Rostock (dpa/mv) - Angesichts von Finanzproblemen der Universitätsmedizin Rostock (UMR) und insbesondere der dortigen Kinderklinik gibt es Forderungen nach Änderungen bei der Finanzierung. Das Grundproblem der Kinder- und Jugendmedizin sei, dass es über Fallpauschalen nicht auskömmlich finanziert sei, sagte Landesbildungsministerin Bettina Martin (SPD) am Montag bei einem Pressegespräch in der UMR in Rostock. "Das ist nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern so. Das ist deutschlandweit so." Die Landesregierung habe sich im Bundesrat dafür stark gemacht, dass die Kinder- und Jugendmedizin aus diesem System herausgenommen wird.

UMR-Aufsichtsratschef Mathias Brodkorb sprach sich zudem für einen Zuschlag für Universitätsmedizinen als finanziellen Puffer aus. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass man starke Krankenhäuser braucht, die in einer zugespitzten Lage für das restliche Gesundheitssystem so etwas wie die letzte Haltelinie darstellen, sagte er bei dem Pressegespräch. Zudem würden hier die Ärzte der Zukunft ausgebildet. "Deswegen muss eine Uniklinik immer so einen Sicherheitspuffer haben. Aber der wird im Moment in den Finanzierungsstrukturen nicht abgebildet." Er hoffe auf entsprechende Entscheidungen nach der Bundestagswahl.

Zahlreiche Ärztinnen und Ärzte der UMR hatten sich Anfang August mit einem Brief an die Schweriner Landesregierung gewandt und unter anderem auf Versorgungsprobleme in der Kinderklinik hingewiesen und Sparmaßnahmen kritisiert. Zuletzt war bekannt geworden, dass der ärztliche Vorstand der UMR, Professor Christian Schmidt, vorübergehend von seiner Tätigkeit freigestellt wurde.

Das Land hatte als Reaktion auf den Brief zusätzliche zwei Millionen Euro für das laufende und fünf Millionen Euro für das kommende Jahr freigegeben. Außerdem werde das Land in den kommenden drei Jahren drei zusätzliche Stellen in der Kinder- und Jugendmedizin anteilig finanzieren, sagte Martin. Zudem soll ein Gutachten klären, inwiefern die Aufteilung in verschiedene Standort die UMR finanziell belastet.

"Die stationäre Versorgung von Kindern ist in Rostock zu keinem Zeitpunkt gefährdet gewesen oder ist gefährdet", unterstrich Christian Junghanß, stellvertretender Ärztlicher Vorstand der UMR. Es sei aber ein Nachteil, dass sich die Versorgung auf das Klinikum Südstadt und den Campus der Uniklinik verteilt. Martin zeigte sich offen für das Konzept eines zentralen Eltern-Kind-Zentrums. Grundsätzlich bemüht sich die UMR um eine Zentralisierung der Versorgung, wie die Leitung erklärte.

2019 war die UMR tief in rote Zahlen geraten. Für das vergangene Jahr rechne man zwar mit einem niedrigeren Defizit, wie Brodkorb erklärte. Man bewege sich aber im Bereich der Krankenversorgung immer noch im zweistelligen Millionenbereich.

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