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Personalsituation bei HELIOS Schwerin beschäftigt Stadtvertretung

Ärzte, die gleich gruppenweise kündigen, Behandlungen, die nicht vollständig in Schwerin abdeckbar sind, es aber waren und sein sollten. Zuletzt standen die HELIOS Kliniken Schwerin vor allem durch solche Meldungen

  • Veröffentlicht Januar 28, 2022
Die HELIOS Kliniken Schwerin bleiben aufgrund der Personalsituation im Fokus der Öffentlichkeit. | Foto: Helios

Ärzte, die gleich gruppenweise kündigen, Behandlungen, die nicht vollständig in Schwerin abdeckbar sind, es aber waren und sein sollten. Zuletzt standen die HELIOS Kliniken Schwerin vor allem durch solche Meldungen im Blickpunkt. Zwar kam es bereits zu entsprechenden Umstrukturierungen, so dass die Notfallversorgung zu keinem Zeitpunkt akut gefährdet war. Auch im Bereich der Krebsbehandlung sind die allermeisten Therapien komplett in Schwerin möglich. Dort, wo Personal fehlt, sieht die Klinik in absehbarer Zeit eine Lösung. Es wird also offenbar gehandelt – aber die Problemlagen als solche standen und stehen natürlich im Raum. Von der Stadtverwaltung war in diesem Zusammenhang bislang eher wenig zu hören. Und das, obwohl die Stadt Schwerin – wenn auch nur mit 5,1 Prozent – an den Kliniken im Norden Schwerins beteiligt ist.

2021 auch gezielte Stellenreduzierung

Hinzu kommt der bislang eher wenig öffentlich diskutierte Umstand, dass die Klinik, wie Sprecher Patrick Hoppe unserer Redaktion auf Anfrage bestätigte, zusätzlich speziell die Wiederbesetzung „im ärztlichen Dienst im vergangenen Jahr mit Augenmaß angepasst“ habe. Übersetzt in die Alltagssprache bedeutet dies nicht weniger als eine gezielte Reduzierung der bisherigen Ärztezahl. Konkret sei es dabei um acht Stellen gegangen. Hintergrund sei, so Hoppe, eine Zunahme ambulanter und ein Rückgang stationärer Eingriffe. Moderne Behandlungsverfahren hätten darüber hinaus die Zeit, die Patienten in der Klinik verbringen, „bei höchster Qualität deutlich reduziert“. Zudem habe die Pandemie Einfluss auf abnehmende Patientenzahlen gehabt, „die aller Voraussicht nach nicht wieder im gleichen Maße aufgeholt werden.“ Will heißen, nach der Pandemie erwartet Helios Schwerin demnach weniger Patienten als zuvor. „Andere Disziplinen wie das ambulante und digitale Angebot wurden dafür gefördert und in die Medizin der Zukunft investiert“, so Patrick Hoppe.

 

UB-Fraktion fordert Klarheit und Lösungen rund um die Personalsituation

Während es aus Richtung Richtung der Stadtverwaltung zumindest im öffentlichen Diskurs also bislang eher ruhig blieb, scheint es nun in der Kommunalpolitik erkennbarer zu rumoren. So thematisiert die Fraktion der Unabhängigen Bürger (UB) mit einem Antrag zur Januar-Sitzung der Stadtvertretung die Personalsituation des Maximalversorgers.  Die Fraktion bezieht sich dabei auf Medieninformationen und Darstellungen in den sozialen Medien und spricht von einer „insgesamt unbefriedigenden, medizinischen Versorgungssituation.“ Berichte über Absagen von Operationen aufgrund von Ärztemangel oder auch über ein angeblich schlechtes Betriebsklima könne man nicht einfach ignorieren. Eben auch, weil die Landeshauptstadt Mitgesellschafter sei.

