Haßberg-Kliniken Aus für Eberner Chirurgie steht fest

In den Haßberg-Kliniken stehen große Veränderungen an. Foto: /NP Archiv

Zur geplanten Umstrukturierung der Haßberg-Kliniken sieht der Vorstand weiterhin keine Alternative. Daran haben auch Petitionen und Unterschriftenlisten nichts geändert.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Ebern/ Haßfurt - Wie geht es mit den Haßberg-Kliniken weiter? Haben Petitionen und Unterschriftenlisten etwas bewirkt – und wenn nein, wie ist der Stand der geplanten Umstrukturierungen am Haus Ebern? Vorstand Wilfried Neubauer, nach Ausscheiden von Vera-Antonia Büchner kommissarisch an der Spitze des Kommunalunternehmens, beteuert in einer Stellungnahme am Freitag, dass sich Vorstand und Verwaltungsrat eingehend mit den eingereichten Vorschlägen im Rahmen der Unterschriftenaktionen zur Umstrukturierung in Ebernbeschäftigt haben. „Fast allen Kritikern geht es im Wesentlichen auch um die ambulante chirurgische Notfallversorgung in der Nacht und an den Wochenenden“, führt Neubauer weiter aus. Dies jedoch sei eben nicht die originäre Aufgabe eines Krankenhauses, und für den dauerhaften Betrieb einer Notfallversorgung würden die Fallzahlen nun einmal bei Weitem nicht ausreichen. Dennoch: „Auf Anregung und Wunsch einer Bürgerinitiative hat der Vorstand nochmals das Thema ,Basis1-Notfallversorgung’ für das Haus Ebern geprüft“, erklärt der Vorstand. Dabei geht es um zwingende Vorgaben, die ein Krankenhaus erfüllen muss, damit an der Notfallversorgung teilgenommen werden kann. Das Fazit der Überprüfung: Diese recht hohen Vorgaben könnten, so Neubauer, am Standort Ebern weder räumlich, personell noch aus finanziellen Gesichtspunkten erfüllt werden. „Es müsste beispielsweise eine Intensiveinheit mit sechs Betten installiert und betrieben werden“, erklärt der Klinik-Vorstand und kommt daher zu dem Schluss: „Zu den geplanten strukturellen Veränderungen am Haus Ebern der Haßberg-Kliniken gibt es weiterhin keine Alternative.“

Was bedeutet, dass sie stationäre Chirurgie am Haus Ebern wie geplant zum Jahresende aufgelöst und werden wird. Die chirurgischen Betten aus Ebern werden dann an den Standort Haßfurt verlagert, wo die Chirurgie nach Worten Neubauers „konzentriert“ wird. Dafür hat der Freistaat Bayern bereits die Bedarfsfeststellung vorgenommen.

Anfang Januar 2022 wird das Ärzteteam des MVZ (Medizinisches Versorgungszentrum) Ebern im Fachbereich Orthopädie/Chirurgie mit dem neuen Leitenden Arzt Dr. Torsten Burkhardt, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, weiter verstärkt.

Zusammen mit den Fachärzten Prof. Dr. Erich Hartwig und Dr. Dieter Haub bilde er ein erfahrenes und kompetentes Ärzteteam. Dr. Klaus Riedel wird zum 31.01.2022 aus dem Krankenhausbetrieb wegen Eintritt in den Ruhestand ausscheiden, aber im MVZ weiter für Vertretung zur Verfügung stehen.

Die MVZ-Praxis für Orthopädie und Chirurgie wird dann täglich von 8 bis 18 Uhr besetzt sein. Die Einheit Labor/Röntgen verbleibt am Standort Ebern. Das Team wird mit einem erweiterten Spektrum weiterhin auch nachts, feiertags und am Wochenende im Haus präsent sein.

