Angespannte Corona-Lage

Finanziell unter Druck, aber nicht insolvent: Diako Flensburg weist Gerüchte zurück

Diako Flensburg weist Gerüchte zurück

Diako Flensburg weist Gerüchte zurück

SHZ
Flensburg
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Auch die Diako Flensburg zählt zu den Krankenhäusern im Land, denen Corona besonders viele finanzielle und personelle Herausforderungen abverlangt. Foto: Marcus Dewanger/shz.de

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Das Flensburger Krankenhaus reagiert damit auf Aussagen in einem anonymen Brief. Die Auslastung und damit die Erlöse seien gut, teilt die Diako mit.

Das Personal im Gesundheitswesen wuppt am Ende des zweiten Corona-Jahres in der sich aufbäumenden vierten Welle meisterlich eine Pandemie, während die Appelle der Krankenhäuser an die Politik immer lauter werden, das Finanzierungssystem zu reformieren.

Kein Wunder, dass sich vor diesem Hintergrund auch in Flensburg Beschäftigte zunehmen sorgen und sich Gerüchte mehren, die Diako stehe vor einer finanziellen Notlage.


Diese Gerüchte kann der Vorstand, kann die Geschäftsführung allerdings entkräften. Auf Nachfrage betont sie, in den letzten Monaten fast durchweg zu 100 Prozent ausgelastet gewesen zu sein. „Erfreulicherweise steht das Diako-Krankenhaus seit August in der Belegung – auch im Vergleich zu anderen Krankenhäusern – sehr gut da. Durch die Erlöse ist die Liquidität der Diako gesichert.“

Gleichwohl sei die finanzielle Lage im Diako-Krankenhaus auch durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie angespannt – wie bei allen großen, vergleichbaren Schwerpunktversorgern in Schleswig-Holstein.

Hilferuf Anfang des Jahres

Bereits Anfang des Jahres im Februar erklang ein Hilferuf der kommunalen Krankenhäuser im Land. „Corona-Versorger werden im Stich gelassen“, titelte die gemeinsame Mitteilung des medizinischen Klinikverbunds Flensburg (Diako- und Malteser-Krankenhaus) und des 6K-Klinikverbunds Schleswig-Holstein, dem die Häuser in Heide/Brunsbüttel, Rendsburg/Eckernförde, Neumünster, Itzehoe, Bad Bramstedt und Kiel angehören.

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Die Klinikverbünde warfen der Bundesregierung vor, die Finanzierungsregelungen für 2021 „unnötig kompliziert“ gestaltet zu haben und damit nicht diejenigen zu erreichen, „die sich um die Covid-Patienten kümmern“.

Wirtschaftlichkeit zweitrangig in der Pandemie

Anfang des Jahres erklärte Ingo Tüchsen, Geschäftsführer der Diako Krankenhaus gGmbH Flensburg: „Auf die Wirtschaftlichkeit haben wir in der Pandemiezeit nicht geachtet, es ging uns um die schnelle und bestmögliche Versorgung der Menschen.“ Tüchsen verteidigte das Vorgehen als „gut und richtig“. Doch: „Leider hat der Gesetzgeber in Berlin bisher nicht Wort gehalten! Im Diako-Krankenhaus entstanden und entstehen so Verluste in Millionenhöhe.“

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Als Problem identifizierten die unterzeichnenden Krankenhäuser neben Belastungen der Mitarbeiter und Zusatzkosten vor allem die ausbleibenden Erlöse. Denn die Freihaltung von Kapazitäten für die Covid19-Versorgung ging einher mit aus Angst wegbleibenden Patienten.

Auch die Krankenhausgesellschaft Schleswig-Holstein e.V. hat gerade erst wiederholt gefordert – unter anderem im Sommer und jüngst zu Beginn der „Ampel“-Sondierungen – entschlossen zu handeln, um die Finanzierung der Kliniken insbesondere in ländlichen Regionen zu sichern. Demnach sieht das „leistungsbezogene System“ der Fallpauschalen keine Absicherung der Kosten vor, die die Vorhaltung von Personal rund um die Uhr decken. Zur Absicherung der Finanzierung gehöre zudem eine verlässliche Finanzierung der Krankenhausinvestitionen.

Erhebliche Erlösausfälle durch Pandemie

In ihrer Meldung vom Oktober 2021 teilte die KGSH außerdem mit, dass die Kliniken weiterhin nicht imstande seien, „das Leistungsniveau vor der Pandemie zu erreichen. Die Folge sind erhebliche Erlösausfälle.“

Der Gesetzgeber allerdings habe für das laufende Jahr 2021 nur teilweise Ersatz für diese Defizite vorgesehen, wiederum in Millionenhöhe. Weiter hieß es: „Hier muss dringend nachgearbeitet werden, damit Kliniken nicht unverschuldet in Schieflage geraten.“

Unternehmensberater für Digitalisierung

Zurück zur Flensburger Diako: Entgegen aller Befürchtungen unter manchen Mitarbeitern nimmt ihnen die Diako-Geschäftsführung auch die Sorge um die bevorstehende Verschmelzung der beiden Krankenhäuser: „Die Gespräche zur Fusion verlaufen planmäßig und in sehr guter Atmosphäre.“

Schließlich geben auch die in verschiedenen Bereichen der Diako tätigen Unternehmensberatungen keinen Anlass zur Beunruhigung. Die Diako-Spitze betont vielmehr, dass diese Experten bereits seit über drei Jahren im Hause aktiv seien. „Dabei geht es zum Beispiel um eine Verbesserung der Stationskommunikation.“ Als weiteres Beispiel nennt die Diako-Geschäftsführung das Thema Digitalisierung. Um in den Genuss der bundesweiten Förderung zu kommen, habe man dafür zertifizierte, externe Berater beauftragt.

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