Infektionen bei Krankenhausmitarbeitern in Ludwigsburg und Bietigheim Kliniken-Betriebsrat gibt Geschäftsführer Kontra

Von Frank Ruppert
Wo stecken sich Mitarbeiter der Kliniken in Bietigheim und Ludwigsburg am häufigsten mit Corona an? Diese Frage führt zu einem Disput zwischen Betriebsrat und RKH-Chef Prof. Jörg Martin. ⇥ Foto: Sebastian Gollnow

Die Aussage von RKH-Chef Jörg Martin, dass sich Krankenhaus-Mitarbeiter überwiegend daheim anstecken, weist der Betriebsrat zurück. Martin sieht sich falsch verstanden.

Ein Interview mit dem Leiter der RKH-Kliniken, Prof. Dr. Jörg Martin, das in der BZ Ende März erschien, hat bei Teilen der Belegschaft der Kliniken hohe Wellen geschlagen. Das erklärt der Betriebsratsvorsitzende der Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim gGmbH Martin Oster. In einer Mitteilung hat der Betriebsrat daher die Aussagen des Geschäftsführers kommentiert und Stellung bezogen.

Infizierte in der Belegschaft

Auf die Frage nach der Situation bei den Mitarbeitern bezüglich Infektionen mit dem Coronavirus aktuell und im Dezember sagte Prof. Martin: „Wir hatten damals in der Tat viele Beschäftigte, die sich überwiegend im privaten Umfeld angesteckt hatten.“

Das sagt der Betriebsrat: Laut Oster kam von zahlreichen betroffenen Kollegen und Kolleginnen die empörte Frage, wie die Aussage zu verstehen sei, dass sich viele der infizierten Beschäftigten überwiegend im privaten Umfeld angesteckt haben sollen. „Sicher war von Prof. Martin nicht beabsichtigt, damit in Zweifel zu ziehen, dass diese Menschen im Rahmen ihrer aufopfernden Tätigkeit Gefahren für Leib und Leben in Kauf nahmen und nehmen, teilweise erkrankten, auch schwere Verläufe mit Langzeitfolgen registriert sind“, sagt Oster.

In der Belegschaft sei teilweise der Eindruck entstanden, dass in der Öffentlichkeit der Eindruck entstehen sollte, dass Klinikangestellte in ihrer Freizeit leichtsinnig ihre eigene und damit auch indirekt die Gesundheit der ihnen anvertrauten Patienten aufs Spiel setzen würden.

Oster liefert auch Zahlen, die belegen sollen, dass eben der Großteil der Ansteckungen in der Belegschaft während der Arbeit und nicht daheim stattfinde. Über die ganze Pandemie standen 455 infizierten Beschäftigten, deren Coviderkrankung berufsgenossenschaftlich anerkannt wurde, am Stichdatum 8. März 2021 lediglich 68 Ansteckungen im „privaten Bereich“ entgegen, teil der Betriebsrat mit. „Die Aussage ,überwiegend im privaten Umfeld angesteckt’ ist unzutreffend.“

Das sagt die RKH-Leitung:

„Unsere Beschäftigten haben seit der zweiten Pandemiewelle ausreichend Schutzmaterialien zur Verfügung und halten sich sehr verantwortungsvoll an die geltenden Hygienemaßnahmen“, erklärt RKH-Sprecher Alexander Tsongas auf BZ-Anfrage. Dennoch könne es zu Ansteckungen unter den Beschäftigten kommen. „Die Zahlen des Betriebsrats zu den infizierten Beschäftigten, deren Covid-Erkrankung berufsgenossenschaftlich anerkannt wurde, sind durchaus richtig“, gibt er zu. Doch dies sei bei der Antwort von Prof. Martin im Interview nicht gemeint gewesen. Vielmehr habe er auf generelle Erkenntnisse des Robert-Koch-Instituts abgestellt, so Tsongas. Danach liege der Ursprung der meisten Infektionen grundsätzlich im häuslichen Umfeld. „Wir wissen, dass unsere Mitarbeiter sowohl im häuslichen Umfeld als auch in der Klinik sich sehr gewissenhaft an die Hygieneregeln halten“, betont Tsongas.

Zudem gehe die Berufsgenossenschaft auch vor dem Hintergrund, dass sich Ansteckungen nicht immer nachvollziehen ließen, großzügig mit der Anerkennung um. Das bestätigt auch die Arbeitnehmerseite.

Tsongas führt weiter aus, dass nach dem Höhepunkt der Infiziertenzahl bei der Belegschaft im Dezember die Entwicklung rückläufig sei. Das liege auch an der verstärkten Testung. Seit Ende Februar/Anfang März hätten die Mitarbeiter die Gelegenheit sich fünf Mal pro Woche testen zu lassen.

Stimmung bei den Mitarbeitern

Klinikenleitung und Betriebsrat weisen aber auch darauf hin, dass viele Mitarbeiter mittlerweile ausgebrannt sind, wegen der immensen Belastung. Tsongas spricht von einer „angespannten Stimmungslage“ und Oster erklärt, dass sich zunehmend Erschöpfung, Resignation und auch Frustration ausbreiteten. Daher richtet er auch den Appell an die Bürgerinnen und Bürger sich an die Corona-Regeln zu halten.

 
 
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