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Gesundheitszentren als Perspektive für den Landkreis Diepholz

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Ein Gesundheitszentrum im jetzigen Sulinger Klinikgebäude? Die Entscheidung wird noch auf sich warten lassen.
Ein Gesundheitszentrum im jetzigen Sulinger Klinikgebäude? Die Entscheidung wird noch auf sich warten lassen. © Harald Bartels

Für die Krankenhäuser in Bassum, Sulingen und Diepholz müssen neue Nutzungen entwickelt werden, seit die Zentralklinik in Borwede geplant ist. Landesweit sind nun regionale Gesundheitszentren in der Beratung. Was diese Perspektive für den Landkreis Diepholz bedeuten kann, erläutert der CDU-Landtagsabgeordnete Volker Meyer im Interview. Er hat er in der zuständigen Enquete-Kommission mitgearbeitet. Die Fragen stellte Anke Seidel.

Volker Meyer
Volker Meyer © VM

Herr Meyer, die Idee regionaler Gesundheitszentren in Niedersachsen ist längst keine Idee mehr, sondern der konkrete Vorschlag der Enquete-Kommission. Welche Chancen hat er?

Da die Einrichtung regionaler Gesundheitszentren einstimmig von Krankenkassen, Ärztevertretern, Kommunen, Experten und Politik empfohlen wurde, werden in Niedersachsen regionale Gesundheitszentren eingerichtet. Der Landtag hat den klaren Auftrag, die Empfehlungen der Enquete-Kommission umzusetzen.

Wenn der Landtag die Gesundheitszentren beschließen würde: Wann könnte mit der Einrichtung begonnen werden?

Ziel von CDU und SPD ist es, die notwendigen Haushaltsmittel für die ersten regionalen Gesundheitszentren im Landeshaushalt des Jahres 2022 bereitzustellen. Dann können die potenziellen Träger mit der Planung beginnen.

Wie lange – gerade im Gesundheitswesen – die Umsetzung von Entscheidungen dauern kann, sehen wir an der Klinik in Bassum: Erst jetzt sind zwei Operationssäle fertiggestellt, die seit 2007 geplant sind. Kann so etwas auch bei der Zentralklinik passieren?

Für den Bau des Zentralklinikums wurden Finanzmittel aus dem Krankenhausstrukturfonds beantragt, die für die Verbesserung der Strukturen in der Krankenhausversorgung eingesetzt werden. Die Erweiterung des medizinischen Leistungsangebots in einem Zentralklinikum – beispielsweise um die Bereiche Geburtshilfe, Gynäkologie und Schlaganfallbehandlung – verfolgt genau dieses Ziel und wird vom Land Niedersachsen unterstützt. Sollte der Landkreis Diepholz Finanzmittel aus dem Strukturfonds erhalten, könnte im Jahr 2023 mit dem Bau des Zentralklinikums begonnen werden und die Inbetriebnahme 2027 erfolgen.

Das Bassumer Krankenhaus verfügt jetzt über fünf OP-Säle. Wie könnte damit ein Gesundheitszentrum gestaltet werden?

15 Prozent der Krankenhausbehandlungen und Operationen in Deutschland könnten auch in regionalen Gesundheitszentren durch ambulant tätige Ärzte durchgeführt werden. Dies könnte auch in regionalen Gesundheitszentren in Bassum, Diepholz und Sulingen geschehen. Dabei steuert der Hausarzt die Patienten durch das Gesundheitswesen.       Die Zusammenarbeit von Haus- und Fachärzten und nichtärztlichen Fachgruppen unter einem Dach führt an allen Standorten zu kürzeren Wegen für die Patienten. Idealerweise gibt es ausreichend Betten für eine wohnortnahe Vor- und Nachsorge und eine rund um die Uhr besetzte Anlaufstelle. Die Ausgestaltung ist abhängig vom vor Ort bereits vorhandenen Leistungsangebot und muss sich am örtlichen Versorgungsbedarf ausrichten.

Welche Struktur wäre für ein Gesundheitszentrum in Sulingen optimal?

Das ist von den lokalen Erfordernissen und den bereits vorhandenen Strukturen abhängig. Den Beratungen möchte ich nicht vorgreifen.

Könnte es auch eines in der Klinik Diepholz geben?

Ja, selbstverständlich. Ob und in welcher Ausgestaltung das geschieht, wird sich zeigen.

Der Klinikverbund als Betreiber und Manager von Gesundheitszentren – wäre das eine Option?

Auch die Trägerschaft eines regionalen Gesundheitszentrums ist vom vor Ort vorhandenen Angebot abhängig. Dies können niedergelassene und dort tätige Ärzte sein, aber auch die Kassenärztliche Vereinigung oder auch öffentliche, kommunale, gemeinnützige oder private Träger.

Grundsätzlich ist die Gesundheitspolitik ein schwieriges Feld: Das Land steuert über den Krankenhausplanungsausschuss die Investitionen, Krankenhausbetreiber – wie im Landkreis Diepholz der Klinikverbund – tragen die Verantwortung. Die Krankenkassen spielen als Kostenträger eine entscheidende Rolle – und dann ist da noch die Bundesgesetzgebung. Ist eine Reform nicht mehr als überfällig?

Eine grundlegende Reform ist wünschenswert, um die für sich selbstständigen ambulanten und stationären Bereiche zusammenzuführen und in Abstimmung mit den Krankenkassen eine gemeinsame Versorgungsplanung an den vor Ort notwendigen Bedarfen einzuführen. Außerdem muss die Finanzierung von Investitionen aus den Behandlungskosten möglich sein und die gesetzlichen Zuständigkeiten auf weniger Institutionen konzentriert werden.

Herr Meyer, was wünschen Sie sich für das Gesundheitswesen im Landkreis Diepholz?

Dass allen Bürgerinnen und Bürgern im Landkreis Diepholz eine qualitativ sehr gute Gesundheitsversorgung angeboten wird, die in angemessener Zeit für jeden mit dem ÖPNV oder dem eigenen Verkehrsmittel zu erreichen ist.

Gesundheitszentren

Die Enquete-Kommission beschreibt die regionalen Gesundheitszentren in ihrem Bericht als „erweitertes Ärztehaus“. Zu den Basiselementen, die in jedem Gesundheitszentrum vorhanden sein sollen, gehören ambulante fachärztliche Versorgung, Erreichbarkeit rund um die Uhr, Betten zur Kurzzeitpflege sowie die Kooperation unterschiedlicher ärztlicher und nichtärztlicher Fachgruppen. Als optionale Elemente führt der Bericht weitere Fachbereiche (wie Apotheken, Reha, Optiker), ein ambulantes OP-Zentrum, Tagespflege, eine Rettungswache und von der Berufsgenossenschaft zugelassene Durchgangsärzte auf.

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