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Interview
22.01.2022

"Wir sprechen über hunderttausende verschobene OPs"

Im ganzen Jahr 2021 wurden über eine Million Behandlungen in den Klinken verschoben oder fielen aus
Foto: Maurizio Gambarini, dpa (Archivbild)

Exklusiv Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhaus-Gesellschaft Gerald Gaß erklärt die harten Folgen der Corona-Pandemie für Patienten und Personal in den Kliniken.

Exakt vor zwei Jahren wurde das Coronavirus erstmals in Deutschland nachgewiesen. Wie sehr hat sich seitdem die Arbeit der Krankenhäuser verändert?

Gerald Gaß: Die größte Herausforderung für die Krankenhäuser war und ist, dass wir uns jetzt seit fast zwei Jahren in einer Situation befinden, die mit einem Routine-Betrieb nicht mehr vergleichbar ist. Die Krankenhäuser mussten in den verschiedenen Phasen der Pandemie ihre Organisation so steuern, dass sie in der Lage waren, auch zu Spitzenzeiten der verschiedenen Wellen eine große Zahl von Patienten verlässlich zu versorgen. Deshalb mussten sie immer wieder die Regelversorgung nach unten fahren, wo dies medizinisch vertretbar war. Sobald die Wellen nachlassen, sind die Kliniken dann sehr damit beschäftigt die verschobenen Behandlungen wieder aufzuholen. Das heißt, die Krankenhäuser befinden sich seit zwei Jahren in einem permanenten Ausnahmezustand und nicht nur in den Spitzenzeiten der einzelnen Pandemiewellen.

Wie viele Operationen mussten die Krankenhäuser verschieben?

Gaß: Im Großen und Ganzen haben die deutschen Krankenhäuser sowohl im ersten als auch im zweiten Jahr der Pandemie die Krankenhäuser etwa 15 bis 20 Prozent weniger Patienten behandelt, als in der Zeit davor. Dahinter verbergen sich in großer Zahl abgesagte und verschobene Operationen und Behandlungen, aber auch Sorgen der Patientinnen und Patienten von sich aus ins Krankenhaus zu gehen. Viele haben in den vergangenen beiden Jahren gezögert, sich mit ihren Beschwerden behandeln zu lassen, weil sie Angst hatten, sich im Krankenhaus mit Corona zu infizieren. Wir stellen dabei sogar einen signifikanten Rückgang der Notfälle in unseren Notfallaufnahmen fast. Wir hatten zum Beispiel zwischen fünf und zehn Prozent weniger Verdachtsfälle, was Herzinfarkte oder Schlaganfälle angeht. Unsere Befürchtung ist, dass dabei möglicherweise Krankheiten nicht rechtzeitig entdeckt wurden.

Über 100.000 Kunstgelenk-OPs verschoben - viele Patienten auf Wartelisten

Ist die Furcht vor einer Corona-Ansteckung im Krankenhaus wirklich unberechtigt?

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Gaß: Um es ganz klar zu sagen, Krankenhäuser sind sichere Orte. Niemand muss die Sorge haben, wenn er jetzt ins Krankenhaus geht, sich dort mit Corona anzustecken. Aber es gab natürlich ganz am Anfang der Pandemie in Deutschland, tatsächlich das große Problem, dass die Krankenhäuser keinen perfekten Investitionsschutz betreiben konnten, weil zum Teil Masken, Einwegkittel und teils sogar Handschuhe und Desinfektionsmittel nicht ausreichend zur Verfügung standen. Damals kam es leider an einzelnen wenigen Krankenhaus-Standorten zu einem Ausbruchsgeschehen. Heute ist das völlig anders, diese Probleme haben wir zum Glück schon lange hinter uns gelassen. Wir haben einen sicheren Infektionsschutz für unsere Patienten und Mitarbeiter. Es gibt konsequente Tests und eine strikte Trennung zwischen Bereichen zur Behandlung von mit infizierten und nicht-infizierten Patienten.

In welcher Größenordnung mussten Operationen verschoben werden? Wie groß ist Zahl, die die Kliniken vor sich herschieben?

Gaß: Wir mussten in vielen Bereichen planbare Operationen aussetzen. Wir haben noch keine abschließenden Zahlen für die Delta-Welle, aber wir sprechen über Hunderttausende verschobener Behandlungen. Wir zählen im Jahr rund 20 Millionen stationäre Patientinnen und Patienten in den Krankenhäusern, wenn wir dann über 15 bis 20 Prozent weniger Fälle sprechen, ist das insgesamt eine siebenstellige Zahl. Wir haben sehr spürbare Rückgänge in einzelnen Bereichen, wo der Anteil planbarer Operationen besonders groß ist. Zum Beispiel beim künstlichen Gelenkersatz, etwa für Hüfte, Knie oder Schulter. Hier wurden wegen der Pandemie zeitweise zwischen 20 und 30 Prozent weniger Implantate eingesetzt. Allein in diesem Bereich sprechen wir von rund 100.000 Patientinnen und Patienten, die durch die Pandemie von verschobenen Operationen betroffen sind. Deshalb rechnen wir damit, dass auch in der Deltawelle in der Summe Hunderttausende Menschen von verschobenen Operationen betroffen waren und sind. Viele Patienten stehen auf die Warteliste. Das ist medizinisch vertretbar, weil nicht unmittelbar langfristige Schäden drohen. Aber für die Patienten ist es bitter und auch schwerwiegend, länger mit Schmerzen leben zu müssen oder Mobilität eingeschränkt zu sein.

