Home Region Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Kanton SG
03.03.2021

St.Galler Spitäler machen 70,3 Millionen Verlust

Die St.Galler Spitäler schreiben tiefrote Zahlen. Bild: KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER
Die vier St.Galler Spitalverbunde schliessen das Geschäftsjahr 2020 mit einem Verlust von 70 Millionen Franken ab. Das Buget 2021 rechnet mit einem weiteren Verlust von 42,3 Millionen Franken.

Das Geschäftsjahr 2020 schliesst mit einer Verschlechterung von 50 Millionen gegenüber dem Vorjahr und von 35 Millionen gegenüber dem Budget ab. In den Zahlen bereits eingerechnet sind die Covid-19-Entschädigungen des Kantons von rund 34,4 Millionen Franken.

Gesamthaft hat die Gruppe der St.Galler Spitäler einen Umsatz von 1,24 Milliarden Franken (inkl. Covid-19-Entschädigungen des Kantons) erwirtschaftet, was einem Rückgang von 44 Millionen Franken gegenüber dem Vorjahr entspricht. Nach einem unterschiedlichen Start in das Jahr 2020 in den einzelnen Spitalverbunden hat sich die Situation seit Mitte März durch die Pandemie für die Gruppe der St.Galler Spitäler markant verändert. Die unternehmerischen Erfahrungen der Spitäler während der Pandemie bestätigen die Richtigkeit und Dringlichkeit der vom Kantonsrat Ende 2020 verabschiedeten neuen Spitalstrategie.

Bild: pd

Weniger stationäre Patienten

In der ersten Welle der Pandemie, in welcher der Bundesrat den Gesundheitseinrichtungen die Durchführung der nicht dringend angezeigten medizinischen Untersuchungen, Behandlungen und Therapien untersagt hatte, wurden in den öffentlichen Spitälern des Kantons St.Gallen deutlich weniger Covid-19 Patienten behandelt als in der noch immer laufenden zweiten Welle.

Die Einnahmenausfälle aufgrund des Behandlungsverbots vom 17. März bis 26. April 2020 wurden vom Kanton mit 34,4 Millionen Franken teilweise entschädigt. Der effektive Verlust beträgt somit 104,7 Millionen Franken und stellt die Spitalverbunde vor grosse Herausforderungen. Die Eigenkapitalsituation hat sich mit diesem ausserordentlichen Jahr weiter verschlechtert. Über die ganze Spitalgruppe wurden 61'456 stationäre Patientinnen und Patienten behandelt.

Die Zahl der stationären Patientinnen und Patienten ist damit gegenüber dem Vorjahr um 6.2% erneut gesunken (2019: 65'492). Nach einem Anstieg im Vorjahr sind im 2020 auch die ambulanten Frequenzen um 6,4% gesunken. Dies ist ebenfalls die Folge der Covid-19-Massnahmen in den Spitälern. Die Spitalverbunde rechnen für 2021 mit einem gesamthaften Verlust von 42,3 Millionen Franken über alle vier Spitalverbunde und einer tieferen EBITDA-Marge von 2,4%.

Ob diese Zahlen erreicht werden können, ist vom weiteren Verlauf der Pandemie abhängig (die Budgets wurden im Spätherbst 2020 erstellt). Die Umsetzung der Spitalstrategie ist für die Spitalverbunde essentiell und wird langfristig dazu führen, dass die Spitäler wieder auf einer gesunden finanziellen Basis stehen. Die Gesundung braucht aber länger als ursprünglich angenommen.

Die Eigenkapitalbasis wird wegen den sich abzeichnenden Defiziten in den nächsten Jahren äusserst dünn und muss in den drei regionalen Spitalverbunden (SR RWS, Spital Linth und SRFT) voraussichtlich gestärkt werden. Das Kantonsspital St.Gallen (KSSG) hat mit der Inbetriebnahme des Ambulatoriums («Ambi») Rorschach per 1. Februar 2021 bereits den ersten wichtigen Schritt der Transformationsmassnahmen erfolgreich umgesetzt.

Viele Operationen konnten aufgrund der Pandemie nicht durchgeführt werden. Bild: zVg

Spitalregion Fürstenland Toggenburg

Die Spitalregion Fürstenland Toggenburg (SRFT) mit den Standorten Wattwil und Wil schliesst das Geschäftsjahr 2020 bei einem Jahresumsatz von 101,4 Millionen Franken (Vorjahr 106,3 Mio.) mit einem Verlust von 9,99 Millionen Franken ab (Vorjahr: Minus 5,72 Mio.). Die abrechenbaren Austritte im stationären Bereich sanken auf 7’422 (2019: 8'344). Die stationären Erträge fielen im Verhältnis zum Vorjahr trotz des höheren Case Mix Indexes 0.730 (CMI; 2019: 0.717) wegen den tieferen Patientenzahlen um 4,7 Millionen Franken tiefer aus.

Der Rückgang der Zahl der ambulanten Besuche im Frühjahr konnte bis Ende Jahr mit 46’797 (2019: 50'682) fast ausgeglichen werden. In organisatorischer und personeller Hinsicht konnte die SRFT 2020 einen wichtigen Schritt hinsichtlich der künftigen Ausgestaltung des Leistungsangebots machen. Im Zuge der Netzwerkbildung in den Bereichen Allgemein- und Viszeralchirurgie sowie Orthopädie und Traumatologie wurde das Ressort Operative Klinik neu strukturiert. Mit der Wahl von Joanna Janczak zur Chefärztin der neuen Klinik für Allgemein und Viszeralchirurgie konnte gleichzeitig eine versierte Fachärztin für die Weiterentwicklung dieses Fachbereichs gewonnen werden.