Die UB-Fraktion geht in ihrer Darstellung auch darauf ein, dass es seinerzeit zahlreiche kritische Stimmen gegen den Privatisierungsbeschluss gegeben habe. Eine Situation, die in Teilen bis heute anhält, wobei viele Kritiker – bewusst oder unbewusst – unterschlagen, dass die Kliniken seinerzeit zwar kommunal geführt waren, aber wirtschaftlich rote Zahlen schrieben. Auch stand das Haus seinerzeit vor einer größeren Entlassungswelle – eben aufgrund der wirtschaftlichen Lage – und es waren zeitnah größere Investitionen erforderlich, die die Stadt so, wie es dann HELIOS tat, eher nicht hätte stemmen können. Zudem zeigt sich bis heute, dass rein kommunal geführte Häuser überwiegend letztlich eher unwirtschaftlich betrieben sind. Die häufige Glorifizierung staatlicher Kliniken muss demnach auch unter die Lampe der Realitäten. Eventuell müssen ganz neue Lösungen her.

Dennoch gab und gibt es natürlich diese Kritik – und nicht zuletzt auch deshalb sei es, so die UB- Fraktion , „Aufgabe und Verpflichtung der Stadtvertreter, dieses heikle Thema aufzugreifen und bei tatsächlichen Mängeln in der medizinischen Versorgung mit für Abhilfe zu sorgen.“ Dass schwer erkrankte Menschen an andere Orte fahren müssten, um die erforderliche Behandlung zu bekommen, sei nicht hinnehmbar.

 

Was ist eigentlich mit den Aufsichtsratsmitgliedern?

„Mit unserem Antrag wollen wir erreichen, dass Oberbürgermeister Dr. Badenschier (SPD) als Vertreter der Stadt in der Gesellschafterversammlung die Personalsituation kritisch anspricht und bestenfalls Maßnahmen von der Geschäftsführung
einfordert. Zudem müssen Ursachen für negative Entwicklungen offengelegt werden“, erklärte UB-Fraktionsvorsitzender Silvio Horn. Was der UB-Fraktionschef dabei nicht erwähnt, ist der Umstand, dass die Fraktionen mit drei Stadtvertretern im Aufsichtsrat der HELIOS Kliniken Schwerin vertreten sind. Auch diese drei Personen, konkret handelt es sich nach Angaben des Bürgerinformationssystems (BIS) um Sebastian Ehlers (CDU/FDP), Ingolf Schneidewind (DIE LINKE) sowie Christan Masch (SPD), könnten entsprechende Informationen und Veränderungen einfordern.

Dass die Personaldebatte nicht ganz neu ist, auch darauf verweist die UB-Fraktion Schwerin. Bereits 2018 habe man nach eigenen Angaben Oberbürgermeister Badenschier auf die unbefriedigende Personalsituation hingewiesen und ihn aufgefordert, umgehend auf die Einberufung einer Gesellschafterversammlung hinzuwirken. Der Hauptgesellschafter wurde seinerzeit daraufhin aufgefordert, die für ein Krankenhaus der Maximalversorgung erforderliche Personalausstattung durch geeignete Maßnahmen unverzüglich sicherzustellen. Eben diese Forderungen, ergänzt um die nach einer schnellstmöglichen Lösung für ganz konkret benannte Klinikbereiche, macht die Fraktion in ihrem aktuellen Antragstext nun erneut auf. „Absolutes Ziel muss es sein, dass die medizinische Versorgung der Bevölkerung vollumfänglich und in hoher Qualität sichergestellt wird. Das ist der gemeinsame Auftrag von Helios und Stadt“, so Horn abschließend.

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Stephan Haring

Stephan Haring ist freier Mitarbeiter unserer digitalen Tageszeitung. Er hat ein Bachelor-Studium der Kommunikationswissenschaften an der Universität Erfurt mit den Nebenfächern Sozialwissenschaften & Politik absolviert. Im Nachhinein arbeitete er in leitenden Funktionen der Presse- & Öffentlichkeitsarbeit, im Leitungsbereich eines Unternehmens sowie als Rektor einer privat geführten Hochschule. Zudem entwickelte, organisierte und realisierte er mit der durch ihn entwickelten LOOK ein Fashionevent in Schwerin. Heute arbeitet er freiberuflich als Texter, Pressesprecher und Textkorrektor sowie als Berater in verschiedenen Projekten. In einem Schweriner Ortsbeirat ist er zudem ehrenamtlich als Vorsitzender kommunalpolitisch aktiv.

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