Enttäuschung
Dämpfer beim Kampf um Eberner Klinik
Das Krankenhaus Ebern wird Stück für Stück demontiert – so kommt es jedenfalls den Bürgern vor. Sie fürchten eine massive Schwächung der  Versorgungsstruktur des nördlichen Landkreises Haßberge.
Das Krankenhaus Ebern wird Stück für Stück demontiert – so kommt es jedenfalls den Bürgern vor. Sie fürchten eine massive Schwächung der Versorgungsstruktur des nördlichen Landkreises Haßberge. // Eckehard Kiesewetter
F-Signet von Redaktion Fränkischer Tag
Ebern – Eine Bürgerinitiative kämpft um die Eberner Klinik und schickt eine Petition an den Landtag. Doch in München interessiert die Chirurgie nicht.

Verwunderung und Unverständnis bestimmen die Gemütslage bei den Mitgliedern der Bürgerinitiative Rettet unser Krankenhaus“ nach der Behandlung ihres Ansinnens im Petitionsausschuss des Landtages. Die Mehrheit der Abgeordneten aus Reihen von CSU, Freien Wählern und FDP hätten sich mit einer Stellungnahme von Gesundheitsminister Klaus Holetschek zufrieden gegeben, wonach die Verlegung der Chirurgie nach Haßfurt positiv zu bewerten sei, wird in einer Pressemitteilung der Bürgerinitiative kritisiert.

„Ebern wird ausradiert“

„Kein Wort zur Versorgung von Notfällen in den Abendstunden oder am Wochenende“, schimpft Ralf Kestel, als einer der Initiatoren der Petition. Wolfgang Zirbik ergänzt, dass Krankenhäuser mit nur noch einer Fachabteilung, wie in Ebern mit der Inneren Medizin, keine Zukunft hätten. „Dann gibt es zwischen Bamberg und Bad Neustadt zwischen Haßfurt und Coburg bald keine Krankenhaus-Versorgung mehr. Ebern wird ausradiert und der Raum Haßfurt hat eine eigene Haßbergklinik sowie Gerolzhofen, Burgebrach und Schweinfurt in unmittelbarer Nähe.“

Klaus Emmerich, von der überregionalen Aktionsgruppe „Schluss mit dem Kliniksterben“ vermisst einen Hinweis, dass die 30-Minuten-Erreichbarkeit eines Krankenhauses für 8000 Einwohner in Ebern und den umliegenden Gemeinde für die stationäre Chirurgie und die Notfallbehandlung rund um die Uhr verloren gehe. Waldemar Lutter gab zu bedenken, dass durch den Klinik-Neubau im Norden von Coburg weitere Zeit verloren gehe.

Keine Unterstützung im Stadtrat

Weiter erinnerte Ralf Kestel daran, dass die oberfränkischen Bürgermeister aus dem Baunachgrund die Petition aus Ebern unterstützt hätten, während die entsprechende Rückenstärkung aus dem Eberner Stadtrat leider nicht erfolgt sei. Im Gegenteil: „Die beiden Eberner Vertreter im Krankenhaus-Verwaltungsrat haben im März ja für die Schließung der Chirurgie in Ebern gestimmt“, berichtet Kestel.

Mehrere Tausend Unterzeichner

Weiter kritisiert die Bürgerinitiative Folgendes: Keinerlei Beachtung habe im Petitionsausschuss des Landtages auch der Hinweis erlangt, dass der Landkreis Haßberge als Rechtsnachfolger des Altlandkreises Ebern sich sehr wohl um die Ruinen in Altenstein und Lichtenstein kümmere, nicht aber um ein Krankenhaus der Grundversorgung, wie es die Erbauer einst für die Menschen zwischen Baunach und Maroldsweisach, zwischen Heilgersdorf und Breitbrunn konzipiert hätten. Aus diesen Bereichen hatten sich mehrere Tausend Unterzeichner per Unterschriftenlisten für einen Erhalt des Eberner Krankenhauses in der bisherigen Form eingesetzt.

Dass die Strategie zur Konzentration der medizinischen Versorgung auf den Standort Haßfurt seit Jahren verfolgt werde, zeige sich laut Wolfgang Zirbik nicht nur an der Schließung in Hofheim, sondern auch daran, dass Ebern trotz des IMC-Anbaues 2018 die Klassifizierung der „Notfallstufe 1“ nicht erhalten habe, auch wenn im Nachgang noch immer Notfälle behandelt würden.

Betten verschwanden in Ebern

So aber wurden 2020 in Haßfurt rund 7600 chirurgische Notfälle – überwiegend in Nachtstunden und an Wochenenden – behandelt, in Ebern aber nur noch 535. „Von den Haßfurter Fällen hätte man sicher auch viele in Ebern behandeln können, aber mit dem Verlust des Status’ eines Unfallkrankenhauses wurde die Konzentration auf Haßfurt bewusst eingeleitet.“

„Notfallbetten verschwanden heimlich, still und leise“

Und die Mitglieder der Bürgerinitiative fürchten, dass diese Strategie verdeckt, aber auch konsequent fortgesetzt werde. „Entgegen aller Zusagen wurde die Wachstation in Ebern ja jetzt auch inmitten des Höhepunktes der Corona-Pandemie geschlossen, womit heimlich, still und leise drei Notfallbetten verschwanden“, heißt es in der Pressemitteilung.

„Ist das die Verbesserung, die Gesundheitsminister Holetschek mit der Verlagerung von 20 Betten von Ebern nach Haßfurt so lobt?“, fragt Ralf Kestel. „Es wäre besser gewesen, dass der Staatsminister nicht nur auf die schriftlichen Einlassungen aus Haßfurt vertraut, sondern sich die Situation vor Ort hätte erklären lassen.“

Alle antworten ungefähr das Gleiche

Überhaupt wundern sich die BI-Mitglieder über die wortgleichen Stellungnahmen, die sie auf ihre Anfragen bei der Regierung von Unterfranken, im Gesundheitsministerium wie auch bei zahlreichen Abgeordneten und Mandatsträgern erhalten haben.

Deswegen vermuten die Mitglieder der Bürgerinitiative: „Die stützen sich alle nur auf die Infos, die sie aus dem Landratsamt in Haßfurt erhalten haben. Keiner hat sich die Mühe gemacht, sich vor Ort umzuschauen oder mit den Betroffenen zu reden.“

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