Eberner Krankenhaus Stadtrat bekommt Informationen

Das Eberner Krankenhaus und seine Zukunft werden den Stadtrat wohl noch häufiger beschäftigen. Am Donnerstag standen Landrat Wilhelm Schneider und Klinik-Vorstand Wilfried Neubauer dem Gremium Rede und Antwort. Foto: /René Ruprecht

Umfassende Aufklärung zum neuen Konzept und zur Zukunft des Eberner Krankenhauses hatten sich die Stadträte schon länger gewünscht. Die gab es nun – und auch ein paar neue Details.

 
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Ebern - Das Wichtigste in Kürze: Die Notfallversorgung am Eberner Krankenhaus kann nun doch nicht über die Öffnungszeiten des MVZ (Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr) hinaus angeboten werden – die Haftpflichtversicherung sagt Nein. Noch in der vergangenen Kreistagssitzung hatte Wilfried Neubauer, Vorstand der Haßberg-Kliniken und nach Vera Antonia Büchners Abgang als Vorstandsvorsitzende deren kommissarische Vertretung, Hoffnung darauf erweckt, möglicherweise zusätzlich und zeitweise an Wochenenden und Feiertagen eine ambulante chirurgische Notfallsprechstunde anbieten zu können, wenn das Team von Labor und Röntgen im Haus wäre. So bleibt es aber bei der Begrenzung der Notfallversorgung auf werktags/tagsüber, was Neubauer am Donnerstag den Räten im Eberner Stadtrat – und diesmal rund 20 Zuhörern – noch einmal mit Zahlen relativierte: Durchschnittlich ein Patient zwischen 18 und 8 Uhr, an den Wochenendtagen insgesamt im Schnitt fünf – „wenn’s Einzelne trifft, ist es bitter, aber aus Sicht des Landkreis-Unternehmens und des Landkreises, der für die Defizite einspringen muss, muss man die berechtigte Frage stellen, ob man dafür einen ganzen Apparat vorhalten kann“, so Wilfried Neubauer.

Neubauer war gemeinsam mit Landrat Wilhelm Schneider (CSU) nach Ebern gekommen, um die Stadträte umfassend über das neue Konzept zu informieren. Endlich, wie es aus deren Mitte hieß und teilweise auch deutlich geäußert wurde. Zweiter Bürgermeister und FDP-Kreisrat Harald Pascher etwa zeigte sich enttäuscht, dass jene Kreisräte, die nicht im Verwaltungsrat sitzen, aus der Presse von den Plänen hatten erfahren müssen. Nicht anders die Eberner Stadträte, bemängelte Freie Wähler-Stadtrat Sven Steffan, die nicht mehr gewusst hätten als die Bürger, die nach jenen Presseberichten bei den Stadtratsmitgliedern nachgefragt hätten. Gerne hätte man ihnen weitergeholfen, stand aber damals blank und daher jetzt verärgert da. „Ich gebe zu, dass die Kommunikation nicht optimal gelaufen ist“, gestand Landrat Wilhelm Schneider ganz offen und nahm die Schuld auf seine Kappe: „Das hätte anders laufen können.“

Geduldig wiederholte der Landrat die wichtigsten Gründe für die Umstrukturierung: Man wolle sich bedarfs- und letztlich auch zukunftsorientiert aufstellen. Außerdem sollten die Stadträte noch einmal hören, dass dieses Konzept nicht nur wohlüberlegt, sondern auch gemeinsam im Verwaltungsrat beschlossen worden sei, dem aus dem Eberner Stadtrat Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) und CSU-Stadträtin Isabell Zimmer angehören. Das Konzept stellte dann einmal mehr Wilfried Neubauer vor und betonte wie der Landrat die absolute Notwendigkeit von Plätzen zur Kurzzeitpflege im Landkreis und die zuletzt zu geringe Auslastung der stationären Chirurgie.

Das Konzept sei nicht starr, bekräftigte Landrat Wilhelm Schneider. Mit dem Kompromiss zur Notfallversorgung wurde es zwar nichts, dafür konnte man Labor und Röntgen in Ebern halten (die Neue Presse berichtete). Betriebsbedingte Kündigungen habe es nicht gegeben, und man habe es geschafft, alle 62 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entweder in einem anderen Einsatzbereich im Krankenhaus oder MVZ in Ebern oder im Haus Haßfurt unterbringen zu können – und zwar einvernehmlich, unter Berücksichtigung von Wünschen und unter Beibehalt des jeweiligen Status im Öffentlichen Dienst.

