Arzt

Patientenzahlen erhöhen, lukrative Behandlungsmethoden bevorzugen und medizinisch unnötige Operationen empfehlen: Was manche Chefärzte in einer Umfrage berichteten, ist besorgniserregend. © Tim Reckmann / pixelio.de

Chefärzte operieren auch mal, um die Zielvorgabe zu erfüllen

Martina Frei /  Eine Umfrage unter frisch gekürten Chefärzten wirft kein gutes Licht auf ihre Arbeitgeber, die Spitäler.

Haben Sie in konkreten Einzelfällen schon zur Operation geraten, um ökonomische Ziele zu erreichen, obgleich die Operation medizinisch nicht zwingend geboten waren? In einer Umfrage unter chirurgischen Chefärzten in Deutschland beantworten acht von 100 die Frage mit «Ja». 

Befragt wurden dort Ärzte (und wenige Ärztinnen), die zwischen 2016 und 2019 eine Chefarztposition erhalten hatten. Von 1’890 angeschriebenen Chef- und Oberärzten antworteten 455. Davon hatten 114 im besagten Zeitraum ihre Chefstelle neu angetreten. Hier ihre Antworten:

  • 46 von 100 Chefärzten gaben an, dass wirtschaftliche Ziele bei ihrem Bewerbungsgespräch einen hohen Stellenwert hatten. 
  • 22 von 100 erklärten, dass sie sich von ihrem Arbeitgeber, einer öffentlichen oder privaten Klinik, beim Einstellungsgespräch unter Druck gesetzt fühlten, wirtschaftliche Ziele zu erreichen. 
  • Medizinethische Werte als wichtiges Ziel hingegen spielten im Bewerbungsgespräch bei 25 von 100 Chefärzten gar keine Rolle. 
  • Bei 75 von 100 angehenden Chefärzten wünschte der spätere Arbeitgeber, dass sie die Patientenzahlen steigern. 
  • In fast neun von zehn Bewerbungsgesprächen hatten der Geschäftsführer oder der kaufmännische Leiter der Klinik die führende Rolle beim Bewerbungsgespräch inne.
  • 67 von 100 der befragten Chefärzte müssen seit ihrem Stellenantritt regelmässig zwecks «Zielvereinbarungen» bei der Geschäftsleitung antraben.
  • «Ein nicht unerheblicher Anteil der Befragten kann sich durchaus auch mit den ökonomischen Zielsetzungen des Krankenhausbetriebs im Allgemeinen identifizieren», steht in einem Artikel im «Deutschen Ärzteblatt», der die Umfrageresultate zusammenfasst.

Liegedauer und Erlös sind wichtig

Oft werde jedoch ein «überhöhter ökonomischer Druck beschrieben», heisst es dort. So befand beispielsweise einer der Teilnehmer in der Umfrage: «Die Ökonomie ist mittlerweile wesentlich wichtiger als die Medizin. Chefärzte sind de facto entmachtet durch die kaufmännischen Leitungen.» Ein anderer war der Ansicht, dass in Wahrheit nicht 22 von 100 Chefärzten schon medizinisch unnötige Operationen empfohlen hatten, sondern mutmasslich wohl alle. «Es gehe kaum noch um Patienten, sondern um Liegedauer, Case-Mix-Punkte und Erlöse», gab ein weiterer an.  

Sieben Chefärzte wurden in direkten Interviews eingehender befragt. Dort gab zum Beispiel ein Chirurg an, dass ihm auferlegt worden sei, fünf Prozent mehr Umsatz zu machen, indem er lukrative Operationsmethoden einführe und unrentable medizinische Behandlungen künftig bleiben lasse. Ein anderer erhielt die Empfehlung, mehr Patienten zu operieren, schneller zu entlassen und optimaler zu kodieren – also die Diagnosecodes bei der Abrechnung so zu wählen, dass es für die Klinik rentabler wird. 

«Angestellter der Kaufleute»

Ein befragter Chefarzt erklärte, dass er Behandlungsverfahren «auch mit Blick auf das ökonomische Ergebnis ausgewählt habe». Er sehe sich nur noch als «weisungsgebundener Angestellter der Kaufleute», gab ein weiterer Chefarzt zu Protokoll. 

