Etwa 90 Beschäftigte der SRH Kliniken in Sigmaringen, Bad Saulgau und Pfullendorf haben sich nach Angaben der Gewerkschaft Verdi am 15. April dem bundesweiten Protest für bedarfsgerechte Personalvorgaben angeschlossen. Anlass war die Bundestagsanhörung zum „Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung“. Die Beschäftigten der Kliniken kritisieren, dass im aktuellen Entwurf erneut keine bedarfsgerechte Personalbemessung auf den Weg gebracht wird.

„Es gilt uns endlich richtig zuzuhören und das Gehörte zu verstehen.“

„Die Schieflage im Gesundheitswesen wird auf unsere Rücken gepackt. Auf Rücken, die bereits kaputtgearbeitet sind. Rücken die schon Last tragen“, betonte Annerose K., ver.di-Teamdelegierte aus der Klinik in Sigmaringen. „Wir gehen schon lange auf die Straße! Wir schrieben und schreiben uns an die Verantwortlichen der Kommunal-, der Landes- und der Bundespolitik zum Teil die Finger wund. Wir wurden laut und riefen nach ihnen. Es gilt uns endlich richtig zuzuhören und das Gehörte zu verstehen“, wird Annerose K. in der Pressemitteilung der Gewerkschaft zitiert.

„Der Umgang in der letzten Tarifrunde war alles andere als respektvoll und wertschätzend.“

Doch die Forderung nach einer bedarfsgerechten Personalbemessung war nach Angaben von Verdi nicht der einzige Grund, warum die Beschäftigten auf die Straße gingen. Sie wollten auch ihrem Ärger über den Vorstandsvorsitzenden der SRH Kliniken Luft machen. „Bei allen Problemen, die wir im Gesundheitswesen haben, müsste man meinen, dass auch die Arbeitgeber ein Interesse an uns Beschäftigten haben sollten und deshalb wertschätzend mit uns umgehen würden. Aber der Umgang in der letzten Tarifrunde war alles andere als respektvoll und wertschätzend“, erklärt Dennis Schmatz, Verdi-Tarifkommissionsmitglied in Sigmaringen.

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Androhung von Streiks und Notdienstverhandlungen bringen Bewegung in Tarifgespräche

Die SRH-Führung hatte, nachdem die Verdi-Mitglieder dem Verhandlungsergebnis Anfang März bereits zugestimmt hatten, Teile des Ergebnisses wieder zurückgenommen. Erst die Androhung von Notdienstverhandlungen und Streiks der Beschäftigten in Sigmaringen, Bad Saulgau und Pfullendorf hätten den Geschäftsführer dazu gezwungen, das ursprüngliche Angebot sogar noch aufzubessern, heißt es in der Pressemitteilung. „Umso amüsanter finde ich es, dass sich die SRH-Führung in der Presse nun hinstellt, als wären sie auf die Beschäftigten zugegangen, um sich so als großzügigen Arbeitgeber darzustellen“, ergänzt Jannik Widon Gewerkschaftssekretär bei Verdi.

Seit einem Jahr liegt Instrument zur Personalbemessung vor

Die Wut der Beschäftigten ist nach Angaben von Verdi groß. Schließlich habe Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zugesagt, für Entlastung zu sorgen. Im Rahmen der konzertierten Aktion Pflege wurden die Deutsche Krankenhausgesellschaft, der Deutschen Pflegerat und Verdi damit beauftragt, ein Instrument zur Personalbemessung zu erarbeiten. Seit über einem Jahr liegt dieses vor, die PPR 2.0. Doch passiert ist damit nichts. „Arbeit mit und am Menschen, deren Schicksale wir nicht abschütteln, weil wir den uns anvertrauten, oft hilflosen Menschen zuhören wollen! Sie wahrnehmen. Sie begleiten, sie fördern und gewissenhaft pflegen und behandeln wollen. Das ist unsere Aufgabe, das ist unser Beruf. Und die Pflicht der Politik ist, dies in einem gesunden Rahmen zu ermöglichen. Doch vernünftige Unterstützung lässt sich nicht erkennen.“ stellt Annerose K. empört fest.