Auch an der Notarztversorgung in Ebern ändert sich nichts, solange im Haus Ärzte dafür qualifiziert sind. In diesem Fall ist es Dr. Fred Hauck, Facharzt für Orthopädie/Chirurgie und Facharzt für Allgemeinmedizin, der in Ebern bleiben wird. Positiv sei die Erweiterung des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ), ein Modell, das mit der Verpflichtung des Orthopäden und Unfallchirurgen Dr. Torsten Burkhardt zum Jahreswechsel, einem „Allrounder“, so Neubauer, erst „richtig rund“ werde. Aufgebaut werden solle ein Ambulantes OP-Zentrum für den gesamten Landkreis, weshalb auch die Anästhesie weiter in Ebern aufgestellt sein wird. Man gehe von hohen ambulanten OP-Zahlen aus, zumal auch die ambulanten Operationen aus Haßfurt künftig in Ebern geplant werden.

Weniger gut: Noch immer konnte kein Nachfolger für Dr. Ants Lohmus als Chefarzt der Inneren Medizin engagiert werden, der aus dem Dienst ausscheidet. Solange sich keiner findet, müsse die Abteilung von Haßfurt aus unterstützt werden.

Unterstützung aus Haßfurt gibt es auch für die Intermediate Care Station (IMC), die mit drei bis fünf Betten in Ebern weitergeführt wird: Künftig in organisatorischer Einheit mit der Intensivstation Haßfurt, wodurch die Station auch an den Wochenenden zuverlässiger „am Netz“ bleiben soll.

Das Konzept sei rund, schloss Wilfried Neubauer, selbst ehemaliger Eberner. Und als solcher versicherte er: Das Konzept decke viele Bereiche ab, man müsse sich zwar mit dem Gedanken anfreunden, „dass ein Teil fehlen wird, dafür kommen aber auch Teile dazu“.

Das gilt vor allem für das gewollte Pilotprojekt, der ins Krankenhaus integrierten Kurzzeitpflege. Die Verbindung beider Bereiche mit einem gemeinsamen Personalpool wäre erstmalig für Bayern und nicht ganz so einfach, weil aus zwei verschiedenen Geldtöpfen (Krankenkasse/Pflegekasse) gespeist. Zudem müssen die konkreten Anforderungen dazu noch abgesteckt und die Räumlichkeiten entsprechend umgebaut werden. Erst am Montag habe es dazu ein Gespräch mit dem Gesundheitsminister gegeben. Geprüft werden nun Fördermöglichkeiten durch das Programm „PflegesoNah“ des Freistaats. Klappt das Projekt wie geplant, könne es auf andere kleine Häuser, die vor ähnlichen Problemen stehen, übertragbar und so beispielgebend für ganz Bayern sein.

Kommt aber der Umbau nicht teurer als das, was man sich an finanzieller Stabilisierung durch das Pflegekonzept erwartet? Das wollte FW-Stadtrat Philipp Arnold wissen, der auch kritisierte, weshalb die Umstrukturierung bereits in die Wege geleitet werde, noch bevor man um eine erfolgreiche Förderung wisse. Den für die künftig 20 Kurzzeit- und zehn Übergangspflege-Plätze nötigen Umbau schätzt Landrat Schneider auf 1,5 bis zwei Millionen Euro einmalig, die laufende Förderung auf 1,6 Millionen, wenn man es in das Programm schafft. Er betonte aber noch einmal, dass es bei der Schaffung von Pflegeplätzen eben nicht darum gehe, Geld zu verdienen. „Man muss als Landkreis auch die Verpflichtung sehen, den Bedarf zu decken, wenn es der Markt nicht tut“, so Schneider.

Ob man sich mit dem schnellen Start nicht die Chance auf vielleicht doch künftig mögliche Subventionierungen kleiner Häuser vergebe, wollte Harald Pascher noch wissen. Ähnlich war es seinerzeit bei der Geburtshilfe gelaufen, die schon so gut wie geschlossen war, doch mit einem Sonderförderprogramm gerade noch einmal die Kurve bekommen hatte. Eine ganz andere Geschichte, sagte Wilfried Neubauer. Mit der Schließung in Haßfurt hätte man die Häuser in Bamberg und Schweinfurt, die dann wohl die zusätzlichen Geburten hätten aufnehmen müssen, in die Bredouille gebracht, das hätte sich die Politik nicht erlauben können. „Bei der Chirurgie wird es so etwas nicht geben“, so Neubauer.

Keine Zukunft gibt es wohl auch für das bisherige Schwesternwohnheim, nach dem sich Dritter Bürgermeister und FW-Stadtrat Thomas Limpert erkundigte. Der Zustand spreche wohl eher für einen Abriss, hieß es. Und noch eine kleine Kritik in puncto Kommunikation gab es von Limpert: Nachdem man nun ausreichend Aufklärung erhalten habe, wisse man jetzt, dass die Innere Medizin nicht ausschließlich Teil der Altersmedizin werden solle, sondern auch Jüngeren offen stehe. Auch dies möge man künftig besser kommunizieren.

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