Bleibt es dabei, dass das Krankenhaus Lahr wie Offenburg ein Haus der Maximalversorgung wird? Der Freundeskreis Klinikum Lahr hat Zweifel. Foto: Keiper

Trotz aller gegenteiligen Bekundungen der Kreisspitze: In Lahr fürchtet man weiter um die Zukunft des Krankenhauses. Jetzt schlägt der Klinik-Freundeskreis laut Alarm. Anlass ist die jüngste Sitzung des Ortenauer Gesundheitsausschusses.

Lahr - Künftig wird es im Ortenaukreis noch vier Krankenhausstandorte geben, so will es die 2018 beschlossene Klinikreform Agenda 2030. Neben Wolfach und Achern soll es in Lahr und Offenburg zwei gleichberechtigte Häuser der Maximalversorgung geben. Immer wieder gibt es jedoch Stimmen, die eine Benachteiligung Lahrs befürchten. Zuletzt hatte Landrat Frank Scherer dies bei der 50-Jahr-Feier des Lahrer Krankenhauses mit Vehemenz zurückgewiesen. Doch längst nicht alle haben sich davon besänftigen lassen.

Der Anlass: Bei der Sitzung des Krankenhausauschusses am Dienstag vergangener Woche war bekannt geworden, dass Klinik-Geschäftsführer Christian Keller im Sommer Leistungen in der Lahrer Gefäßchirurgie reduziert hat: In Lahr dürften keine Operationen mehr bei Bauchaortenaneurysmen vollzogen werden. Begründung: Die Lahrer Gefäßchirurgie habe die notwendige Rufbereitschaft, innerhalb von 30 Minuten am Arbeitsplatz zu sein, nicht mehr garantieren können. Diese OPs finden jetzt in Offenburg statt.

 Das sagt der Freundeskreis Klinikum Lahr: "Was Geschäftsführer Keller alles entscheidet, geht aus Lahrer Sicht überhaupt nicht", so die deutliche Ansage. Der Freundeskreis verweist darauf, dass die Lahrer Gefäßchirurgie mit fünf Ärzten federführend im Kreis ist, in Offenburg gebe es nur zwei Gefäßchirurgen, weshalb der Freundeskreis Zweifel an einer besseren Eignung Offenburgs hat. Ein weiterer Anlass für die "große Besorgnis" des Freundeskreises sind die Äußerungen von Landrat Frank Scherer bei der Sitzung des Ausschusses für Gesundheit und Kliniken zum Thema Klinikum Lahr. Die Aussage, es gebe keinen Grund (mehr) für die "La(h)rmoyanz", sei "despektierlich": Das sei eine Geringschätzung all jener Menschen, die sich um den Erhalt aller medizinischen Funktionen und Aufgaben am Lahrer Klinikum Sorgen machen. 

Befürchtete Folgen: Wenn Lahr die Aortenchirurgie abgeben müsse, könne auch die Anerkennung als Gefäßzentrum verloren gehen, fürchtet der Freundeskreis. Das könnte auch Auswirkungen auf die überregional tätige zertifizierte Schlaganfalleinheit haben, die zu einer lokalen Einheit degradiert werden könnte. Damit wäre auch die Thrombektomie gefährdet. Im Zusammenhang mit der Agenda 2030 werde im Ortenaukreises über eine Investition von deutlich mehr als einer Milliarde Euro debattiert. Wenn es in Deutschland zu einem wirtschaftlichen Einbruch kommt, seien alle Planungen Makulatur. "Man braucht nicht lange zu spekulieren: In Offenburg wird ein neues Zentralkrankenhaus weiter gebaut, auf Achern könnte aus wirtschaftlichen Gründen ebenso verzichtet werden wie auf einen Großteil der Sanierungs- und Neubauarbeiten am Lahrer Klinikum", so der Freundeskreis.

Das sagt der Lahrer OB: Markus Ibert weist darauf hin, große Einigkeit besteht, die Beschlüsse der Agenda 2030 umzusetzen. Da er nicht dem Kreistag angehört, habe er die Lahrer Kreistagsmitglieder in einem Schreiben über seine Meinung zum Thema Gefäßchirurgie informiert. In der Vorlage werde erneut bekräftigt, dass der Standort Lahr den "Lead" bei den drei genannten Verbundzentren innehabe: "Ich gehe davon aus, dass in und für Lahr alle Voraussetzungen sichergestellt werden, um die Federführung des Lahrer Standorts bei den drei Verbundzentren im Sinne der Agenda 2030 zu garantieren", so Ibert. Die für das Klinikum in Lahr geplanten Investitionen in Höhe von 183 Millionen Euro sehe er dafür als einen wichtigen Beleg. Als Haus der Maximalversorgung werde das Lahrer Klinikum zum Erfolg des Verbunds "weiterhin einen wesentlichen Beitrag leisten".