Neuer Chefarzt 

Erlanger Waldkrankenhaus: So geht es weiter mit der Orthopädie

3.8.2021, 12:26 Uhr
Wer Schmerzen am Knie hat, sollte einen Orthopäden aufsuchen.          

© imago images/Panthermedia, imago images/Panthermedia Wer Schmerzen am Knie hat, sollte einen Orthopäden aufsuchen.       

Seit 1. Juli hat die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Waldkrankenhauses mit Prof. Thomas Tischer einen neuen Chefarzt, was wird sich in dem Bereich ändern, Herr Haeckel?
Carsten Haeckel: Das Waldkrankenhaus steht mit seiner Klinik für Orthopädie bereits seit vielen Jahrzehnten für hochklassige Medizin auf nationalem Niveau. Mehrere Generationen von Chefärzten haben ihren Beitrag zum herausgehobenen Profil dieser Klinik geleistet. Nun hat mit Professor Thomas Tischer ein neuer Chefarzt diese Traditionsklinik unseres Hauses übernommen. Zusammen mit dem Team der Wirbelsäulenchirurgie um Chefarzt Klaus Schnake, das seine Arbeit bereits vor einem Jahr in unserem Hause aufgenommen hat, sind damit die Weichen für die erfolgreiche Fortführung und Weiterentwicklung der Klinik gestellt. Wir freuen uns und sind stolz darauf, mit Thomas Tischer und Chefarzt Klaus Schnake international anerkannte Vertreter ihres Faches für das Waldkrankenhaus, für Erlangen und für die Metropolregion gewonnen zu haben.

Gibt es eine Neustrukturierung und -ausrichtung des Bereichs, Herr Professsor Tischer?

Prof. Thomas Tischer ist neuer Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Malteser Waldkrankenhaus St. Marien in Erlangen.

Prof. Thomas Tischer ist neuer Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Malteser Waldkrankenhaus St. Marien in Erlangen. © WKH Erlangen

Thomas Tischer: Die Orthopädie ist ein sehr großes Fachgebiet, das von den verschiedenen Spezialisten meiner Klinik schon heute in seiner gesamten Breite abgedeckt wird. Durch meine Person weiter verstärkt wird der Bereich der Knie- und Schulterchirurgie. Und auch die Kinderorthopädie und -traumatologie sind Schwerpunkte meiner Arbeit. Gerade kindliche Sportverletzungen wirken sich langfristig auf die Gesundheit aus und müssen primär optimal versorgt werden, um Folgeschäden zu minimieren. Durch die hohe Expertise auf dem Gebiet der Sportorthopädie bieten wir durch Anwendung moderner minimalinvasiver Operationstechniken unseren Patienten die Möglichkeit, sich nach Verletzungen schnell zu erholen und zur Sportfähigkeit zurückzukehren, wovon natürlich auch Nichtsportler profitieren.

Was gibt es noch?
Thomas Tischer: Ausgeweitet wird auch der Bereich der Alterstraumatologie in Kooperation mit unserem Geriatrie-Zentrum und der angegliederten geriatrischen Rehabilitation unter Leitung von Professor Karl-Günter Gaßmann. So schaffen wir für ältere Patienten die Möglichkeit und auch die Zeit, sich nach einem Trauma oder einer Operation wieder bestmöglich zu erholen und zu genesen. Für die Versorgung akut verunfallter Patienten steht unsere neu strukturierte interdisziplinäre Notaufnahme 365 Tage im Jahr, 24 Stunden pro Tag zur Verfügung.

Was nehmen Sie sich vor, Herr Professor Tischer?
Thomas Tischer: Wir werden das bestehende hohe Niveau fortsetzen und kontinuierlich weiterentwickeln. Die Maxime dabei ist medizinische Exzellenz durch Spezialisierung bei umfassender Betreuung durch interdisziplinäres Teamwork. Auf unsere Patienten zugeschnittene Behandlungen sind hier immer unser Ziel. Wirbelsäulenerkrankungen werden im Waldkrankenhaus durch das Team der Klinik für Wirbelsäulen- und Skoliosetherapie um Klaus Schnake betreut. Hier arbeiten Orthopäden, Neurochirurgen und Unfallchirurgen Hand in Hand zusammen.