Krankenhausgesellschaft kritisiert mangelnde Digitalisierung bei Hospitalisierungsquote

Dass so viele Patienten durch die Pandemie unter aufgeschobenen Operationen leiden, wird von Befürwortern als Argument für eine Impfplicht herangezogen. Ist es ein Problem, dass diese Daten nicht exakt erfasst werden?

Gaß: Das Problem der verschobenen Operationen und der Konsequenzen für die Patientinnen und Patienten ist bekannt. Auch wenn wir die Daten immer erst nach einem Quartal vorliegen haben, kennen wir die Erfahrungen aus den bisherigen Wellen und können sie übertragen. Deswegen glaube ich nicht, dass wir unbedingt tagesaktuellen Daten über die Frage bräuchten, welche Patienten auf Wartelisten gesetzt werden. Wie wissen auch so um diese massiven Beschränkungen und die Folgeschäden der Pandemie für andere Patienten. Aber grundsätzlich ist eine größere Daten-Transparenz wünschenswert. Und wir alle streben an die Digitalisierung hier wirklich vorzubringen. Im Prinzip verfügt jedes Krankenhaus über ein Informationssystem mit allen wesentlichen Patienten-Informationen. Doch uns fehlt eine gemeinsame Daten-Plattform, auf der anonymisiert und natürlich auch sonst Datenschutz konform die Informationen automatisiert standortübergreifend zusammengeführt werden können.

Ist der Digitalisierungs-Rückstand nicht ein großes Problem in der Pandemie? Stochern wie außer den exakten Intensivpatientenzahlen der Intensivmedizinervereinigung DIVI nicht oft im Nebel und brauchen für Studien sogar Zahlen aus dem Ausland?

Gaß: Absolut. Wir bleiben in Deutschland weit hinter den Möglichkeiten zurück, die uns die Digitalisierung heute bietet und die international Standard sind. Ein Beispiel ist die Hospitalisierungsquote. Wir haben natürlich im Krankenhaus-Informationssystem die Angaben darüber, welche Patienten mit der Diagnose Corona-Infektion im Krankenhaus sind. Aber es gibt vom Robert-Koch-Institut kein Daten-Portal, in das wir diese Daten übertragen könnten. Deswegen arbeiten die Krankenhäuser heute noch bei den Hospitalisierungsmeldungen mit Fax und E-Mail, weil uns vom RKI nichts anderes zur Verfügung gestellt wird. Das ist definitiv ein Problem. Wir brauchen grundsätzlich auch für die medizinische Forschung eine wesentlich bessere Verfügbarkeit von Behandlungsdaten und eine deutlich bessere Digitalisierung. Ein Grund für dieses Defizit ist, dass wir in Deutschland sehr stark vom Datenschutz getrieben sind, während in den meisten EU-Ländern die europäische Datenschutzgrundverordnung anders interpretiert wird.

Personalsituation an Klinken verschärft sich immer weiter

Die Pandemie hat vor allem das Pflegepersonal stark betroffen. Es heißt, viele Pflegekräfte haben ihre Arbeitsstunden reduziert oder den Beruf verlassen. Wie groß ist das Problem?

Gaß: Die Personalsituation wird für uns immer schwieriger. Wir haben in den letzten zwölf Monaten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verloren und auch sonst Personalstunden, die wir nicht einfach ausgleichen können. Krankenhäuser haben keine Ersatzbank, wo wir Menschen ersetzen oder das vorhandene Personal ergänzen und unterstützen können. Es dauert viele Jahre, junge Menschen zum Beispiel für die Intensivstation auszubilden. Und in dieser Situation kommen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pandemie wirklich immer wieder an die absolute Belastungsgrenze. Auch wenn wir andere Behandlungen verschieben, sind die vorhandenen Patienten im Schnitt schwerer krank und der Mehraufwand etwa beim Infektionsschutz ist eine zusätzliche Belastung. Wir erleben leider, dass für viele die Grenze erreicht ist und sie sagen: Ich halte das so länger nicht mehr aus, ich reduziere meine Arbeitszeit, ich wechsele von der Intensivstation auf die normale Station, ich bleibe länger in Elternzeit, bis zu dem Punkt, dass sie früher in Ruhestand oder tatsächlich in einen anderen Beruf wechseln. Deshalb müssen wir auch als Gesellschaft alles dafür tun, dass wir aus der Pandemie herauskommen.

 

Kliniken fordern "Bürokratie-Lockdown" und Entlastung in Dokumentationspflicht

Was sind Ihre wichtigste Forderung an die Politik?

Gaß: Wir sind weiterhin ganz klar für die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht, solange die Pandemie nicht zu Ende ist oder absehbar zu Ende geht. Wir wünschen uns von der Politik aktuell, so etwas wie ein Bürokratie-Lockdown-Gesetz. Die Krankenhäuser brauchen bis mindestens Mitte des Jahres eine Entlastung im Bereich ihrer riesigen Dokumentations- und Kontrollaufgaben. Aktuell haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Krankenhäusern eigentlich keine Zeit für sämtliche medizinisch nicht erforderlichen Dokumentationspflichten. Und davon gibt es sehr viele im deutschen Gesundheitswesen. Niemand käme ja auf die Idee, dass beispielsweise die Gesundheitsämter neben der Kontaktverfolgung und ihren Pandemieaufgaben alle ihre anderen üblichen Regularien aufrechterhalten müssen. Hier muss die Politik die Krankenhäuser im Bereich der Bürokratie und der Dokumentation mindestens vorübergehend entlasten, damit sie sich mit allen verbleibenden personellen Ressourcen um die Patientenversorgung kümmern können. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die große Sorge, dass ihnen in einigen Monaten jede kleine Lücke in den Akten bei Abrechnungen oder Kontrollen auf die Füße fällt.

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