Die Priorisierung ökonomischer Aspekte ist problematisch, weil sie nicht nur «einen schwerwiegenden Verstoss gegen medizinethische Grundgebote» darstelle, sondern auch «strafrechtlich als ein Körperverletzungsdelikt verfolgt werden» könnte, warnen die Autoren des Artikels im «Deutschen Ärzteblatt».

Mehrere Chefärzte erklärten in der Umfrage auch, dass «ihre variablen Gehaltsanteile an Personaleinsparung […] gekoppelt seien.» Manche sahen sich demnach «aufgefordert, in einer Form Personaleinsparungen und Arbeitsverdichtungen vorzunehmen, die vom ärztlichen Personal nur durch eine deutliche Überschreitung gesetzlich vorgegebener Höchstarbeitszeit bewältigt werden konnte.»

Auch Schweizer Kaderärzte müssen verstärkt Jahresziele erreichen

In der Schweiz tönt manches ähnlich: «Die Spitäler vollzogen in den letzten Jahren einen Stra­tegiewechsel bei den Anstellungsbedingungen. Kaderärztinnen und ­-ärzte müssen […] heute vermehrt Jahresziele erreichen, um in den Ge­nuss von variablen Lohnbestandteilen zu gelangen», stand letztes Jahr in einem Artikel in der «Schweizerischen Ärztezeitung». Dort berichtete der «Verein der Leitenden Spitalärzte der Schweiz» (VLSS) die Resultate seiner Mitgliederbefragung von 2019. 

Bei Chefärzten würden die variablen Lohnbestandteile demnach durchschnittlich ein Drittel des Lohns ausmachen. «Der VLSS beobachtet einen Kulturwandel in den Verwaltungsräten und Spitaldirektionen. Die Kaderärzteschaft wird in ihren Entscheidungsbefugnissen zunehmend eingeschränkt […] Schweizer Spitäler scheinen flächendeckend nach betriebswirtschaftlichen Konzepten umgestaltet zu werden.»

Die offene Frage

Aus Patientensicht tönt das alles nicht gerade beruhigend. Wie soll man wissen, ob man der Patient ist, dem eine Operation aus rein medizinischen Gründen empfohlen wird – oder aber derjenige, der vor allem dem Erreichen einer «Zielvereinbarung» dient?

Tröstlich ist da, dass beide erwähnten Umfragen schwer kranken: Sie sind nämlich nicht repräsentativ. 

An der deutschen Umfrage beteiligte sich nur etwa jeder vierte angeschriebene Chefarzt, und von allen Antwortenden war nur jeder vierte neu in diese Führungsposition gerückt. Die Umfrage gibt also nur die Erfahrungen von 114 chirurgischen Chefärzten und Chefärztinnen wieder. Auch die Umfrage des VLSS widerspiegelt bloss ein Drittel der Mitglieder (318 Personen). 

Vielleicht ist ja die Situation bei den Chefärzten, die nicht antworteten, viel besser? Keine Zielvereinbarungen, keine Personaleinsparungen, vor allem aber: Keine Behandlungen, nur weil sie lukrativ sind?


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Weiterführende Informationen

Zum Infosperber-Dossier:

Arztfehler_Schere

Vermeidbare Arzt- und Spitalfehler

In Schweizer Spitälern sterben jedes Jahr etwa 2500 Patientinnen und Patienten wegen vermeidbarer Fehler.

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14 Meinungen

  • am 25.08.2021 um 11:23 Uhr
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    ‹Chefärzte operieren auch mal, um die Zielvorgabe zu erfüllen›
    Nicht auch mal, sondern vor allem. Mit dem KVG 1996 ist das ehemalige Gesundheitswesen der Schweiz in eine industrielle Krankheitsbewirtschaftung verwandelt worden, welche genauso wie jede andere Industrie funktioniert. Zielgrössen sind Umsatz und Gewinn, inhaltliche Ziele, medizinische in dem Fall, gibt es nicht mehr.
    Das hier ist auch Unfug:
    ‹wirft kein gutes Licht auf ihre Arbeitgeber, die Spitäler›
    Ärzte haben keine Arbeitgeber. Die Medizin ist zwar schon tief gesunken, aber noch nicht so tief, dass wir ökonomische Kampfbegriffe benutzen. Ärzte heilen, sie arbeiten nicht im ökonomischen Sinne, und bekommen Geld dafür. Spitäler sind also Geld-, nicht Arbeitgeber ihrer angestellten Ärzte.

