PRESSE

44. Deutscher Krankenhaustag digital vom 15. bis 17. November 2021

Pflege ist zentrales Thema im Krankenhaus

Die Zukunft der Pflege im Krankenhaus stand im Mittelpunkt der Diskussion des dritten Kongresstages. Dr. Sabine Berninger wies zu Beginn des Forums auf die extrem belastende Arbeitssituation der Pflegefachkräfte hin. Personalmangel, extreme Bürokratie und nicht hinreichende Vereinbarkeit von Familie und Beruf bestimmten den Arbeitsalltag. Wichtig sei jetzt aber, den Blick nach vorne zu richten und zu sehen, wie die Zukunft positiv gestaltet werden kann. Die Debatten um das Pflegepersonalbedarfsbemessungsinstrument böten dazu eine gute Gelegenheit, so die Vertreterin der Arbeitsgemeinschaft christlicher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen in Deutschland (ADS) sowie des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK).

Arne Evers, Pflegedienstleiter, St. Josefs-Hospital in Wiesbaden, betonte, dass für eine gute Arbeitssituation von Pflegekräften nicht nur die Politik verantwortlich sei. Auch die Arbeitgeber seien in der Pflicht. Und hier gehe es vor allen Dingen darum, dass durch gute Führung und Wertschätzung ein Arbeitsumfeld geschaffen werde, das Arbeitskräfte bindet und anzieht. Die Wertschätzung gerade durch die Pflegedienstleitung aber auch durch die Geschäftsführung sei unabdingbare Voraussetzung. Evers forderte, dass alle Pflegedienstleiter das Jahrzehnt der Pflege einläuten. Mit der Zukunft der Pflege beschäftigte sich auch der zweite Programmblock, in dem es um die Pflegeausbildung ging.

Ulrike Döring, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft christlicher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen in Deutschland (ADS) sowie Präsidiumsmitglied im Deutschen Pflegerat, stellte fest, dass es 2020 endlich gelungen sei, die generalistische Ausbildung einzuführen. Dies habe zwei wesentliche positive Auswirkungen für Pflegekräfte. Für das Krankenhaus würden die Menschen mit einem Blick auf alle Altersgruppen der potentiellen Patientinnen und Patienten ausgebildet. Und zum anderen würde eine generalistische Ausbildung den Fachkräften die Perspektive zu den unterschiedlichen Arbeitsbereichen des Berufsbildes eröffnen. Doris Rohrhirsch, Pflegedirektorin am Klinikum Esslingen, zeigte auf, dass die Generalistik gerade aus Krankenhaussicht dazu zwingen würde, Kooperationen mit anderen Anbietern eizugehen, und dies für alle Bereiche des Pflegeberufes. „Wir müssen weg vom Kannibalismus, dem Kampf um jede Pflegekraft, hin zu guten Rahmenbedingungen, um einen gesunden Wettbewerb um die besten Pflegefachkräfte zu initiieren“.

Der Fachkräftemangel ist ein zentrales Thema des Deutschen Krankenhaustages. Und dieser bezieht sich auf das ärztliche wie auch das pflegerische Personal. „Die Personalbesetzung in deutschen Krankenhäusern ist schon im Normalbetrieb auf Kante genäht. In der jetzigen Pandemie sind Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte überlastet. Wir müssen nicht nur jetzt, sondern dauerhaft die stetig zunehmende Bürokratie abbauen. Wir brauchen deutlich mehr Medizinstudienplätze an staatlichen Universitäten in Deutschland und mehr Zeit für eine gute Aus- und Weiterbildung“, sagte Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes. Dies bestätigt auch die Umfrage des Verbands der Leitenden Krankenhausärzte Deutschlands (VLK) zur Nachbesetzungsproblematik bei ärztlichen Stellen unter 2.252 Chefärztinnen und Chefärzten, von denen 414 geantwortet haben. 40 Prozent der Kliniken konnten ärztliche Stellen nicht besetzen. Das hatte sowohl für die Einhaltung der Arbeitszeitregelung, als auch für die Qualität der Versorgung Folgen. Noch etwas schwieriger ist die Situation bei privaten Trägern. Anders als vielfach kolportiert, sind nicht wirtschaftliche Gründe, sondern vielmehr der Bewerbermangel dafür ursächlich. Nur jede fünfte Klinik gab an, ausreichend viele Bewerber gehabt zu haben. Weit mehr als 40 Prozent klagten über Bewerbermangel. Für VLK-Präsident Dr. Michael Weber steht fest: „Wir müssen die Zahl der Medizinstudenten und -studentinnen deutlich erhöhen, denn dieses Problem wird nur langfristig lösbar sein.“

„Die elektronische Patientenakte aus Sicht der Patienten“ – unter diesem Thema veranstaltet der Bundesverband Patientenfürsprecher in Krankenhäusern (BPiK)ab 14.00 Uhr seine diesjährige Fachtagung. Für den erfolgreichen Patientendialog ist eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Klinikpersonal und Patienten von zentraler Bedeutung. Aber wie sollte ein vorbildlicher Patientendialog in Krankenhäusern aussehen? Wie kann eine Atmosphäre im Klinikalltag geschaffen werden, die von Verständnis für die Perspektive des kranken Menschen geprägt ist? Die Referentinnen und Referenten tauschen sich über Bedürfnisse von Patienten, Patientenrechte und ethische Werte im Krankenhaus aus und suchen Lösungsansätze für eine bessere Patientenorientierung. Auch Prof. Dr. Claudia Schmidtke, Patientenbeauftragte der Bundesregierung, wird in ihrem Grußwort die Bedeutung der Patientenfürsprecher hervorheben. Ebenfalls Teil des Programms ist die Verleihung des „Awards Patientendialog 2021“, der Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen auszeichnet, die die Situation und Rolle von Patientinnen und Patienten und deren Angehörigen durch Information, Mitwirkung und Mitentscheidung entscheidend stärken und verbessern.

Der 44. Deutsche Krankenhaustag vom 15. bis 17. November 2021 stand ganz im Zeichen des politischen Umbruchs. Unter dem Titel „Kurswechsel in der Krankenhauspolitik?!“ widmete er sich der gesamten Bandbreite gesundheits- und krankenhauspolitischer Themen. In zahlreichen Foren und Veranstaltungen wurden Themen wie Qualität, Finanzierung, Pflege oder Patientenorientierung praxisnah diskutiert. In der Auftaktveranstaltung am 15. November ging es insbesondere um die Erwartungen an die künftige Bundesregierung und die Herausforderungen der Krankenhäuser in den kommenden Jahren. Auch die Auswirkungen und Konsequenzen der COVID-19-Pandemie auf Kliniken, Medizin, Pflege, Gesundheitsversorgung und Gesundheitswirtschaft spielten eine wesentliche Rolle. Die Spitzen der Gesellschaft Deutscher Krankenhaustag (GDK) beleuchteten aktuelle Entwicklungen zusammen mit Dr. Heiner Garg, Minister für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren des Landes Schleswig-Holstein. Der Kongress fand parallel zur weltweit größten Medizinmesse MEDICA in Düsseldorf statt.

Detaillierte Informationen und den heutigen Livestream für die Abschlussveranstaltung ab 16.00 Uhr finden Sie unterwww.deutscher-krankenhaustag.de.

Teilen mit:

|