Eine Entscheidung über die Zukunft des Klinikums Links der Weser (LdW) rückt näher. Nach Informationen des WESER-KURIER wird der Senat an diesem Dienstag Pflöcke einschlagen: Mitte 2022 soll klar sein, ob und wie es mit dem Krankenhaus in Obervieland weitergeht. Die fachliche Expertise werden externe Gutachter beisteuern. Für deren Leistungen will die Gesundheitsbehörde rund 215.000 Euro aufwenden.
Anfang Dezember hatte Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) den Startschuss für den jetzt anlaufenden Prozess gegeben. Hintergrund ist der hohe Investitionsbedarf am LdW, das 1967 errichtet wurde. Insbesondere das Bettenhaus gilt als marode. Mit kleineren Sanierungsmaßnahmen wäre es nicht getan, im Grunde müsste ein Neubau her – sofern man den Standort im Rahmen der gesamtstädtischen Gesundheitsversorgung als unverzichtbar ansieht.
Drei Varianten im Gespräch
Anfang des Monats hatte Claudia Bernhard die Gesundheitspolitiker der rot-grün-roten Koalition in einer vertraulichen Runde auf den Entscheidungsbedarf eingestimmt. Dabei wurden drei Varianten skizziert. Option eins: ein Neubau auf dem jetzigen LdW-Parkplatz, der das bisherige medizinische Leistungsspektrum des Klinikums umfasst, allerdings ohne Gynäkologie und Geburtshilfe. Deren Verlagerung ans Klinikum Mitte ist bereits beschlossene Sache. Ein solcher Neubau würde voraussichtlich mehr als 200 Millionen Euro kosten. Option zwei: ein reduzierter Neubau mit Konzentration auf den bisherigen Schwerpunkt Herz- und Gefäßmedizin. Hierfür werden rund 150 Millionen Euro veranschlagt. Option drei: Abzug auch der Herz- und Gefäßmedizin ans Klinikum Mitte mit anschließender "Neustrukturierung der regionalen Gesundheitsversorgung für den Bremer Süden", wie es jetzt in der Beschlussvorlage für die Senatssitzung ausgedrückt wird. Hinter dieser Formulierung kann man sich vieles vorstellen – von einer kleinen Portalklinik, die gewissermaßen als örtliche Durchgangsstation zu den verbleibenden drei kommunalen Krankenhäusern in Mitte, Nord und Ost dient, bis hin zu einem gänzlichen Verzicht auf ein Krankenhaus in Obervieland.
Ortspolitiker sollen mitreden
Auf welche Lösung es letztlich hinausläuft, soll in den kommenden Monaten mit gutachterlicher Hilfe intensiv erörtert werden. Geplant ist, zwei Gremien einzusetzen: zum einen eine sogenannte Lenkungsgruppe unter Vorsitz der Gesundheitssenatorin. Diesem Kreis sollen auch die Geschäftsleitung des städtischen Krankenhausverbundes Gesundheit Nord (Geno) sowie die Staatsräte mehrerer Senatsressorts angehören. Daneben wird eine "Begleitgruppe" mit Bürgerschaftsabgeordneten sowie Beiratspolitikern aus dem Bremer Süden ins Leben gerufen. Diese Gruppe soll bereits in das Ausschreibungsverfahren für die Gutachterleistungen einbezogen werden.
In seiner Beschlussvorlage für die Senatssitzung nennt das Gesundheitsressort einige Kriterien, die an Investitionsentscheidungen für die Geno-Kliniken anzulegen sind. Zum Beispiel die "zukünftigen Versorgungsbedarfe". Soll heißen: Die Entwicklung im Krankenhaussektor ist unter anderem durch Ambulantisierung bisher stationär erbrachter Leistungen gekennzeichnet, durch sinkende Fallzahlen und kürzere Verweildauer von Patienten in den Kliniken – ein Hinweis auf die grundsätzliche Fragestellung, ob Bremen in den kommenden Jahrzehnten neben den vier freigemeinnützigen Krankenhäusern wirklich noch vier Geno-Standorte braucht.