Krankenhaus und Auguste-Viktoria-Klinik sollen zusammengeführt werden

Bad Oeynhausen/Kreis Minden-Lübbecke. Doppelt soll womöglich auch hier besser halten. Die Gutachter von Lohfert & Lohfert empfehlen den Mühlenkreiskliniken (MKK), nicht nur in Bad Oeynhausen einen Krankenhaus-Neubau zu planen, in dem dann auch die Auguste-Viktoria-Klinik (AVK) mit angegliedert werden soll. Sie raten Kreistag und Klinikkonzern auch dazu, die Krankenhäuser in Lübbecke und Rahden aufzugeben und einen gemeinsamen Neubau im Norden Lübbeckes zu planen. Bei den Beobachtern aus Bad Oeynhausen fand dieser Vorschlag Zustimmung, als die Experten ihre Ergebnisse am Montag dem Kreistag präsentierten. Und MKK-Vorstand Olaf Bornemeier ist zuversichtlich: "Wirtschaftlich ließe sich das darstellen." Bad Oeynhausen und Rahden machen Miese Axel Kaiser, Arzt und Betriebswirt und Vorstand der Lohfert & Lohfert AG, und Wirtschaftsmathematiker Philip Letzgus machten im Kreistag klar, dass es für die Mühlenkreiskliniken viele Gründe gibt, zu handeln. Zum einen sind es wirtschaftliche. Denn die Gewinne der MKK schmelzen. 2016 verzeichneten die Mühlenkreiskliniken noch sechs Millionen Euro Überschuss, 2019 waren es nur noch 600.000 Euro. Während das Johannes-Wesling-Klinikum in Minden mit einem Plus von 4,8 Millionen Euro, Lübbecke mit einer knappen Million und die AVK immerhin noch mit 70.000 Euro für positive Zahlen sorgten, verzeichnete das Krankenhaus Bad Oeynhausen 2019 ein Minus von 1,2 Millionen Euro. Und Rahden sorgte für ein Defizit von 4 Millionen Euro. Auch medizinisch sei eine Bündelung der beiden Häuser in Bad Oeynhausen sinnvoll, ebenso die der Krankenhäuser in Lübbecke und Rahden. Schließlich müsse sich der Klinikkonzern in den nächsten Jahren auf einen zunehmenden Mangel an Fachkräften einstellen. "15 Prozent der MKK-Mitarbeiter werden in den nächsten fünf Jahren das Rentenalter erreichen", sagte Kaiser. Auch deshalb favorisierten die Gutachter ihr maximales Szenario, den Bau von zwei neuen Krankenhäusern. Die Alternativen wären: Nur in Bad Oeynhausen neu bauen und Lübbecke und Rahden sanieren. Oder umgekehrt, für Lübbecke und Rahden ein neues gemeinsames Haus bauen und in Bad Oeynhausen nur sanieren. Sanieren birgt Risiken und Nebenwirkungen Beides empfehlen die Gutachter nicht, auch weil eine größere Sanierung im laufenden Krankenhausbetrieb immer mit erheblichen Risiken und Nebenwirkungen behaftet sei. "Die Erfahrung zeigt, dass während der Bauarbeiten im Bestand der Zuspruch der Patienten deutlich abnimmt", sagte Kaiser. Das heißt: Wer es sich aussuchen kann, meidet Krankenhäuser, in denen gerade umgebaut wird. "Das kann zu einer erheblichen wirtschaftlichen Schieflage führen", warnte der Gutachter. Und der Sanierungsbedarf sei enorm. "Für Lübbecke wären das etwa 130 Millionen Euro", sagte Olaf Bornemeier. "Für Bad Oeynhausen haben wir das noch gar nicht berechnet." "250 Betten sind die Zielgröße" Für beide Neubauten empfehlen Kaiser und Letzgus eine Größenordnung von 250 Betten. Das ist deutlich kleiner als das, was die MKK bisher für Bad Oeynhausen vorgesehen hatten. Auguste und Krankenhaus haben aktuell zusammen 344 Planbetten. "Tatsächlich genutzt werden aber nur gut 