Katholische Kliniken gegen Radikal-Umbau bei Krankenhäusern

"Völlig realitätsfremd"

Der Katholische Krankenhausverband hat sich gegen einen geforderten radikalen Umbau der Krankenhaus­landschaft ausgesprochen. Der Verband kritisierte die Anzahl Akutkrankenhäuser zu reduzieren, forderte aber Reformen.

Leeres Krankenhausbett  / © Hadrian (shutterstock)

"Ständiges Wiederholen ändert nichts daran, der Vorschlag, die Zahl der Akutkrankenhäuser mit einem Kahlschlag auf 600 Kliniken zu reduzieren, ist völlig realitätsfremd", sagte die Geschäftsführerin des Katholischen Krankenhausverbandes Deutschlands Bernadette Rümmelin am Mittwoch. Eine solche Reduzierung hatte der Berliner Gesundheitsexperte Reinhard Busse zuvor von der nächsten Bundesregierung gefordert.

Rümmelin warf dem Professor für Management im Gesundheitswesen der Technischen Universität Berlin Zynismus vor, da dieser zwischen "echten" und "unechten" Krankenhäusern unterscheide. "So wird die Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abqualifiziert, die unter hoher Belastung in den Kliniken eine hervorragende Arbeit im Dienst der Patientinnen und Patienten leisten", sagte die Geschäftsführerin.

Reformen sind nötig

Wer die Krankenhausstrukturen einseitig nur auf Effizienz trimmen wolle, opfere damit die Patientenorientierung in der Versorgung. Zugleich gefährde dies die gesundheitliche Daseinsvorsorge vor Ort. "Klar ist, dass die neue Bundesregierung eine Reform der Krankenhausstrukturen und deren zukunftsfähige Finanzierung angehen muss", sagte Rümmelin.

Nicht jeder Klinikstandort werde in zehn Jahren noch gebraucht, doch der Strukturwandel müsse am regionalen Bedarf orientiert erfolgen und intelligente Versorgungsnetzwerke zum Ziel haben. "Wichtig ist, dass die Nähe zu den Menschen im Mittelpunkt steht."

Mehr ambulant-stationäre Zentren

Busse hatte im Interview der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch) gefordert, die Krankenhauslandschaft in einem ersten Schritt auf die knapp 600 "echten" Krankenhäuser zu konzentrieren, die für die wichtigsten Erkrankungen derzeit adäquat ausgestattet seien. "Je mehr von den 800 anderen Kliniken in ambulant-stationäre Zentren umgewandelt werden, desto mehr könnten auch die 600 Krankenhäuser weiter konzentriert werden", sagte er wörtlich. Eine Reform hin zu besser ausgestatteten Krankenhäusern und weniger unnötigen Betten in schlecht ausgestatteten Kliniken sei dringend nötig. Dann gäbe es auch mehr Pflegepersonal pro Patient.

Der Katholische Krankenhausverband Deutschlands vertritt als Fachverband bundesweit 283 Krankenhäuser mit 207.000 Mitarbeitenden. Jährlich werden dort 3,5 Millionen Patientinnen und Patienten stationär versorgt.


Ärzte im Krankenhaus / © santypan (shutterstock)
Quelle:
KNA