „verdammt schweren“ Entscheidung. „Frauenkliniken in unserer Größenordnung haben es überall schwer, insbesondere die Geburtshilfe muss quersubventioniert werden“, erläutert Andreas Degelmann. Die Pauschalvergütungen reichen bei jährlichen Geburtenzahlen von rund 600 Neugeborenen einfach nicht aus, um alle entstehenden Kosten zu decken. Hinzu kommt der Fachkräftemangel. „Es wird immer schwieriger insbesondere Assistenzarztstellen zu besetzen, da wir wichtige operative Schwerpunkte wie die Brustkrebstherapie nicht anbieten.“

Hinzu kommt, dass das St. Remigius Krankenhaus mit dem Wiesdorfer St. Josef Krankenhaus eine zweite Betriebsstätte betreibt. Die vorgehaltenen Doppelstrukturen sind extrem kostspielig – 1,9 Millionen Euro im Jahr – daher habe man schon seit langem Szenarien entwickelt, um die Standorte zu vereinen. Aktuell stehen Sonderfördermittel zur Verfügung, die, werden sie nicht ausgegeben, Anfang nächsten Jahres verfallen. „Es mag herzlos klingen, weil die Entscheidung zu Lasten der Frauenklinik fällt: Wir haben jetzt das Geld, die frei werdende Etage altersgerecht umzubauen und die Geriatrie in Opladen zu integrieren.“ Das macht auch medizinisch Sinn, da die Geriatrie ganzheitlich ausgerichtet ist und als Querschnittsfach mit vielen anderen Fachbereichen zusammenarbeitet. Das geschieht schon heute, kann aber unter einem Dach mit den sprichwörtlich kurzen Wegen ganz im Sinne der Patienten optimiert werden.

Gibt es noch eine Chance, dass es auch zukünftig noch „echte Opladener“ gibt? „Nein“, sagt Andreas Degelmann. Die Bezirksregierung als Planungsinstanz und die Kassen als Kostenträger sind einbezogen und haben Verständnis für die Entscheidung gezeigt. Die Leverkusenerinnen könnten in der Stadt selbst, aber auch in den umliegenden Gemeinden gut versorgt werden. „Die Opladener fühlen sich doch nicht als Opladener, weil es in ihrem Pass steht, sondern weil das Herz für ihren Stadtteil schlägt.“