Das „Ambulante OP-Zentrum Ebern“ wird ab Anfang 2022 in den bisherigen Krankenhaus-OP-Räumlichkeiten etabliert. Dort werden dann alle ambulanten Operationen aus den vier MVZ-Standorten Haßfurt, Hofheim, Eltmann und Ebern durchgeführt werden.

Keine Kündigungen

„Für die von der Veränderung betroffenen Mitarbeitenden konnten adäquate Einsatzbereiche in den Kliniken und den verbundenen Institutionen definiert und einvernehmlich besetzt werden“, berichtet Wilfried Neubauer: „Es wurden keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen.“

Die Abteilung Innere Medizin werde weiter geführt, der Bestand der IMC-Station weiterhin gewährleistet ist. Zusätzlich würden Betten für die palliativmedizinische Versorgung vorgehalten. „Der IMC-Betrieb muss allerdings bis auf weiteres unterbrochen werden, da auch die Haßberg-Kliniken vom bundesweiten Personalmangel betroffen sind“, so Neubauer. Die Nachfolge von Ants Lohmus, Chefarzt Innere Medizin Ebern, ist dagegen gesichert und wird spätestens zum 1. April 2022 nachbesetzt. Die Palliativmedizinische Versorgung ist mit Oberarzt Andreas Engelhardt bereits seit Oktober wieder fachkompetent besetzt.

Die Innere Medizin in Ebern wird zukünftig den Bereich der Übergangspflege, eine neue Leistung für Krankenhäuser, anbieten. Dies solle häuserübergreifend erfolgen, also auch für Patienten des Standorts Haßfurt offen stehen, wie Neubauer betont. „Das Leuchtturm- Projekt Kurzzeitpflege am Standort Ebern befindet sich in einer guten, jedoch anspruchsvollen Gesprächsebene mit Regierung, Ministerium und weiteren Fachstellen“, vermeldet er. Durch dessen Integration ins Haus Ebern der Haßberg-Kliniken sollen dort vor allem auch ältere Patienten kompetent und umfassend versorgt werden.

Insgesamt jedoch bilde das im Frühjahr vorgestellte „Zentrum für Altersmedizin“ nur unzureichend die Leistungen ab, die für das Krankenhaus Ebern vorgesehen seien. „Das Leistungsspektrum des Hauses soll zukünftig eine stabile Innere Medizin für alle Altersgruppen anbieten“, so Wilfried Neubauer. „Dieser Ansatz stand auch bei der Nachbesetzung der Chefarzt-Position im Fokus.“

Mittlerweile hätten auch alle Chefarztpositionen am Haus Haßfurt nachbesetzt werden können, zuletzt mit den Chefärzten Dr. Mathias Fritz, PD Dr. Gregor Hron und Muhammad Nayef, und der Generationswechsel erfolgreich vollzogen werden. Auch die Radiologie konnte mit dem erfahrenen Facharzt Ralf Nastvogel komplettiert werden.

Die am Haus Haßfurt geplanten umfassenden Umbaumaßnahmen des OP-Bereichs befinden sich in der Startposition; Baubeginn wird voraussichtlich noch im Jahr 2022 sein. Noch Dezember 2021 wird ein weiterer Magnetresonanztomograph (MRT) 1,5- Tesla in der Radiologie am Haus Haßfurt in Betrieb gehen. Das Lokale Traumazentrum wurde erneut zertifiziert und auch die Rezertifizierung des Alterstraumazentrums erfolgt in Kürze.

Nachfolge

Mittlerweile wurde ein Bewerbungsverfahren durchgeführt, das zum 30. September endete. „Es liegen vielversprechende Bewerbungen vor“, gibt Wilfried Neubauer einen kurzen Einblick. Der Verwaltungsrat der Haßberg-Kliniken werde sich in den nächsten Wochen mit der Auswahl eines geeigneten Kandidaten (oder Kandidatin) beschäftigen. Bis zu dessen/deren Dienstantritt liegt die Geschäftsführung der Kliniken weiterhin bei Klinikvorstand Wilfried Neubauer.

Autor

Bilder