  • am 25.08.2021 um 11:38 Uhr
    Permalink

    Wenn man das Gesundheitswesen zu einer Profitmaximierungs-Industrie macht, kommt sowas dabei heraus? Wer hätte DAS gedacht?

  • am 25.08.2021 um 11:39 Uhr
    Permalink

    «Nein!»
    «Doch!!»
    «Oohhh!!!»
    Wenn man das Gesundheitswesen zu einer Profitmaximierungs-Industrie macht, kommt sowas dabei heraus? Wer hätte DAS gedacht?

    PS: Aus Gesundheit ein Geschäft zu machen, ist krank!

  • am 25.08.2021 um 11:59 Uhr
    Permalink

    Ich kann nur sagen: Für mich waren die Ergebnisse leider nicht unerwartet: Mein Eindruck: ernüchternd, erschreckend, direkt angstmachend.

  • am 25.08.2021 um 12:20 Uhr
    Permalink

    Ich fühle mich durch diesen «Beitrag» aufgefordert, negativ kommentieren. Was ja auch vielfältigst möglich wäre.

    Was mich frustriert, ist, dass sehr viel Kritik erfolgte, ABER
    kein einziger Kommentar dazu, warum ES sich SO entwickelt hat
    und kein einziger Hinweis, was man wie besser machen könnte.

    Die negativen Aus-Wirkungen werden beschrieben-
    aber ohne den Versuch, auch deren Ursachen ergründen zu wollen
    und bessere Wege wenigsten anzudeuten. —

    Welchen Nutzwert bringt ein solcher Artikel ?!

    Auch wenn noch so berechtigt:
    DES-struktive Kritik allein im Raum kommt schwind-süchtig daher –
    einzig KON-struktive Kritik garantiert Fort-Schritt !

    ———————–

    Ich meine,
    die gesetzlichen Vorgaben sind sub-optimal,
    denn kranke Menschen werden «gewichtet»,
    wie mit zu Gewinn zu bearbeitendes Material .

    Aber,
    wie «man» ES wirklich besser, menschlicher, machen könnte
    bei welchen medizinischen und sonstigen «Vorbedingungen»,
    DAS zu beurteilen, fehlt mir die Fach-Kompetenz.

    Also warte ich nun gespannt auf gute -und auch realisierbare- Vorschläge.

    wolfge
    scheinbar.org

  • am 25.08.2021 um 12:26 Uhr
    Permalink

    «Vielleicht ist ja die Situation bei den Chefärzten, die nicht antworteten, viel besser?»
    Ja – vielleicht. (Die Hoffnung stirbt zuletzt….)

  • am 25.08.2021 um 12:29 Uhr
    Permalink

    Es koennte aber auch sein, dass man die hohen gehaelter gerne einstreicht, aber lieber doch vermeiden moechte, dass viel darueber gerdet wird, wie sie zustande kommen.

    Es war schon immer fragwuerdig das gesundheitssystem massgeblich auf privatwirtschaftlich betriebenen sauelen aufzubauen.

    Bildung, justizia, gesundheit und aufrechterhaltung der ordnung gehoeren nicht in private hand. Das mag hundertmal von altersher teilweise anders geregelt sein, richtig wird es dadurch nicht.

  • am 25.08.2021 um 23:24 Uhr
    Permalink

    Die Medizinbranche (zunehmend als Gesundheitswirtschaft zu sehen) ist heite vor allem ein lukrativer Wirtschaftsektor. Was kann man da anderes erwarten. Ich durfte die zunehmende «Verwirtschaftung» seit den Achtzigern direkt miterleben. Damals arbeitete ich in einem Krankenhaus und war von den plötzlich eingeführten regelmäßigen Mitteilungen der Verwaltung an die Abteilungen über Bettenbelegung, Verweildauer etc. irritiert. Das lief meinem ‹altertümlichen› Medizinverständnis völlig zuwider und hatte mich bis dahin auch nicht interessieren müssen. Bald kamen dann zunehmend entschiedener ausgesprochene Empfehlungen hinzu, wie man die ‹Effizienz› der Abteilung steigern sollte, u. a. durch Steuerung der Verweildauer. Der Zeitdruck in den OPs wurde immer stärker, was größere OP-Zahlen möglich machte aber sicher nicht die Qualität erhöhte. Im Studium hatte ich nur gelernt, welche Therapie es für welche Krankheiten gibt und welche Behandlung (womöglich) die beste ist, aber nicht, welche von den Therapien und Erkrankungen die luktrativsten sind. Und das war nur den Anfang. Das moderne Medizincontrolling ist zu einem eigenen Studienfach geworden und kennt inzwischen viel ausgeklügeltere Möglichkeiten, die ‹Wirtschaftlichkeit› zu erhöhen. Was heute (nicht nur) in Krankenhäusern passiert und ja auch von vielen Befragten bestätigt wird, ist viel erschreckender. Auch wenn die genannten Studien nicht repräsentativ waren, darf man sich keinen falschen Hoffnugen hingeben.

