Patrick Seidler hat der Verlockung widerstanden. In seinem Komatraum, erinnert sich der 39-jährige Münchner, sei da diese extrem nette junge Frau aufgetaucht. "Sie hat gesagt, wenn mir das alles hier zu viel wird, kann sie mich an der Hand nehmen und mit mir gemeinsam rausgehen. Dann müsse ich nie mehr ins Krankenhaus." Ärzte und Pfleger hätten versucht, die Frau zu vertreiben. "Das ging ewig lang hin und her, bis ich gesagt habe, hey, ich bin krank. Nur die Ärzte können entscheiden, wann ich gehen kann."

Der Traum muss in einer dieser vielen Stunden gewesen sein, als sie in der München Klinik im Stadtteil Bogenhausen nach der x-ten Komplikation um das Leben des jungen Corona-Infizierten kämpften. Das Computertomographiebild seiner Lunge sah aus, als hätte sie jemand wegradiert. Die Frage nach einem Spenderorgan war von Eurotransplant abschlägig beschieden worden. Die Mutter des Patienten, bei der er sich angesteckt hatte, war zum Abschiednehmen am Bett gewesen. Die lebenserhaltenden Körperfunktionen übernahmen längst Maschinen und an Tag 27 nach der Einlieferung auf die Intensivstation wurde ernsthaft erwogen, sie herunterzufahren.