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Die Schön Klinik in Schönau am Königssee möchte die Psychosomatik-Abteilung deutlich ausbauen. Die Orthopädie muss deshalb Ende 2022 schließen. (Foto: Kilian Pfeiffer)

Schön Klinik schließt Orthopädie dauerhaft

Schönau am Königssee – Die Abteilung Orthopädie der Schön Klinik in Schönau am Königssee wird Ende 2022 schließen. Das hat die Klinikleitung gegenüber Mitarbeitern angekündigt und jetzt auch auf Anfrage des »Berchtesgadener Anzeigers« bestätigt. Die orthopädische Abteilung galt stets als überregionales Aushängeschild der Klinik.


Seit Langem laufen die Planungen, die Orthopädie dicht zu machen. »Es geht ums Geld. Mit Patienten anderer Abteilungen lässt sich einfach mehr verdienen«, sagt ein Klinik-Mitarbeiter, der von Enttäuschung und schlechter Stimmung in der Belegschaft spricht. Tatsächlich hat sich die Einrichtung, einer der größten Arbeitgeber im Berchtesgadener Talkessel, seit Beginn der Pandemie unter anderem auf Patienten spezialisiert, die an Corona erkrankt waren, genesen sind und hierher nun auf Reha kommen.

Der nach außen kommunizierte Grund für die Schließung: »Es besteht eine hohe Dichte an orthopädischen Reha-Einrichtungen im Süden Deutschlands«, teilt eine Pressesprecherin auf Nachfrage mit. Zudem hätten Kostenträger Kostenübernahmen insgesamt eingeschränkt.

Die Reha-Plätze aus der Orthopädie werden in die Psychosomatik übergehen, so der Plan. Zudem hat der bayerische Planungsausschuss der Schön Klinik bereits 20 zusätzliche Krankenhaus-Plan-Betten für die Psychosomatik genehmigt. »Pro Kopf bleibt bei psychosomatischen Patienten mehr übrig«, bestätigt ein Mitarbeiter. Im Oktober hatte die Klinikengruppe bereits eine psychosomatische Tagesklinik in Prien am Chiemsee eröffnet. »Nicht zuletzt die Coronapandemie hat zu einer wachsenden Nachfrage geführt und die Wartezeiten für einen Therapieplatz steigen lassen«, heißt es in einer Pressemitteilung.

Die Abteilungen Pneumologie und Psychosomatik am Standort in Schönau am Königssee sollen zudem »stärker vernetzt werden«, teilt die Pressesprecherin mit. Klinikintern planen die Verantwortlichen dadurch, besser auf die Coronapandemie und deren Folgen reagieren zu können. »Es gibt eine sehr hohe Nachfrage von psychosomatischen Reha-Patienten, denen wir damit mehr Behandlungsmöglichkeiten anbieten wollen.«

Also alles zum Wohl der Patienten? Aus den Reihen der Mitarbeiter klingt das anders: An allen Ecken und Enden werde gespart. Selbst bei den Mahlzeiten, die mittlerweile nicht mehr vor Ort gekocht, sondern von einem großen Dienstleister antransportiert und vor Ort aufgewärmt werden, stimme die Qualität nicht mehr. Für die Verpflegung hagelt es seit der Umstellung in Bewertungsforen heftige Kritik. »Alle Rückmeldungen zum Essen werden zuverlässig an unsere Küchenleitung weitergegeben und regelmäßig Verbesserungspotenziale daraus abgeleitet«, sagt die Klinik.

Mittlerweile haben mehrere Mitarbeiter, auch an zentralen Positionen, die Klinik verlassen. »Mehrere Pfleger überlegen, wegzugehen, etwa nach Österreich«, weiß ein Mitarbeiter. Neun Mitarbeiter aus dem ärztlichen Bereich sind ohnehin von der Orthopädie-Schließung betroffen, bestätigt die Klinikgeschäftsführung. Mitarbeiter aus der Pflege und der Therapie seien aber nicht betroffen, da diese jede Art von Patienten behandeln und keinem spezifischen Fachbereich zugeordnet werden.

Dass Mitarbeiter vor vollendete Tatsachen gestellt worden seien, weist die Klinik zurück: »Im Gegenteil: Die Mitarbeitenden haben 16 Monate vor Schließung der Abteilung von der Entscheidung erfahren.« Somit könnten sich alle »rechtzeitig und langfristig« auf die neuen Verhältnisse einstellen.

Die Verhandlungen mit dem Betriebsrat laufen bereits. Nach aktuellem Stand werde es »keine betriebsbedingten Kündigungen geben«. Jeder Mitarbeiter erhalte ein Weiterbeschäftigungsangebot im Unternehmen, heißt es. Mögliche orthopädische Einrichtungen gibt es mehrere, etwa in Vogtareuth. Die Schön Klinik betreibt dort ebenfalls ein Fachzentrum für Orthopädie, ist auf Fachmitarbeiter angewiesen, die derzeit Mangelware sind.

Trotzdem beklagen sich mehrere Mitarbeiter über mangelnde Kommunikation vonseiten der Klinikleitung. Wenig informiert scheint in dieser Sache auch Schönau am Königssees Bürgermeister Hannes Rasp zu sein. Während der jüngsten Gemeinderatssitzung sagte er auf Anfrage eines Gemeinderats, nichts von der angekündigten Schließung der Orthopädie gewusst zu haben.

Kilian Pfeiffer