  • am 26.08.2021 um 12:26 Uhr
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    Die med. Ethik bedingt, im Interesse der Patientensicherheit sowie des ärztl. Axioms «primum nil nocere» keine individuell med. unnötigen oder unzweckmässigen (finanziell lukrativen) Behandlungen einzuleiten, resp. Operationen durchzuführen. Die Ärzte wären deswegen dazu verpflichtet, deren Indikationen als auch Behandlungserfolge laufend zu kontrollieren, ständig zu optimieren. Dies vermindert jedoch die polit-wirtschaftl. ökonomisch angestrebten Gewinn- & Profitziele. Deswegen meidet die ökonomisierte Gesundheitsindustrie entsprechende Qualitätsförderung & Kontrolle (externe Audits), um als mutierte Kaufleute die erwünschten oder vorgegebenen Gewinnziele erreichen zu können, ohne strafrechtliche Konsequenzen dabei zu befürchten, weil jede unnötige oder unzweckmässige Operation zumindest eine einfache (bis schwere) Körperverletzung darstellen würde. Die Ärzte finden sich damit ab, weil sie a) so sehr gut verdienen, deren (eigene) Wirtschaftlichkeit wahren und b) stets die faule Ausrede zu bringen vermögen: «Wir versuchen mit den von der Politik bereitgestellten Mitteln stets das Beste für unsere Patienten herauszuholen» sowie «Eine Q-Kontrolle ist aufgrund der Individualität in der Medizin zu kompliziert, resp. gar nicht möglich!». Dies, obschon die USA mit dem «National Surgical Quality Improvement Program» NSQIP seit den 90ern ein entsprechendes Programm zur medizinisch risiko-adjustierten Qualitäts- und Kostenoptimierung im Versicherungssystem der «VA» etabliert hat!

    • am 27.08.2021 um 06:14 Uhr
      Permalink

      Herr Keusch, ich bin mit Ihrer Analyse weitgehend einverstanden, aber wir müssen doch zur Entlastung der betr. Ärzte und Spitalleitungen Klartext reden: Es ist die bürgerliche Mehrheit in Parlament und Bundesrat, welche diese verheerende, letztlich verantwortungslose Gewinnmaximie-rungsolitik im Schweizerischen Gesundheitswesen beschlossen hat und bei jeder sich bietenden Gelegeneheit erneuert: Ihr Evangelium heisst seit Jahren: «Unsere Spitäler müssen Profit abwerfen.» Was sie natürlich wohlweislich verschweigen: Das Wohl von Personal und Patienten ist zweitrangig, entscheidend ist, dass dank dem mörderischem Wettberb unter den Spitälern und Ärzten unser Gesundheitssystem profitabel bleibt, ja sogar noch profitabler wird. Dass diese Mentalität, verbunden mit einem tödlichen Spar-Wahn die Belastung des ganzen Pflege-Personals fast ins Unerträgliche steigert, ist unideologisch Denkenden schon längst klar. Die Krankheit unseres Gesundheitssystems wird nicht dadurch geheilt, dass mehr Leute ausgebildet werden, sondern das Übel muss endlich an der Wurzel angepackt und offen und ehrlich aufgezeigt werden: Die neoliberale Menschenverschleisspolitik hat in allen Bereichen total versagt, eine radikale Umkehr ist dringend not-wendig! Dem heiligen Profitdenken, das all die Nachteile für die Betroffenen in Kauf nimmt, muss im Interesse der Gesundheit von Personal und Patienten abgeschworen werden. Menschlichkeit und das Wohlergehen aller müssen Richtschnur für das Handleln werden .

