Hospitalisierungs-Inzidenz wird wichtiger, aber...: Kliniken melden Corona-Patienten immer noch per Fax

Ein Pfleger kontrolliert die Infusionen am Bett eines Patienten. Bei der Übermittlung von Patientendaten an die Gesundheitsämter sind die Krankenhäuser auf Faxgeräte angewiesen

Ein Pfleger kontrolliert die Infusionen am Bett eines Patienten. Bei der Übermittlung von Patientendaten an die Gesundheitsämter sind die Krankenhäuser auf Faxgeräte angewiesen

Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa

Seit mehr als anderthalb Jahren stecken wir in der Corona-Pandemie. Während wir uns beispielsweise beim Thema Impfen über den (langsamen) Fortschritt freuen, treten wir bei anderen Punkten seit einer gefühlten Ewigkeit auf der Stelle. Zum Beispiel bei der Digitalisierung, wie eine neue Meldung aus Baden-Württemberg zeigt.

Obwohl die Hospitalisierungsrate als neuer Gradmesser für den Einsatz oder die Lockerung von Maßnahmen wichtiger wird, arbeiten die Krankenhäuser immer noch mit steinalter Technik: Die Zahl ihrer Corona-Patienten melden die Kliniken ausschließlich per Fax an die Gesundheitsämter – eine digitale Schnittstelle zu den Gesundheitsämtern gibt es derzeit nicht.

Stefan Brockmann, der Leiter des Referats Gesundheitsschutz und Epidemiologie beim Landesgesundheitsamt, nannte die Lage „misslich“. Auch der Hauptgeschäftsführer der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG), Matthias Einwag, beurteilt den Meldeweg per Fax kritisch.

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Einwag erklärte: „Es mutet schon etwas anachronistisch an, wenn im Jahr 2021 eine Meldung an das Gesundheitsamt per Fax erfolgen soll.“ Die Meldung per Fax bedeute selbstverständlich zusätzlichen Personal- und Zeitaufwand, da die Daten aus dem Krankenhaussystem herausgezogen, in einen Meldebogen eingetragen und dann per Fax weitergeleitet werden müssten.

Dabei könnten die Krankenhäuser die Meldung durchaus elektronisch weiterleiten, sagte Einwag. Die Kliniken im Südwesten berichteten jeden Tag bereits an zwei verschiedene Register wie ihre Intensivstationen ausgelastet seien und wie viele Covid-19-Patienten dort behandelt werden. Zum einen an das sogenannte Ressource-Board des Landes und an das DIVI-Intensivregister. Beides sei nicht synchronisiert und bedeute so schon einen erhöhten Aufwand.

Nach Angaben des Ministeriumssprechers plant der Bund eine digitale Schnittstelle. Bis wann es diese gebe, sei nicht bekannt.

Dis Hospitalisierungs-Inzidenz sagt aus, wie viele Corona-Infizierte pro 100 000 Einwohner in einer Woche in einem Krankenhaus aufgenommen wurden. Ausschlaggebend ist das Meldedatum der Infektion beim Gesundheitsamt. Dazu müssen die Daten zu Corona-Patienten von den Kliniken den Weg zurück zu den Gesundheitsämtern finden.

Mit Stand vom Donnerstag betrug diese Inzidenz 1,79 (am Vortag 1,69). Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.

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