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Gießener Klinik–Chefs gegen Corona geimpft – Betriebsrat spricht von „Vordrängeln“

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Rund 1300 Mediziner arbeiten am Universitätsklinikum Gießen und Marburg, sie sind Landesbedienstete.
Die Geschäftsführer der Uniklinik Gießen wurden gegen das Coronavirus geimpft. Nach den jüngeren Impfskandalen wirft das Fragen auf. © Oliver Schepp

Sogenannte Impf-Drängler haben zuletzt für einige Diskussionen gesorgt. Nun wurden die Geschäftsführer der Uniklinik Gießen gegen das Coronavirus geimpft. Nach den jüngeren Skandalen wirft das Fragen auf.

Gießen – Die Geschäftsführer des Universitätsklinikums Gießen und Marburg (UKGM) am Standort Gießen, Gunther K. Weiß und Christiane Hinck-Kneip, wurden gegen Corona geimpft, genauso ihre Marburger Kollegen Sylvia Heinis und Harald Renz. Nach dem Impf-Skandal in Bad Wildungen, wo zwei Klinikleiter Impfdosen für sich und ihre Familienmitglieder abgezweigt haben sollen, wirft auch das Vorgehen am UKGM Fragen auf. UKGM-Pressesprecher Frank Steibli erklärt, dass der Vorgang seine Richtigkeit hat. Weiß und Hinck-Kneip seien geimpft worden, weil sich die Geschäftsführer - die beide auch Ärzte sind - freiwillig für die Arbeit im Impfteam des Krankenhauses gemeldet hatten.

Corona-Impfungen am Uniklinikum Gießen: Eine „Impfschicht“ abgeleistet

Diese Impfteams seien bereits im Dezember gebildet worden, aber durch die Verfügbarkeit von Astrazeneca sei »die erweiterte Impftätigkeit mit Unterstützung freiwilliger Impfteams« erst ab dem 18. Februar in Marburg wieder notwendig geworden, sagt Steibli. An diesem Tag habe Weiß seine zweite Impfdosis erhalten und seine erste Impfschicht abgeleistet. Weiß nächster Einsatz sei für den 26. Februar geplant. Hinck-Kneip sei schon mehrere Tage als Impfärztin im Einsatz gewesen. Steibli sagt: »Wir setzen uns für die Impfung und den Schutz unserer Mitarbeiter ein. Die Geschäftsführungen haben hier einen großen Anteil und bringen sich selbst ein.«

Corona-Impfungen am Uniklinikum Gießen: Kritik von Marburger Betriebsrat

Der Marburger Betriebsrat Wolfgang Demper kann sich hingegen nicht vorstellen, dass Weiß öfter Einsätze im Impfteam haben wird, wie er der Frankfurter Rundschau (FR) erzählte. Der Betriebsrat glaubt, dass Weiß nur »pro forma« impfen würde, um selbst eine Impfung zu erhalten. »Das ist etwas eleganter als in Bad Wildungen«, sagte Demper der FR. »Vom Prinzip ist das aber auch nichts anderes als Vordrängeln.« Sein Gießener Kollege Marcel Iwanyk glaubt hingegen, dass das Vorgehen der Geschäftsleitung richtig war. Aber Iwanyk sagt: »Für die Mitarbeiter, die täglich mit Patienten arbeiten und noch nicht geimpft sind, klingt das trotzdem blöd.« Laut UKGM wurden bisher 2 850 Mitarbeiter in Gießen geimpft, davon bereits 1 850 mit der Zweitimpfung. (seg)

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