Die Spitalregion Fürstenland Toggenburg (SRFT) mit den Standorten Wil und Wattwil schliesst das Geschäftsjahr 2020 bei einem Jahresumsatz von 101,4 Millionen Franken (Vorjahr 106,3 Mio.)

Kantonsspital St.Gallen

Das Kantonsspital St.Gallen (KSSG) weist für das Geschäftsjahr 2020 gegenüber dem Vorjahr einen fast unveränderten Umsatz von 907,5 Millionen Franken (Vorjahr 907,2 Mio.) aus, muss aber mit einem Minus von 22,1 Millionen Franken einen massiv höheren Verlust ausweisen. Im Vorjahr belief sich der Verlust noch auf 1,9 Millionen Franken.

Die stationären Austritte gingen von 36'746 im Jahr 2019 auf 34'465 Austritte zurück. Noch deutlicher war der Rückgang bei den Frequenzen im ambulanten Bereich. Verzeichnete man 2019 noch 526'666 ambulante Besuche, so lag diese Zahl im Berichtsjahr noch bei 488'209. Lichtblick im Geschäftsjahr 2020 war das Grossbauprojekt «come together». Nach gut einem Drittel der gesamten Bauzeit liegt man weiterhin gut auf Kurs. Die Grundsteinlegung für das Haus 07 A/B war ein weiterer wichtiger Meilenstein. Zudem durfte man sich im 2020 unter anderem auch über das 50-jährige Bestehen der Klinik für Neurochirurgie freuen. Die Klinik steht seit März 2020 unter der neuen Leitung von Chefarzt Prof. Dr. Oliver Bozinov.

Spitalregion Rheintal Werdenberg Sarganserland

Die Spitalregion Rheintal Werdenberg Sarganserland (SR RWS) mit den Standorten Altstätten, Grabs und Walenstadt schliesst das Geschäftsjahr 2020 bei einem Jahresumsatz von 199,2 Millionen Franken (Vorjahr 202 Mio.) mit einem Verlust ab. Nach dem Minus von 4,2 Millionen Franken im Jahr 2019 lag der Verlust im vergangenen Jahr bei 24,8 Millionen Franken.

Erwähnenswert ist dabei, dass in diesem Ergebnis eine Sonderabschreibung von 8,96 Millionen Franken für aufgelaufene Bauprojektkosten am Standort Altstätten enthalten ist. Diese Bewertungskorrektur in der Bilanz - 3 – MM Jahresabschlüsse 2020 der SR RWS gründet auf dem Entscheid des Kantonsrates zur Spitalstrategie, in welcher der Standort Altstätten nicht mehr als Spitalstandort vorgesehen ist und der Tatsache, dass für die Fortführung des Bauprojektes Altstätten kein Referendum für eine Volksabstimmung zustande gekommen ist.

Weiter ist zu beachten, dass in den Erträgen 2020 die vom Kantonsrat beschlossene Covid- 19 Ertragsausfallentschädigung im Betrag von 8,14 Millionen Franken als aktive Rechnungsabgrenzung bereits berücksichtigt worden ist. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie hinterlassen in der der Entwicklung der Frequenzen deutliche Spuren. Die stationären Frequenzen gingen von 15'352 Patienten im Jahr 2019 auf 13'939 Pateinten im Jahr 2020 zurück. Auch im ambulanten Bereich wurden mit 108'666 ambulanten Besuchen im Jahr 2020 deutlich weniger Patienten als im Vorjahr (2019: 121'611) behandelt. Im vergangenen Jahr einmal mehr positiv hervorzuheben sind die erfolgreichen Kooperationen mit dem Kantonsspital St.Gallen.

In den Regionalspitälern haben diese dazu beitragen, auch bei Leistungsangeboten, die über die Grundversorgung hinausgehen, eine qualitativ hochstehende Versorgung sicherzustellen. Ein Highlight war die Neubaueröffnung in Grabs im September 2020.

Die Spitalregion Rheintal Werdenberg Sarganserland (SR RWS) mit den Standorten Altstätten, Grabs und Walenstadt schliesst das Geschäftsjahr 2020 bei einem Jahresumsatz von 199,2 Millionen Franken (Vorjahr 202 Mio.) Bild: zVg

Spital Linth

Das Spital Linth in Uznach schliesst das Geschäftsjahr 2020 bei einem Umsatz von 68,3 Millionen Franken (Vorjahr 70,6 Mio.) mit einem Verlust von 13,4 Millionen Franken ab. Im Vorjahr belief sich der Verlust noch auf 8,5 Millionen Franken. Die verrechenbaren Leistungen gingen sowohl ambulant, als auch stationär zurück. Die stationären Frequenzen mit 5’128 Austritten sind um 66 Austritte gegenüber dem Vorjahr gesunken und ambulanten Besuche auf 66’228 (2019: 71’664).

Auch in der zweiten Welle seit September ist ein Rückgang zu verzeichnen, der durch die zahlreichen COVIDPatienten (insbesondere im Oktober und November) nicht kompensiert werden konnte. Ein Meilenstein war die Inbetriebnahme des sanierten Teils des Hauptgebäudes Mitte September 2020. Dort befindet sich das Labor, die Blutspende, die IMC, das Ambulatorium, die Tagesklinik, die Onkologie, die Dialyse und die Frauenklinik inklusive Wochenbett und Gebärsäle.

Aus der ehemaligen Frauenklinik entsteht nun das neue Verwaltungsgebäude, welches voraussichtlich im September 2021 bezogen werden kann. Dies ist zugleich der Abschluss der umfangreichen baulichen Tätigkeiten am Spital Linth.

Das Spital Linth in Uznach schliesst das Geschäftsjahr 2020 bei einem Umsatz von 68,3 Millionen Franken (Vorjahr 70,6 Mio.) Bild: © stokar-partner
mik/pd