Die umstrittene Umwandlung der Helfenstein-Klinik hat Folgen für die Rettungskräfte im Kreis Göppingen haben. Ein Stützpunkt in Mühlhausen ist im Gespräch.

Geislingen - Ein Insider aus dem Rettungsdienst hatte den Stein ins Rollen gebracht, Mühlhausens Bürgermeister Bernd Schaefer sprang auf den Zug auf. Er sorgt sich – zusammen mit seinen Amtskollegen im oberen Filstal – um die Notfallversorgung in der Raumschaft und plädiert für einen neuen Notarztstützpunkt in Mühlhausen. Er denkt dabei vor allem an die Zeit, wenn die Geislinger Helfenstein-Klinik kein vollwertiges Krankenhaus mehr ist.

 

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Der Bereichsausschuss für den Rettungsdienst nimmt diesen Vorstoß ernst und hat sich mit dem Thema beschäftigt. In der jüngsten Sitzung sei im Zusammenhang mit den Umwandlungsplänen der Helfenstein-Klinik „über ein möglicherweise notwendiges Gutachten“ gesprochen worden, sagt Alexander Sparhuber von der Geschäftsstelle des Bereichsausschusses. Allerdings fehlten aktuell noch die Informationen der Alb-Fils-Kliniken über das zukünftige Versorgungsspektrum des Geislinger Krankenhauses. „Erst wenn geklärt ist, welche Patienten auch zukünftig in die Helfenstein-Klinik transportiert werden können beziehungsweise welche Patienten nicht mehr in die Helfenstein-Klinik gebracht werden können, kann der Bedarf an zusätzlicher Rettungsmittelvorhaltung durch ein Gutachten ermittelt werden“, macht Sparhuber deutlich. Der Bereichsausschuss habe dazu eine Arbeitsgruppe eingerichtet. Sobald die ersten Ergebnisse der Alb-Fils-Kliniken vorlägen, werde die Arbeitsgruppe sich damit beschäftigen und eine entsprechende Empfehlung aussprechen. „Wir gehen davon aus, dass bis Ende Oktober hierzu Ergebnisse vorliegen werden“, sagt Ulrike Fischer, Pressesprecherin der Alb-Fils-Kliniken.

Die Fahrzeiten könnten sich verlängern

Sparhuber glaubt, dass die Umwandlung des Geislinger Krankenhauses in eine Praxisklinik Auswirkungen auf die Hilfsfrist haben könnte. Wenn Patienten nicht mehr in die Helfenstein-Klinik transportiert werden könnten, verlängerten sich die Fahrtzeiten und somit die Bindungszeiten der Rettungsmittel, erklärt Sparhuber. Auch hier verweist er auf die Zuarbeit der Alb-Fils-Kliniken: Solange die Ergebnisse der dort eingerichteten Arbeitsgruppen noch nicht vorlägen, „ist eine Eingrenzung der Patienten, die in andere Kliniken transportiert werden müssen, bis auf alle intensivpflichtigen Patienten und auf alle Patienten, die eine sofortige Operation benötigen, nicht möglich“.

Auf Landesebene wird derzeit eine Verkürzung der Hilfsfrist für den Rettungswagen von 15 auf 12 Minuten diskutiert, in diesem Zug soll dann die notärztliche Hilfsfrist entfallen. Ob und wann es dazu kommt, sei nicht absehbar, sagt Sparhuber. „Von daher ist aus diesem Grund ein Gutachten aktuell nicht notwendig.“

Einen Notarztmangel gibt es in Göppingen nicht

In manchen Regionen Deutschlands schlagen die Rettungskräfte wegen ausgefallener Notarzteinsätze Alarm, auch die Bürgermeister im oberen Filstal hatten schon von Fällen berichtet, in denen Hilfe zu spät gekommen sei. Dieses Problem sieht Sparhuber nicht: „Ein wirklicher Notarztmangel ist im Rettungsdienstbereich Göppingen nicht erkennbar. So konnten im Jahr 2020 alle Notarztdienste besetzt werden.“

Ingo Hüttner, Medizinischer Geschäftsführer der Alb-Fils-Kliniken, hatte bei einer Pressekonferenz von einem „bundesweiten Mangel an Notärzten“ gesprochen. Hüttner machte deutlich, dass sich die Alb-Fils-Kliniken nicht gegen einen möglichen weiteren Notarztstützpunkt im Kreis wehren, allein sie könnten diesen neuen Standort personell nicht besetzen, sondern seien auf externe Unterstützung angewiesen.

Die Alb-Fils-Kliniken stellen die Notärzte

Grundsätzlich ist der Bereichsausschuss für die Sicherstellung des Notarztdienstes zuständig, die Standorte im Rettungsdienstbereich Göppingen betreibt das Deutsche Rote Kreuz (DRK). Die Alb-Fils-Kliniken (AFK) stellen die Notärzte, im Jahr 2018 haben DRK und AFK einen entsprechenden Vertrag geschlossen. Die Notärzte am Standort Süßen stellt bereits jetzt das Deutsche Institut für Katastrophenmedizin aus Tübingen. Der Trend, für die Notarztdienste auf externe Personaldienstleister zurückzugreifen und damit die Kapazitäten der Kliniken zu entlasten, sei auf jeden Fall da, bestätigt Sparhuber. Ob es letztlich einen weiteren Notarztstandort geben wird, entscheidet der Bereichsausschuss. Dazu sei in der Regel ein Gutachten notwendig. Das letzte dieser Art stammt laut Sparhuber aus dem Jahr 2017 und wurde zum 1. Januar 2018 umgesetzt.