Und Ihre Klinik, Herr Professor Tischer?

Thomas Tischer: Die Erkrankungen der peripheren Knochen und Gelenke werden durch das Team meiner Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie verantwortet. Innerhalb dieses Teams sind alle Teilbereiche der Orthopädie, wie zum Beispiel die Endoprothetik, Kinderorthopädie, Rheumatologie oder die Sportmedizin durch ausgewiesene Spezialisten vertreten. Diese stehen unseren Patienten als direkte Ansprechpartner zur Verfügung. Für die Unfallchirurgie und chirurgische Notfallversorgung freuen uns, mit der Privatdozentin Milena Pachowsky auch für diesen Bereich eine anerkannte und in der Region verwurzelte Spezialistin gewonnen zu haben. Sie verstärkt uns seit 1. Juli 2021.

Was ändert sich für die Patienten?
Thomas Tischer: Seit Jahrzehnten ist das Waldkrankenhaus renommierter orthopädischer Schwerpunktversorger in Erlangen. Das werden wir auch weiterhin bleiben – und zwar mit Begeisterung, Herz und Zuwendung. Fast ebenso lange zeichnet sich das Waldkrankenhaus durch eine enge Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Orthopäden Erlangens und der Metropolregion aus. Diese Nähe zu unseren Partnern und Patienten werden wir auch weiterhin leben.

Was bedeutet die aufgekündigte Zusammenarbeit mit dem Uni-Klinikum für die Orthopädie Ihres Hauses?

Carsten Haeckel ist Geschäftsführer des Erlanger Waldkrankenhauses.

Carsten Haeckel ist Geschäftsführer des Erlanger Waldkrankenhauses. © WKH Erlangen

Carsten Haeckel: Bis zum 31. März 2021 war die Klinik für Orthopädie des Waldkrankenhauses gleichzeitig auch die orthopädische Universitätsklinik der Universität Erlangen-Nürnberg und als solche Sitz des Lehrstuhlinhabers für Orthopädie. Im Rahmen der regulären Altersnachfolge des letzten Lehrstuhlinhabers zum 31. März konnten wir uns mit der Universität trotz intensiver Bemühungen auf kein zukunftsfähiges Kooperationsmodell verständigen. Wir setzen unseren Kurs der medizinischen Spezialisierung und interdisziplinären Teamarbeit daher jetzt unabhängig um und haben dementsprechend die Chefarztpositionen in unserer Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie in der Wirbelsäulenchirurgie durch international anerkannte Experten selbst besetzt.

Was noch?

Carsten Haeckel: Neben der Patientenversorgung stellen wir diese Kompetenzen natürlich auch weiterhin im Rahmen des „Medizinstandortes Erlangen“, zum Beispiel in der Ausbildung von Studenten und Ärzten sowie im Rahmen von Forschungskooperationen zur Verfügung. An vielen anderen Stellen neben der Orthopädie ist das heute gelebte und gut funktionierende Praxis.

Das Waldkrankenhaus stellt sich in der Orthopädie neu auf, wo sehen Sie den Bereich in den nächsten Jahren?
Carsten Haeckel: Das Waldkrankenhaus ist eines der wichtigsten orthopädischen Versorgungskrankenhäuser für die Bevölkerung der Metropolregion. In Erlangen selbst ist es in diesem Sinne unabkömmlich. Wir stellen uns auch weiterhin in vollem Umfang dieser Verantwortung.
Unsere ärztlichen Leistungsträger gehören zu den nationalen und internationalen Repräsentanten ihrer Disziplinen. Das Waldkrankenhaus wird in vielen Teilbereichen daher auch ein nationaler Leuchtturm sein. Unsere Patienten werden bei uns Orthopädie aus einer Hand in Anspruch nehmen können: Von den ambulanten Praxen vor Ort über die stationäre Behandlung im Waldkrankenhaus bis hin zur rehabilitativen Nachversorgung.

