Pfaffenhofen
Die letzten Schnaufer der Klinikallianz Mittelbayern

Formale Beschlüsse besiegeln das Ende der Managementholding - Kommunalpolitik zog 2018 die Notbremse

04.03.2021 | Stand 07.03.2021, 3:33 Uhr

Pfaffenhofen/Eichstätt/Kel- heim - Die Klinikallianz Mittelbayern GmbH befindet sich schon seit geraumer Zeit im Abklingbecken der Liquidatoren.

Die Abwicklung des offenbar kompliziert aufgebauten Konstrukts zieht sich mittlerweile über fast drei Jahre hin. Eigentlich sollte die vor gut acht Jahren gegründete Gesellschaft bereits zum Jahresende 2018 aufgelöst und in eine kommunale Arbeitsgemeinschaft überführt werden. Doch bis Mitte Januar fehlten noch letzte formale Beschlüsse. In seiner jüngsten Sitzung erteilte nun der Kreisausschuss des Kelheimer Kreistags nachträglich die Direktiven für Landrat Martin Neumeyer (CSU) bezüglich der weiteren Abstimmungen in der Gesellschafterversammlung.

Im Landkreis Pfaffenhofen ist diese Formalie übrigens längst schon erledigt. Hier müssen allerdings, wie Landratsamtssprecher Christian Degen mitteilt, noch die Jahresabschlüsse für 2018 und 2019 im Kreistag behandelt werden, da diese auch von Landrat Albert Gürtner (FW) abgezeichnet sein müssen. Voraussichtlich in der Aprilsitzung soll diesbezüglich der Beschluss gefasst werden.

In diesem Punkt ist man wiederum in Kelheim schon einen Schritt weiter: Der Kreisausschuss hat ihn bereits in der jüngsten Sitzung abhaken können. Der Hintergrund: Im Rahmen der Abwicklung der Klinikallianz Mittelbayern GmbH waren die Beschlüsse zu den Jahres- und Konzernabschlüssen für die letzten beiden Geschäftsjahre in der Gesellschafterversammlung zu fassen, was am 18. Januar bereits im Umlaufverfahren geschehen ist. Im letzten von den Wirtschaftsprüfern testierten Geschäftsjahr 2019 erzielten die insgesamt vier Kliniken mit zusammen rund 650 Planbetten und etwa 33 000 behandelten Patienten ein Erlösvolumen von etwa 100 Millionen Euro.

Die Klinikallianz Mittelbayern mit Sitz in Kösching im Landkreis Eichstätt wurde Ende 2012 insbesondere auf Betreiben des damaligen Leiters der Ilmtalklinik mit ihren beiden Häusern in Pfaffenhofen und Mainburg, Marco Woedl, aus dem Klinikverbund Mittelbayern heraus als Managementholding gegründet. Erklärtes Ziel der beteiligten Landkreise Eichstätt, Pfaffenhofen und Kelheim war es, für ihre Krankenhäuser Synergieeffekte zu nutzen, um vor allem beim Einkauf von medizinischem Material und Geräten möglichst günstige Konditionen zu erreichen.

Doch nach etwa fünf Jahren - Woedl hatte die Ilmtalklinik nach seiner fristlosen Kündigung Ende 2013 inzwischen längst verlassen - sollte sich herausstellen, dass das kompliziert zusammengezimmerte Konstrukt nicht das hielt, was es vielleicht einmal versprochen hatte. So verfolgt zum Beispiel die Klinik-Kompetenz Bayern eG ganz ähnliche Ziele. Dabei ist diese Genossenschaft mit 66 Kliniken von 33 Krankenhausträgern ungleich breiter aufgestellt.

Im Frühjahr 2018 zogen die politisch Verantwortlichen in den Landkreisen dann die Notbremse. Die Kreistage stimmten einer Auflösung der Klinikallianz Mittelbayern zu und entschieden sich, daraus eine kommunale Arbeitsgemeinschaft zu bilden. Die Vorteile: ein relativ geringer Gründungsaufwand, ein flexibles Konstrukt, das auf einem öffentlich-rechtlichen Vertrag gründet, eine offene Tür für andere kommunale Partner und die Konzentration auf das eigentliche "Kerngeschäft" der früheren Klinikallianz, nämlich möglichst günstig einzukaufen.

SZ