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Schwarze Zahlen für die Klinik

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Mann vor Seehäuser Krankenhaus
Dirk Herrmann ist seit gut einem Jahr Geschäftsführer des Seehäuser Agaplesion-Diakoniekrankenhauses. „Mein Einstieg war turbulent“, sagt er. © Thomas Westermann

Seehausen. Rund 13 000 Patienten sind im vergangenen Jahr im Seehäuser Agaplesion-Diakoniekrankenhaus behandelt worden, davon circa 4400 Menschen stationär. So fällt die Bilanz von Geschäftsführer Dirk Herrmann aus, der auf 2021 zurückblickte und auf das neue Jahr schaut.

Zum 1. Januar des vergangenen Jahres hatte er die Leitung übernommen – inmitten der Corona-Pandemie. Der Chef kann sich noch gut erinnern, als damals in der Klinik die fast unbekannte Delta-Variante bei einem Altmärker festgestellt worden war. Bei der Behandlung des Erkrankten lobte Herrmann die Verdienste des ehemaligen Chefarztes Dr. Jürgen Jahnke. „Mein Einstieg in diesem Jahr war turbulent“, schätzte der studierte Betriebswirt ein. Derzeit gibt es zehn Betten für Corona-Patienten und zwei Beatmungsplätze. „Aber wir sind flexibel, bei Bedarf wird aufgestockt.“ Die Flexibilität war übrigens schon mal mit 14 an Covid-19-Erkrankten nötig. Die Sprechzeiten in der Klinik sind mit Sicherungsmaßnahmen in Corona-Zeiten nach wie vor gegeben. Es sei einfach wichtig, die Bevölkerung zu versorgen.

Hinsichtlich des Personals hat Herrmann derzeit keine Probleme. „Alle Stellen sind besetzt.“ Doch der Geschäftsführer weiß, dass das wohl nicht dauerhaft anhalten wird und möchte vorsorgen. So soll Nachwuchs unter anderem aus dem Ausland gewonnen werden. Zudem werden künftig im Jahr statt drei ab 2022 fünf Azubis für die Krankenpflege eingestellt. Ferner kann die Klinik weiter auf Chefchirurg Dr. Michael Stachow bauen, der eigentlich in diesem Jahr das Alter für den Ruhestand erreicht. Doch der Mediziner hat seinen Vertrag bis Ende 2023 verlängern lassen. Ab Februar absolviert eine junge Frau in der Klinik ihre eineinhalbjährige Fortbildung zur Fachärztin für Allgemeinmedizin. Froh ist Herrmann darüber, dass das Krankenhaus unter dem „Rettungsschirm der Politik“ schwarze Zahlen schreibe. Das sei nicht selbstverständlich, denn 60 Prozent der Kliniken in Deutschland haben rote Zahlen. Der Geschäftsführer setzt für den Kauf von erforderlichen technischen Geräten auf Fördergeld. Einen Antrag über eine Million Euro hat er beim Land gestellt und wartet auf Bewilligung. Geld erhofft sich Herrmann auch aus dem Krankenhauszukunftsgesetz, das der ehemalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf den Weg gebracht hat. Der Bund stellt seit Januar dieses Jahres drei Milliarden Euro für das „Zukunftsprogramm Krankenhäuser“ bereit. Durch diese Möglichkeit können Digitalisierungsmaßnahmen gefördert werden. Dabei werden 70 Prozent der Kosten durch den Bund und bis zu 30 Prozent der Kosten durch die Bundesländer übernommen. Geschäftsführer Herrmann benötigt 1,3 Millionen Euro, um die digitale Patientendokumentation in seinem Haus umzusetzen.

Eng kooperiert das Seehäuser Diakoniekrankenhaus mit seinen rund 170 Mitarbeitern und 114 Betten mit den Kliniken in Stendal und Perleberg. „Es gibt eine Zusammenarbeit auf verschiedenen Gebieten, wofür ich dankbar bin. Es ist gut, wenn man sich untereinander hilft.“ Der Chef des Hauses weiß, dass die Patienten mit der Einrichtung am Dr. Albert-Steinert-Platz sehr zufrieden sind und die kleine Klinik im ländlichen Raum von Bedeutung für die Versorgung der Menschen sei. „Das Krankenhaus hat seine Daseinsberechtigung. Dass das so bleibt, da ist auch die Politik gefordert.“

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