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Klinikbetrieb endet am 3. September

Im Oberkircher Krankenhaus gehen endgültig die Lichter aus

Nach Gengenbach ist Oberkirch das zweite Krankenhaus, das im Zuge der Klinikreform im Ortenaukreis schließt. Am 3. September endet die Geschichte des Krankenhauses für das Renchtal. Ein weiterer Standort dürfte bald folgen.

Ein Patient mit einem Rollstuhl.
Das war es: Zum 3. September endet der Klinikbetrieb in Oberkirch, Personal und Teile der Einrichtung werden auf andere Standorte des Ortenau Klinikums verteilt. Die Neuaufnahme von Patienten wurde stark zurückgefahren. Hier ein Symbolbild. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Countdown für ein Krankenhaus: Am 3. September gehen, allen Widerständen aus dem Renchtal zum Trotz, im Oberkircher Klinikum die Lichter aus. Aus dem Akutkrankenhaus wird, Schritt für Schritt, ein Zentrum für Gesundheit.

Nach dem Standort Gengenbach ist Oberkirch damit der zweite Klinikstandort, der der „Agenda 2030“ zum Opfer fällt.

Und auch über dem Haus in Ettenheim ziehen sich dunkle Wolken zusammen.

Massiver Widerstand gegen Schließung

Gegen die Schließung des Oberkircher Krankenhauses hatte es breiten Widerstand gegeben, bis die Kreisverwaltung mit dem Zentrum für Gesundheit ein Nachnutzungskonzept vorlegen konnte, das zumindest bei der Mehrheit der Kommunalpolitiker im Renchtal Zustimmung findet.

Im Mittelpunkt stehen die Nutzung als Pflegeheim sowie so genannte „Genesungsbetten“, die die Kluft zwischen akutem Krankenhausaufenthalt und der Unterbringung in einem Pflegeheim schließen sollen.

Der wütende Protest, der die Pläne begleitet, spiegelte zuletzt bei weitem nicht mehr die Realitäten im Oberkircher Spital wider. Das war mit nur einer Abteilung – der inneren Medizin – und einer Belegung mit durchschnittlich 25 Patienten kaum noch als eigenständiges Krankenhaus anzusehen und auch organisatorisch längst dem Acherner Klinikum zugeordnet. Das wird nun Teile der Leistungen und des Personals übernehmen.

Viele Patienten kommen nicht mehr.
Michael Goldt, Verwaltungsdirektor

In Oberkirch werden nach einer Mitteilung des Ortenau Klinikums Tage vor der Schließung nur noch wenige Patienten stationär versorgt.

Wie Ende Juli angekündigt, hat der Kreis nach Personalengpässen entschieden, den Betrieb in Oberkirch bereits am 3. September, 27 Tage vor dem vom Kreistag beschlossenen Ende des stationären Betriebes, einzustellen.

Das Ende ist nun abzusehen. „Viele Patienten kommen nicht mehr“, sagt Michael Goldt, Verwaltungsdirektor des Ortenau Klinikums Achern-Oberkirch. „Die einweisenden Haus- und Fachärzte sind seit Wochen informiert.“

Zentrum für Gesundheit entsteht

Am 1. Oktober tritt nach einem Beschluss des Ausschusses für Gesundheit und Kliniken des Ortenaukreises das „Zentrum für Gesundheit Oberkirch“ an die Stelle des Krankenhauses.

„Das Konzept sieht vor, mehrere medizinische und pflegerische Gesundheitsangebote, ambulant wie auch stationär, mit teilweise innovativen Ansätzen, unter einem Dach zu vereinen“, so Klinikum-Geschäftsführer Christian Keller. Allerdings wird das geraume Zeit dauern.

Zum 1. Oktober zieht das Medizinische Versorgungszentrum Oberkirch (MVZ) mit einer orthopädischen Facharztpraxis in die Räume der ehemaligen Frauenklinik im 1. Obergeschoss. Zum 1. Oktober wird eine Notfallsprechstunde für Patienten aus Oberkirch und dem Renchtal zur Verfügung stehen.

Sie bietet von Montag bis Freitag von 19 bis 21 Uhr und an Samstagen, Sonn- und Feiertagen von 9 bis 11 Uhr eine Anlaufstelle für leichte Notfälle außerhalb der Sprechzeiten von niedergelassenen Hausärzten. Schwere Notfälle werden in den durchgehend besetzten Notaufnahmen in Achern und Offenburg versorgt.

Sanierung beginnt noch 2021

Noch in diesem Jahr beginnen für den Hauptteil des Gebäudes umfangreiche Sanierungsarbeiten. Voraussichtlich ab März 2023 wird dann als Kern der Einrichtung eine Außenstelle des Pflege- und Betreuungsheims Ortenau Klinikum (PBO) mit 44 stationären Pflegebetten das Zentrum für Gesundheit ergänzen.

Ein Teil der stationären Pflegebetten wird als sogenannte Genesungsbetten genutzt. Sie sind für Patienten bestimmt, die beispielsweise nach einer Operation noch der Pflege bedürfen, ohne jedoch auf die stationären Strukturen einer Klinik angewiesen zu sein.

„Das neue Konzept der Genesungsbetten hat bundesweit Pilotcharakter und steht für die enge Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung“, betont Keller.

Auch die Betten ziehen um

Für die Sanierung des Gebäudes stellt der Ortenaukreis rund 9,2 Millionen Euro zur Verfügung. Darüber hinaus wird der Kreis das zu erwartende Defizit für die Einrichtung der Notfallsprechstunde mit bis zu 200.000 Euro pro Jahr und das zu Defizit für die Einrichtung der Genesungsbetten mit zunächst 100.000 Euro pro Jahr ausgleichen.

Rund 90 der etwa 100 Beschäftigten wechseln an einen Arbeitsplatz an einem anderen Klinikstandort.

In den kommenden Tagen wird das Ortenau Klinikum auch den Umzug der Betten und des weiteren Materials aus Oberkirch abschießen. „Ein Großteil der Betten und Ausrüstungsgegenstände wird zumeist an die Klinik nach Achern wie auch andere Klinikstandorte verteilt“, so Verwaltungsdirektor Goldt. Ein geringerer Teil werde eingelagert und beim Bezug der Neubauten in Achern und Offenburg wieder genutzt.

240 Betten für Achern

Formal wurde die Einstellung des stationären Klinikbetriebes an der Betriebsstelle Oberkirch zum 30. September vollzogen.

Das Regierungspräsidium Freiburg hat einen Antrag auf Änderung des Landeskranhausplans mit einem formalen Bescheid bestätigt. Das „Ortenau Klinikum Achern“ wird damit 240 Planbetten haben.

Nach dem Aus für Oberkirch zeichnet sich der nächste Reformschritt bereits ab: Noch in diesem Spätsommer wird die Verwaltung ein Konzept für die Nachnutzung des Ettenheimer Krankenhauses zur Diskussion stellen. Damit ist klar: Auch dieser Standort wird deutlich früher als erwartet vom Netz genommen.

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