Kündigt im Kreistag einen "Aufbruch zu neuer Stärke" an: Klinik-Geschäftsführer Gerhard Hinger. Foto: Ungureanu

Viel Lob hat es in der Kreistagssitzung für den Einsatz des Klinik-Personals in der Pandemie gegeben. Weniger erfreut zeigten sich die Räte über den Jahresverlust von rund 8,5 Millionen Euro. Laut Plan hätte es besser aussehen sollen, aber: "Wir wurden durch Corona zurückgeworfen", sagte Manfred Heinzler.

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Zollernalbkreis - Der kaufmännische Geschäftsführer führte die Sicherheitsdienste, die beiden Zelte, die während der "dritten Welle" neben dem Balinger Klinikum aufgebaut worden waren, die umfangreichen Testungen, aber auch die zusätzlichen Leihärzte an, die unter anderem für die Betreuung der Intensivpatienten notwendig waren. Und daneben habe das Klinikum, so Heinzler, im vergangenen Jahr 2500 Fälle "verloren", weil es im Lockdown Aufnahmeverbote für verschiedene Leistungen gegeben habe.

Klinik-Geschäftsführer Gerhard Hinger kündigte hingegen einen "Aufbruch zu neuer Stärke" an. "Auf Veränderungen hoffen, ohne selbst was zu tun, ist wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten", sagte er. Sprich, das Unternehmen müsse gestärkt werden, um die Zukunft von rund 1500 Mitarbeitern und die Versorgung von rund 190.000 Kreisbewohnern zu sichern.

Wie sieht die Zukunft aus?

Im Vergleich mit anderen Häusern, darunter auch Universitätskliniken und Kliniken der Maximalversorgung habe sich das Zollernalb-Klinikum wacker geschlagen: "Wir hatten eine ähnliche Belastung wie die Maximalversorger", sagte er. Die Klinik-Mitarbeiter seien zum Großteil geimpft, insgesamt seien während der Pandemie 222 Mitarbeiter an Corona erkrankt, zum Teil schwer.

Wie sieht die Zukunft aus? 41 Prozent der Patienten seien älter als 75 Jahre. Das Klinikum wolle eine Übergangs- und Kurzzeitpflege etablieren. 15 Kurzzeitpflegeplätze und fünf Übergangspflegeplätze seien geplant. Sie sollen in Albstadt auf Station vier, in der ehemaligen Psychosomatik, untergebracht werden. Hier befinde man sich in der Prüfungsphase, die heimrechtlichen Voraussetzungen würden derzeit untersucht.

Das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) habe drei Gynäkologen-Sitze in Albstadt, das MVZ für Kinder- und Jugendmedizin werde künftig in Balingen und Meßstetten präsent sein. "Sigmaringen hat angefragt, ob wir die Neugeborenenversorgung übernehmen."

Neu im Bereich Onkologie sei die Kooperation mit Tübingen: "Wir bringen universitäre Medizin aufs Land, Ärzte aus Tübingen kommen in den Zollernalbkreis", sagte Hinger. Das sei auch in der Ausbildung junger Ärzte interessant, "eine Win-Win-Situation". Und: Ab Oktober werde das Zollernalb-Klinikum auch wieder einen eigenen Onkologen haben.

Auch in Sachen Digitalisierung sei man aktiv: Es gelte, die Kommunikation zwischen verschiedenen Systemen in den Krankenhäusern umzusetzen mit dem Ziel, eine elektronische Patientenakte zu bekommen, die alles beinhaltet. Zusammen mit anderen Kliniken bundesweit arbeite das Zollernalb-Klinikum bei der Entwicklung der IHE-Plattform mit: "Wir gestalten die Zukunft mit, entwickeln neue Standards."

Verlust wird durch Kreishaushalt abgedeckt

Der Verlust sei bitter, aber das Klinikum habe in Zeiten der Pandemie einen hervorragenden Dienst geleistet, sagte Helmut Reitemann (CDU). Reinhold Schäfer (FWV) sprach von einer besonderen Herausforderung durch Corona. Es gelte, den hauptsächlich durch Corona bedingten Verlust für die Kreisbevölkerung darzustellen.

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Ullrich Mohr (FDP) räumte ein, dass das Klinikum während der Krise viel geleistet habe. Der Abmangel sei jedoch auch auf hohe Personalkosten durch Leihärzte zurückzuführen. Die Personalfluktuation sei hoch. "Was tut man dafür, gewonnene Ärzte zu halten?" Und: Vermehrt höre man Klagen, dass man mit den Ärzten nicht kommunizieren könne, weil sie der Sprache nicht mächtig seien. Mohrs Vorschlag: Kurse anzubieten, und die Teilnahme verpflichtend zu machen.

Konrad Wiget (Grüne) lobte die Leistung des Klinikums in kommunaler Trägerschaft. Das Zentralklinikum gelte es zeitnah umzusetzen. Martin Frohme (SPD) sagte, das Klinikum stehe abgesehen vom finanziellen Verlust gut da, die Pädiatrie habe sich gut weiterentwickelt, die Onkologie biete eine neue Option. Ullrich Mohr warf er Populismus vor: "Das wirft kein gutes Licht auf ausländische Ärzte."

Letztere, betonte Erik Wille (AfD) dürften erst eingestellt werden, wenn sie die Sprache gut beherrschten. Er wolle verstehen, wenn ein Arzt etwas sage. Landrat Günther-Martin Pauli konterte: "Wir verstehen Sie auch manchmal nicht." Da werde freilich etwas getan, das Klinikum habe hervorragende Ärzte, aber das Deutsche sei nicht einfach, und Schwäbisch komme erschwerend hinzu. Ohne diese Ärzte müsste manch eine Abteilung schließen.

Ohne Gegenstimme wurde beschlossen, den Verlust des Klinikums aus dem Kreishaushalt abzudecken.