Essen-Altenessen. Was stört die Essener konkret an den Krankenhausschließungen im Norden? Eine Postkartenaktion des örtlichen Kulturzentrums macht das deutlich.

Was denken die Altenessener zur Schließung der Krankenhäuser im Essener Norden? Welche Sorgen äußern sie? Unter dem Titel „Was denkst du? Altenessen ohne Krankenhaus“ initiierten das Zentrum für Kooperation und Inklusion KD 11/13, das Jugendhilfswerk dein Kult mit dem angeschlossenen Café und der Evangelische Kindertagesstättenverband Essen-Nord im vergangenen Jahr eine Postkartenaktion.

Thema noch nicht zu allen Familien vorgedrungen

Bürger hatten die Möglichkeit, ihre Meinung zu den Schließungen des Marienhospitals und des St. Vincenz-Krankenhauses in Stoppenberg auf eine Postkarte zu schreiben. „Gleichermaßen sollte die Aktion dazu beitragen, die Bürgerschaft durch eine kreative Form der Beteiligung über die Vorgänge zu informieren. Denn trotz vielfacher Berichterstattungen ist das Thema noch nicht zu allen Familien vorgedrungen“, erklärt Dein-Kult-Sprecherin Rita Albrecht-Zander.

Es wurden rund 250 ausgefüllte Postkarten abgegeben, beteiligte Einrichtungen bekommen jetzt ein Plakat mit einer Auswahl an Antwortkarten. Die Aussagen zeigen: Einerseits sorgen sich die Menschen um eine angemessene Gesundheitsversorgung sowohl im stationären Bereich als auch bezüglich einer rechtzeitigen medizinischen Hilfe in Notfällen. Andererseits sind nun größere Entfernungen zurückzulegen, sowohl als Patient, als auch für die Besuche von Angehörigen und Freunden im Krankenhaus. Erwartet werden zudem längere Wartezeiten für ambulante Untersuchungen, stationäre Aufnahmen und in Notfallambulanzen. „Der Essener Norden wird kaputtgespart, der Süden blüht dagegen auf“, steht auf einer der Karten. Auf einer anderen: „Die nächste Ambulanz ist viel zu weit weg, wenn man da ist, ist man schon tot.“

Wegfall der Geburtsstationen emotional besetztes Thema

Viele Altenessener bringen zudem deutlich zum Ausdruck, dass der Wegfall der Geburtsstation im Marienhospital ein sehr emotional besetztes Thema ist. Frauen verbinden gerade mit dieser Station viele positive Erinnerungen. Die jetzt weiten Wege zur Entbindung oder Versorgung der Kinder verunsichern vielfach, weil dort keine vertraute Umgebung vorgefunden wird.

„Die Mehrzahl der Antworten bildet eine vergleichsweise moderate Verärgerung und Enttäuschung zu den Krankenhausschließungen ab. Vereinzelt wurden auch sehr wütende und radikale Aussagen getätigt“, so Albrecht-Zander. Noch gebe es lebhafte Diskussionen um eine angemessene künftige Gesundheitsversorgung im Essener Norden und hier speziell auch für Altenessen. Passende Antworten müssten erst noch gefunden, kommuniziert und umgesetzt werden. Die Initiatoren der Aktion sind sich sicher, dass Altenessen an vielen Stellen Entwicklungspotenzial bereithält, dass sich entfalten kann, wenn die Menschen die vorhandene Infrastruktur als zufriedenstellend bewerten. Dazu zähle ein intaktes medizinisches Versorgungspaket. Albrecht-Zander: „Die Verantwortlichen und Entscheider sind also gut beraten, die Ergebnisse der Postkartenaktion in den Erneuerungsprozess einzubeziehen.“