Chefwechsel am Krankenhaus: Bartholdt folgt Kelbel
Das Krankenhaus Agatharied steht unter neuer Führung. Benjamin Bartholdt (40) lenkt ab sofort die Geschicke der Kreisklinik. Der langjährige Geschäftsführer Michael Kelbel (58) hat sich zurückgezogen.
Agatharied – „Vorstandswechsel im Krankenhaus Agatharied“ – so verkündete das Landratsamt am Dienstagnachmittag per Pressemitteilung den Vollzug einer Personalie, über die hinter den Kulissen schon seit Längerem gerungen worden war. So hatte Michael Kelbel, der seit Mai 2012 an der Spitze der Klinik stand, bereits vor rund eineinhalb Jahren anklingen lassen, seinen bis 30. Juni 2023 laufenden Vertrag aus persönlichen Gründen nicht verlängern zu wollen. So berichtet es Landrat Olaf von Löwis. „Seither war ich mit der Frage konfrontiert, wie wir die Nachfolge organisieren“, sagt Löwis.
In zwölfstündiger Marathonsitzung um Neuausrichtung gerungen
In einer zwölfstündigen Marathonsitzung befasste sich Mitte Dezember der 13-köpfige Verwaltungsrat des Krankenhauses – mittlerweile keine GmbH mit Geschäftsführer mehr, sondern ein von einem Vorstand geführtes Kommunalunternehmen – mit der Neuausrichtung. Das Ergebnis in Kürze: Die Nachfolge soll intern geregelt werden, und es soll zu keiner eineinhalbjährigen Hängepartie mit ungewissem Ausgang kommen. Vergangenen Donnerstag berief das Gremium schließlich Benjamin Bartholdt zum neuen Vorstand. Der Verwaltungsrat, dem in beratender Funktion auch der Vorsitzende des Personalrats angehört, folgte damit auch einer Empfehlung Kelbels. Interesse am Chefposten hatte auch der kaufmännische Direktor Michael Guggemoos bekundet. Er kam nicht zum Zug und hat sich mittlerweile im Haus verabschiedet.
Neuer Vorstand kennt das Krankenhaus seit 2012
Der 40-jährige Bartholdt ist Diplomkaufmann und kam 2012 im Windschatten Kelbels als Prokurist für den Bereich Unternehmensentwicklung und -steuerung nach Agatharied. Nach seinem Diplom und Masterstudium in Deutschland und den USA war er unter anderem bei einer Klinikberatung, in leitender Position bei verschiedenen privaten Krankenhausträgern sowie mehrere Jahre als Hochschuldozent tätig. Der Vater zweier Töchter lebt mit seiner Familie in Söchering (Kreis Rosenheim). „Ich halte sehr große Stücke auf ihn“, sagt Löwis. Bartholdt sei Garant dafür, dass sich das Krankenhaus kontinuierlich und nachhaltig weiter den aktuellen Herausforderungen widmen könne. Derzeit arbeitet die Klinik mit Unterstützung eines externen Beratungsbüros an einem Zukunftskonzept. „Wir sind gefordert, uns als Krankenhaus völlig neu zu erfinden“, hatte Kelbel noch im Dezember im Interview mit unserer Zeitung gesagt.
Bartholdt ist nach eigenen Worten dankbar dafür, „dass ich ein Haus übernehmen darf, das unter der Führung von Herrn Kelbel in Medizin, Pflege und Therapie so hervorragend aufgestellt wurde“. Er habe seine Zukunft immer in Agatharied gesehen. Die Verdienste Kelbels würdigt auch der Landrat: „Er hat die Klinik zu einem professionellen Haus gemacht und sich enorme Verdienste um das Krankenhaus erworben. Auf diesem stabilen Fundament kann Herr Bartholdt jetzt aufbauen.“
Hoffnung auf verbesserte Kommunikation
Hausintern verknüpfen die Beschäftigten mit dem Wechsel dem Vernehmen nach die Hoffnung auf eine verbesserte Kommunikation. Im Verwaltungsrat wiederum war zuletzt verstärkt Kritik an Kelbel wegen mangelnder Transparenz aufgekommen. Betriebswirtschaftliche Entscheidungen seien nicht gut genug erklärt worden. „Das Vertrauen der großen Mehrheit war aber immer da“, betont der Landrat auf Nachfrage. Kelbel werde seinem Nachfolger bis zum Ende seiner Vertragslaufzeit für Fragen zur Verfügung stehen. Befugnisse hat er ab sofort aber nicht mehr. Er ist freigestellt. „Eine Lösung, die er selbst so angeregt hat und die einvernehmlich erfolgt ist“, berichtet Löwis.
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Für die nähere Zukunft des Krankenhauses sieht der neue Vorstand Bartholdt drei Themen im Fokus: die Bewältigung der Pandemie, den Fachkräftemangel und die medizinische Qualität. „Die wirtschaftlichen Nöte sind größer denn je“, sagt Bartholdt. „Dabei dürfen wir aber nicht unsere hervorragende medizinische und pflegerische Qualität aufs Spiel setzten. Im Gegenteil – diese gilt es zu schützen.“
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