    • am 27.08.2021 um 16:28 Uhr
      Permalink

      Herr Keusch, die Qualitätskontrolle greift erst beim 2. Teil der Behandlung, nämlich der Therapie. Der 1. Teil, Diagnostik und Indikationsstellung bleibt unbeachtet.
      Hippokrates kannte 3 Typen von Arzt- Patient- Interaktionen.
      Beim ersten sagt der Arzt, Du hast eine Störung, aber die geht von allein weg, ich mache nichts.
      Beim zweiten sagt der Arzt, Du hast eine Störung, die ich (vielleicht) bessern kann, ich behandle Dich.
      Beim dritten sagt der Arzt, Du bist schwer krank, aber ich kann nicht mehr helfen, ich mache nichts.
      So ist ethisches Handeln, allerdings sind die Abrechnungssysteme so gebaut, das Fälle 1 und 3 kein Honorar erzielen. Der Arzt muss handeln, auch wenn es nicht indiziert ist, um an ein Honorar zu kommen. Allein die Existenz eines Abrechnungssystems erzeugt nicht indizierte Behandlungen.

  • am 28.08.2021 um 10:56 Uhr
    Permalink

    Ein nuetzlicher kommentar herr schrader. Danke dafuer.

  • am 28.08.2021 um 16:31 Uhr
    Permalink

    @Schrader: Adäquate Q-Kontrolle muss stets Indikation mit Anamnestik & Diagnostik neben dem Outcome beinhalten. Das wird bei NSQIP (Shukri F. Khuri et al. Ann Thorac Surg 2002) eben auch miteinbezogen! Zudem: die Medizin ist seit Hippokrates nicht stehengeblieben! Oder geben unsere Ärzte chronisch Kranke etwa auf, weil man sie nicht mehr heilen kann?! Lebensqualitätsstabilisierung, Verlangsamung des Fortschreitens einer Krankheit gehört deswegen ja auch dazu!

    @Goldinger: Ja, die neoliberale profitoptimierende Ökonomisierung des ehemaligen solidarischen Krankenversorgungswesens in eine Gesundheitsindustriegoldgrube ist das Grundübel. Nur: Politik/Wirtschaft und Medizin verfolgen primär diametrale Grundziele. Die Politik/Wirtschaft verfolgt dabei stets die Wohlfahrt des Staates. Die Lebensqualität/Gesundheit des Individuums spielt im Gegensatz zur Medizin dabei aber keine Rolle. Dieses polit. Grundziel verfolgen alle Parteien, ob nun Links, Mitte oder Rechts. Alles Andere zu propagieren, muss ich aufgrund meiner Erfahrungswerte als Lobbyist der Bittsteller, den Patient*Innen und Prämienzahler*Innen, sowie ehemaliger Ausbeuter dieses Systems (Pharmaindustrie) als blauäugig, idealistisch, illusorisch bezeichnen! Die Medizin kann sich deswegen nur über adäquate Q-Kontrolle von der Politik und aktueller verordnungsbeeinflussender finanzieller Fehlanreize / Retrozessionen emanzipieren, da die Politik stets betont, nichts einzufordern, was die Patientensicherheit gefährdet!

  • am 28.08.2021 um 21:54 Uhr
    Permalink

    Viele -teils tief-gründige- Kommentare !
    Danke !

    Aber -wie befürchtet- nur Zustands-Beschreibung
    und überwiegend weitere DE-struktive Kritik,
    die tatsächlich besseren keinen Weg — ja, nicht einmal in eine -mit Sicherheit- bessere «Richtung» weist .

    Alles staatlich machen ? Sinn-los !
    Weiterhin mehr » privat ? » – Also Profit-orientiert ?!

    Das Einzige, was mir noch einfällt:
    So etwas, wie ein Preis-Aus-Schreiben für tatsächlich nütz-liche und realisierbare Verbesserungs-Vorschläge ?!

    Wir hier wohl vor einer Problematik
    die in der Realität nicht richtig gut – sondern nur individuell
    und «an-nähernd gut» lösbar ist ?! —

    Wo letzt-endlich.Hoffnung, Glaube und Vertrauen
    gleich- gewichtig sind -und wohl auch bleiben werden-
    wie alle organisatorischen und medizinischen Künste zusammen-genommen ?!

    wolfge
    scheinbar.org

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