Esenshamm - Thomas Hempel hat vor rund zwei Monaten die Nachfolge als Geschäftsführer der Helios Klinik Wesermarsch von Georg Thiessen übernommen. Der 38-Jährige aus Dresden hat nach eigener Aussage ein Haus übernommen, das „wirtschaftlich auf einer soliden Basis steht“. Er hat bereits ein erstes Gespräch mit Landrat Stephan Siefken geführt. Ein Thema: die zukünftige Ausrichtung der Gesundheitsversorgung in der Wesermarsch.
Kooperation
Zwischen den Klinikleitungen der Helios Klinik in Esenshamm und des St. Bernhard-Hospitals in Brake herrscht seit einiger Zeit Funkstille. Thomas Hempel möchte den Gesprächsfaden wieder aufnehmen. „Ich habe unsere Kooperationsbereitschaft im Dialog mit dem Landrat nochmals bekräftigt.“
Stephan Siefken habe zugesagt, mit Ingo Penner, Geschäftsführer des St. Bernhard-Hospitals zu sprechen, um einen Austausch zu vermitteln. „Ich glaube, dass man die künftige Gesundheitsversorgung im Landkreis nur gemeinsam gestalten kann“, sagt Thomas Hempel.
Aktuelle Situation
Als das Nordenhamer Krankenhaus noch unter der Trägerschaft des Landkreises stand, hat es bereits rote Zahlen geschrieben. Das hatte sich mit der Privatisierung der Klinik in den vergangenen Jahren nicht geändert.
Auch Helios hatte nach der Übernahme von Rhön trotz des Neubaus und hohen Investitionen in die moderne Medizintechnik Millionenverluste im operativen Geschäft eingefahren. „Durch personelle, prozessuale und strukturelle Anpassungen hat Georg Thiessen das Haus gut vorangebracht. Wir werden 2021 voraussichtlich mit einer schwarzen Null im operativen Bereich abschließen.“ Jährliche Abschreibungen in Höhe von 2,5 Millionen Euro für den Neubau schlagen allerdings weiterhin zu Buche.
Patientenzahlen
„Der Zulauf an Patienten nimmt zu“, sagt Thomas Hempel. „Die Bevölkerung schenkt uns und unserer medizinischen Qualität mehr vertrauen.“ Die Helios Klinik Wesermarsch hat in diesem Jahr 4010 Fälle stationär und 7711 Fälle ambulant behandelt (Stand: 13. Dezember).
Damit seien die Kapazitäten aber noch nicht voll ausgeschöpft, sagt der neue Klinikgeschäftsführer. Mit dem geplanten Regionalen Versorgungszentrums (RVZ) in der Innenstadt erhoffe sich Hempel eine gute Zusammenarbeit.
Drive-In-Testzentrum
„So schnell wie möglich“, sagt Thomas Hempel, „soll ein Corona–Testzentrum auf dem Helios-Gelände in Betrieb gehen.“ Es ist sowohl zu Fuß als auch mit dem Auto („Drive-in“) erreichbar. Getestete können die Zertifikate digital abrufen, müssen also nicht am Testzentrum auf das Ergebnis warten.
Coronavirus
Auf der Intensivstation der Klinik (7 Betten) werde derzeit ein Mensch coronabedingt beatmet, sagt der ärztliche Leiter Dr. Orhan Kahraman. Es gebe derzeit keine Überlastungssituation. „Wir übernehmen auch Patienten von anderen Häusern.“ Besucher dürfen das Haus unter Einhaltung der 2G-plus-Regel betreten.
Helios unterstütze die Impfpflicht für die Pflegekräfte. „Durch Impfungen werden Patienten und Mitarbeiter geschützt“, betont Thomas Hempel. Rund 90 Prozent der Pflegekräfte und 100 Prozent der Ärzte seien am Standort gegen das Coronavirus geimpft. „Für alle Ungeimpften halten wir entsprechende Angebote bereit.“ Auch der Bevölkerung wolle man noch Coronaschutz-Impfungen anbieten.0
Ausblick
Nach der Schließung einiger Fachabteilungen in der Vergangenheit (zum Beispiel Gynäkologie und Geburtshilfe und Onkologie) werde die Klinik ihr Angebot 2022 erweitern, berichtet Thomas Hempel. „Ich habe bereits Gespräche mit dem Gynäkologen Mark Herzenstein geführt, der gerne kleinere ambulante Operationen bei uns durchführen möchte.“ Herzenstein hat eine Frauenarzt-Praxis in Nordenham eröffnet, er war zuvor als Oberarzt bei der Helios Klinik tätig. „Wir können uns die Zusammenarbeit gut vorstellen. Sie könnte im ersten Quartal 2022 bereits beginnen.“
Zudem werde die Kooperation mit der Helios Klinik Cuxhaven weiter vorangetrieben. „Konkreteres werden wir im nächsten Jahr berichten“, so der 38-Jährige.