290", sagte Letzgus. Betrachte man dann noch die Vorteile, wenn beide Häuser unter einem Dach vereint sind, wären 250 Betten hier die "zielführende Größe". Und damit sollten auch die Aussichten auf eine Förderung des Landes wachsen. Denn im ersten Förderantrag hatten die MKK einen Neubau mit 350 Betten geplant - gerade einmal vier weniger als jetzt. Mit beiden Krankenhaus-Neubauten würden nun im gesamten Unternehmen MKK rund 100 Betten abgebaut. Und fünf Standorte auf drei reduziert. Damit, so stellten die Gutachter in Aussicht, seien die Chancen auf Fördermittel aus dem Krankenhausstrukturfonds deutlich größer. Denn das Land hatte im Mai den ersten Förderantrag der MKK mit der Begründung abgelehnt, die Baukosten von 280 Millionen Euro und die beantragte Fördersumme von 210 Millionen Euro stehe in keinem glücklichen Verhältnis zu den angestrebten Strukturveränderungen. Es wären auch noch mehr Fördermittel drin Was der Bau von zwei neuen Krankenhäusern kosten würde, dazu sagten die beiden Gutachter nichts. Und auch MKK-Vorstand Bornemeier hält sich bei Prognosen noch zurück. Es erscheint aber nicht unwahrscheinlich, dass man für beide Neubauten zusammen mit 500 Millionen Euro rechnen muss. Ohne auf eine Summe einzugehen, hält Bornemeier das für finanzierbar. Zum einen halten die Gutachter für die Jahre nach den Neubauten einen Jahresgewinn der MKK von 10 Millionen Euro für realistisch. Zum anderen bekomme man Baukredite derzeit ja fast umsonst, so der Vorstand. Und drittens wären dann ja - hoffentlich - noch die Fördermittel. "Die könnten bei zwei Neubauten womöglich gar noch höher als die ursprünglich beantragten 210 Millionen Euro liegen", stellte Kaiser auf Nachfragen von Michael Großkurth (CDU) und Thomas Dippert (Grüne) in Aussicht. Während die Frage, wo ein neues Krankenhaus für das Lübbecker Land gebaut werden könnte, noch offen ist, ist der Standort für Bad Oeynhausen bereits geklärt. "Wand an Wand mit dem Herz - und Diabeteszentrum", wolle man das Krankenhaus planen, sagte Bornemeier. Bis zum 11. November muss der neue Förderantrag in Düsseldorf vorliegen. Bis dahin müssen Kreistag und MKK-Verwaltungsrat entscheiden, ob auch sie das favorisierte Szenario wollen. "Wir rechnen dann mit einer Entscheidung über den Förderantrag im Frühjahr - noch vor den Landtagswahlen", so Bornemeier. Und dann könnten die MKK sofort loslegen, so Bornemeier. Er rechnet mit fünf bis sechs Jahren, um die Neubauten zu realisieren. "Eine gute Nachricht für Bad Oeynhausen" "Das ist eine gute Nachricht für Bad Oeynhausen", sagte Bürgermeister Lars Bökenkröger, der die Sitzung des Kreistages im Bürgerhaus Espelkamp als Gast verfolgt hatte. "Mit einem solchen Konzept wären realistische Voraussetzungen für eine Förderung geschaffen." Und auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Olaf Winkelmann lobte das Gutachten als "überraschend pragmatischen Weg." "Ich bin skeptisch in die Sitzung hineingegangen und zuversichtlich wieder herausgekommen", sagte Winkelmann. Am Dienstag, 14. September, soll das Gutachten in einer Bürgerversammlung in Bad Oeynhausen vorgestellt werden. Ort und Zeit geben die MKK noch bekannt.

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