Das neue Bettenhaus der Aller-Weser-Klinik (AWK) in Verden macht gute Baufortschritte. Laut Geschäftsführerin Marianne Baehr werden die Arbeiten in diesem Jahr wie geplant ablaufen. Nicht nach Plan entwickeln sich allerdings die Kosten. Denn nach aktuellem Stand wird das Großprojekt etwa 6,1 Millionen Euro teurer. Damit steigen die Gesamtinvestitionen auf etwa 44 Millionen Euro.
Nach Angaben der Geschäftsführerin treiben drei Ursachen die Kosten nach oben. Zum einen muss die Klinik zusätzliche Auflagen aus dem Genehmigungsverfahren erfüllen. Das betrifft vor allem den Brandschutz sowie zusätzliche Fluchtwege. Zweitens sind laut Baehr die Anforderungen durch Änderungen der DIN-Normen gestiegen, etwa bei den Lüftungsanlagen. Und schließlich sind die Baukosten seit der Kostenberechnung 2017 um etwa 18 Prozent angestiegen. Das alles summiere sich auf 6,1 Millionen Euro, so Baehr, die sie bereits beim Ministerium in Hannover eingereicht habe. „Die Prüfung läuft bereits“, so die AWK-Geschäftsführerin. Zwar seien Kostensteigerungen in dieser Höhe bei vergleichbaren Projekten nicht unüblich, die AWK versuche aber trotzdem, bei der Ausführung etwas Geld zu sparen. „Beispielsweise lassen wir das Treppenhaus für die Fluchtwege nicht fliesen, sondern nur den Beton streichen“, gibt Oliver Lösch, Leiter für den Bereich Technik, ein Beispiel.
Seit dem Baustart für das neue Bettenhaus im November 2019 hat sich bereits viel getan. Der Rohbau ist weit gediehen, Teile des Daches sind nach Angaben von Marianne Baehr schon gegossen, in anderen Bereichen wird die Armierung vorbereitet. Später ist überall eine Begrünung vorgesehen. Im Inneren sind bereits einige wenige Kabeltrassen verlegt. „Die Handwerker haben hier teilweise bei minus 16 Grad gearbeitet“, erzählt sie. Nach Ostern folgt der Einbau der Fenster, und im Erdgeschoss wird der Estrich eingebaut.
Im Mai soll es dann das Richtfest geben, Corona-bedingt nur für die Mitarbeiter und einen kleinen Teil der Öffentlichkeit. Im Juni ist der Bau der Technikzentrale vorgesehen, wo unter anderem die Anlagen für Lüftung und Klimatisierung ihren Platz finden werden. Im August können die Fliesenarbeiten starten, der Ausbau des OP-Bereichs folgt im September.
Bereits Ende April steht die Erneuerung der Energiezentrale an. Zwar wird ein Teil des Strombedarfs der AWK durch ein Blockheizkraftwerk gedeckt, für den Notfall gibt es aber noch ein Stromaggregat, das ausgetauscht werden soll. „Damit ist unsere Energieversorgung in jedem Fall gesichert, unser Dieselvorrat reicht für 40 bis 42 Stunden Notstrom“, erzählt Lausch. Auch die alten Betoncontainer für die Energiezentrale werden gegen neue ausgetauscht, die wieder nahe des Verwaltungstrakt ihren Standort finden. Die Container werden durch einen großen Autokran gleich an Ort und Stelle gehievt. „Dafür müssen wir sogar unseren Hubschrauberlandeplatz für diese Zeit sperren“, sagt Marianne Baehr.
Eröffnung Sommer 2022
Im kommenden Jahr stehen Innenarbeiten im Mittelpunkt, denn im Sommer 2022 soll das Bettenhaus eröffnet werden. Neben der Möblierung, dem Einbau von Heizungen, Stromkabeln und sonstigen Installationen steht vor allem die Medizintechnik im Mittelpunkt. Doch damit sind die Bauarbeiten im nächsten Jahr noch nicht beendet. „Wenn das Bettenhaus fertig ist, wollen wir die zentrale Notfallambulanz sowie den Röntgenbereich umgestalten“, kündigt Baehr an.
Wie berichtet, entstehen durch den Neubau 20 Betten zusätzlich, die Anzahl steigt auf etwa 150. Zentraler Punkt ist auch ein neuer OP-Trakt mit vier Sälen und einem Aufwachbereich. Durch die bisherigen Bauarbeiten sei der laufende Klinikbetrieb nur anfangs eingeschränkt worden. „Während des Abrisses war das teilweise schon unangenehm für die Mitarbeiter wegen der Lautstärke und der Erschütterungen“, erinnert sich Marianne Baehr. Zu dieser Zeit habe das medizinische Personal sogar Eingriffe mit den Bauarbeiten abstimmen müssen. „Man kann schlecht operieren, wenn die Wände wackeln.“
Bei einem Rundgang durch den Rohbau werden vor allem die Dimensionen des Bettenhauses deutlich. Ein riesiger Raum wird später einmal Bettenstation, noch fehlen allerdings die Zwischenwände, um sich die Krankenzimmer vorstellen zu können. Mehr als einen Quadratmeter groß ist das Loch in Decke und Boden, wo die Zu- und Abluftanlage für die Operationssäle eingebaut wird. „Die Anlage wird durch alle Ebenen geführt“, erklärt Oliver Lausch. Im Innenhof ist der alte Eingang zu sehen, er ist aus Sicherheitsgründen mit Holzplatten verrammelt. Zwischen beiden Häusern entsteht bereits jetzt ein Verbindungsweg, der am Ende mit Glas verkleidet wird. Er verbindet später die alte Klinik mit der neuen.