Was sind die größten Herausforderungen?
Thomas Tischer: Medizinischer und technologischer Fortschritt zwingen im Interesse unserer Patienten zur kontinuierlichen Weiterentwicklung unserer Ansätze. Dafür benötigen wir hochqualifizierte Kolleginnen und Kollegen, die ihre Arbeitsplätze heutzutage in der Regel selbst auswählen können. Hier müssen wir ein attraktives Arbeitsumfeld schaffen. Hinzu kommen technologische Innovationen wie zum Beispiel die Robotik, die schon heute einen relevanten Teil der Investitionsbudgets beanspruchen und langfristig nur für Zentren wirtschaftlich zu stemmen sind. Wir alle im Waldkrankenhaus stellen uns diesen Herausforderungen. Bei allem Fortschritt gilt es gleichzeitig aber auch die Wurzeln des Hauses nicht zu vergessen: Die Menschenliebe, Zuwendung und Wärme als Gründungsantrieb der Ordensschwestern vor mehr als 60 Jahren werden das Handeln unserer Klinik sicher auch noch in den kommenden Jahrzehnten bestimmen.

Gibt es neben der Orthopädie weitere Änderungen im Waldkrankenhaus?

Carsten Haeckel: In einem Krankenhaus wird es sicherlich niemals langweilig. Es ist uns in den vergangenen Monaten jedoch erfolgreich gelungen, eine Vielzahl für das Haus wichtiger Weichen zu stellen. Wir sind stolz darauf, diese Herausforderungen auch neben den erheblichen Anstrengungen im Rahmen der Corona-Pandemie bewältigt zu haben. Das Waldkrankenhaus war bei der Corona-Versorgung ja an vorderster Front und in enger Abstimmung mit den übrigen Häusern der Region beteiligt. Ohne das unermüdliche Engagement unserer fast 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammen mit einem funktionierenden Führungsteam wäre das nicht möglich gewesen.

Wo sehen Sie das Haus in den nächsten Jahren?
Carsten Haeckel: Das Waldkrankenhaus ist ein gemeinnütziges Krankenhaus in konfessioneller Trägerschaft. Gesundheitsversorgung ist für uns damit nicht nur Berufung, sondern gewissermaßen gelebte Nächstenliebe. Die Malteser als Träger des Hauses sind auf der einen Seite ein 900 Jahre alter, katholischer Ritterorden und auf der anderen Seite ein national tätiges Gesundheits- und Sozialunternehmen. Dieses hat keine Absicht zum Erzielen von Gewinnen, sondern führt eventuelle Überschüsse vollständig an die Gesundheitsversorgung zurück. In dieser spannenden Kombination werden wir auch in den kommenden Jahrzehnten einen unverzichtbaren Beitrag zur Gesundheitsversorgung Erlangens und der Metropolregion leisten.


Zu den Personen:

Der Geschäftsführer des Malteser Waldkrankenhauses, Carsten Haeckel (51), ist seit mehr als 20 Jahren national und international als Manager und Unternehmer im Gesundheitswesen tätig. Der gebürtige Ostwestfale, der selbst Mediziner ist, arbeitet seit November 2019 in Erlangen; seitdem lebt er mit seiner Familie in Dechsendorf. Seine Hobbies sind Tennis und das Schrauben an und Fahren von alten Autos und Motorräder.
Der neue Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Waldkrankenhauses, Prof. Thomas Tischer (46), ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und spezielle Orthopädische Chirurgie. Der gebürtiger Münchner ist verheiratet und wohnt in Möhrendorf. Seine Hobbies sind Skifahren und Reisen.

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