Oldenburg - Die Politik fühlt sich von Verwaltung und Krankenhausgeschäftsführung über den Tisch gezogen, schlecht informiert, die Nachbarn an der Auguststraße und am Steinweg vor den Kopf gestoßen: In dieser Woche gab es deshalb ein informelles Gespräch zwischen den Beteiligten, um sich auszutauschen. Mehr aber auch nicht, konkrete Baupläne für die Erweiterung des Evangelischen Krankenhauses zwischen Steinweg und Auguststraße gibt es nämlich nicht, betonte Dr. med. Alexander Poppinga, Vorstand und Geschäftsführer des Krankenhauses, auf Nachfrage unserer Redaktion.
B-Plan geändert
Was war passiert? Kurz vor Weihnachten hatten Stadtplanerin Ulrike Schneider vom „P3 Planungsteam“ und Thorsten Leerhoff, Leitung Bau und Immobilien des Evangelischen Krankenhauses, dem Bauausschuss vage Planungen für Neubauprojekte an der Marienstraße und nördlich des Krankenhauses zwischen Steinweg und Auguststraße vorgestellt. Für das letztgenannte Vorhaben muss der Bebauungsplan geändert, das dort ausgewiesene Wohngebiet in ein Sondergebiet umgewandelt werden. Die frisch in den Rat gewählten Ratsfrauen und -herren stimmten einem Aufstellungsbeschluss einstimmig zu, freuten sich über die Expansionspläne, offenbar in Unkenntnis dessen, dass in der seit Jahren mit verschiedenen Plänen des EV konfrontierten Nachbarschaft ein Proteststurm losbrechen würde. Wenige Tage später gab der nichtöffentlich tagende Verwaltungsausschuss grünes Licht.
Schlechte Information
Poppinga räumte im Gespräch mit unserer Redaktion ein, dass die Informationspolitik verbesserungswürdig und der Zeitpunkt für die Vorstellung der Krankenhaus-Pläne schlecht gewählt worden seien. Der Geschäftsführer unterstrich, dass es keinerlei konkreten Pläne gebe, das Krankenhaus sich aber einen „Plan B“ offen halten wolle, falls es mit der angestrebten Fusion mit dem benachbarten Pius-Hospital nichts werden sollte.
Das Evangelische Krankenhaus habe einen zusätzlichen Bettenbedarf betonte Poppinga, der auf den Erfolgsweg verwies, den das EV in den vergangenen zehn Jahren beschritten habe. 2012/2013 habe das Krankenhaus vor der Insolvenz gestanden, nun schreibe es seit über fünf Jahren Schwarze Zahlen. Auch deshalb, weil das Ergebnis aus einem Architektenwettbewerb für die Erweiterung des Hauses nicht umgesetzt worden sei. Das wäre laut Poppinga viel zu kostenintensiv gewesen.
Misstrauen geschürt
Aus dieser Zeit resultiert allerdings ein gewisses Misstrauen gegenüber den Vorhaben des EV. Als Beispiel führte SPD-Ratsherr Ulf Prange, der dem Rat seit 2006 (mit einer Unterbrechung von April 2013 bis November 2016) angehört, auf Nachfrage die vom EV ursprünglich vorgestellten Pläne für das vor wenigen Wochen eröffnete „August Carrée“ an. Die sahen den Erhalt der Fassade der Wagenremise vor, hinter der das Parkhaus verschwinden sollte. Der Neubau sollte auf den vorhandenen Freiflächen umgesetzt werden. Der Stadtrat gab dem EV Baurecht, da die Remise nicht unter Denkmalschutz stand, wurde sie, so Prange, entgegen der ursprünglichen Planungen abgerissen, die Parkgarage zwischen den Neubau und die denkmalgeschützte Feuerwache gesetzt. Folgt man Poppingas Worten wohl aus Kostengründen. Unter Protest der Bürgerinitiative Innenstadtnahes Wohnen, die erst 2005 erreicht hatte, dass ihr Quartier vom Stadtrat im Bebauungsplan als Wohnviertel ausgewiesen wurde.