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Tourismus

Hessens Kurorte suchen Wege aus der Krise

Der Kurort Bad Wildungen in Hessen.

Der Kurort Bad Wildungen in Hessen.

Bad Soden-Salmünster. Nach herben Gäste- und Einnahmeverlusten in der Corona-Pandemie suchen die hessischen Heilbäder und Kurorte Wege aus der Krise. Eine genauere Zielgruppenansprache, die gemeinsame Nutzung der Marke "Die Kur" und die Bündelung personeller und finanzieller Ressourcen sollen dabei helfen, wieder mehr Gäste anzuziehen, wie Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) am Donnerstag beim Hessischen Kurtag in Bad Soden-Salmünster (Main-Kinzig-Kreis) sagte. "Die Heilbäder und Kurorte sind ein wichtiger Faktor für den Tourismus, die Gesundheitswirtschaft und die Lebensqualität der Bevölkerung." Sie machten alleine rund ein Viertel bis ein Drittel aller Übernachtungen im Bundesland aus.

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Bei dem Kurtag loteten Vertreter von 31 Mitgliedskommunen im Hessischen Heilbäderverband Zukunftsperspektiven aus. Grundlage dafür war auch eine Studie des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr an der Universität München (dwif). Demnach schrumpften die Bruttoumsätze aller Kurorte und Heilbäder im Bundesland von rund 2,37 Milliarden Euro im Jahr 2019 auf 1,47 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Die Bruttoumsätze ergeben sich laut Studie aus der Zahl der Tagesreisen und Übernachtungen sowie den durchschnittlichen Tagesausgaben pro Person. Nur noch 6,6 Millionen Übernachtungen wurden in den Heilbädern und Kurorten 2020 gezählt - nach 10,2 Millionen im Vorjahr. Die Zahl der Arbeitsplätze sank zugleich von rund 38.000 im Jahr 2019 auf 23.500 im vergangenen Jahr. Al-Wazir sprach von einem dramatischen Einbruch, der - anders als die Einschnitte durch die Gesundheitsreform zu Beginn und im Laufe der 1990er Jahre - "ohne jegliche Vorwarnung" gekommen sei.

Während zahlreiche Gäste ausblieben, hätten viele der betroffenen Kommunen in der Pandemie mit hohen laufenden Kosten zu kämpfen gehabt, sagte die Geschäftsführerin des Hessischen Heilbäderverbands, Almut Boller. So bezifferte der Kurdirektor von Bad Soden-Salmünster, Stefan Ziegler, alleine die täglichen Verluste der von der Stadt betriebenen Spessarttherme, die coronabedingt monatelang geschlossen war, auf 7500 Euro. Verschärft würden die Probleme durch eine Abwanderung von Fachkräften, sagte Boller. Neben Ärztinnen und Ärzten finden auch Krankenpfleger, Physiotherapeuten und anderes medizinisches Personal, Gärtnerinnen und Gärtnern, die Kurparks und -anlagen pflegen, Mitarbeiter in Tourist-Informationen, Hotels und Pensionen in den oft in ländlicher Umgebung gelegenen Kurorten und Heilbädern ihre Arbeitsplätze. "Wenn wir erst einmal die Strukturen abbauen, dann werden sie so schnell nicht mehr aufgebaut", sagte Boller.

Bei allen problematischen Auswirkungen biete die Pandemie den Heilbädern und Kurorten Hessens aber auch Chancen, ist Boller überzeugt. So gerieten touristische Ziele in Deutschland durch die coronabedingten Reisebeschränkungen wieder stärker in den Blick und der Inlandstourismus boome. Auch von neuen Angeboten und Behandlungsansätzen im Zusammenhang mit Covid-19 könnten die Kurorte und Heilbäder profitieren: Der heilklimatische Kurort Willingen in Nordhessen beispielsweise bietet Patienten mit einem Post-Covid-Syndrom die Möglichkeit, Therapie und Urlaub im Rahmen einer ambulanten Kur zu vereinbaren. Angebote hat der vor allem für seinen Skibetrieb bekannte Ort im Landkreis Waldeck-Frankenberg aber beispielsweise auch für pflegende Angehörige, die hier gemeinsam mit dem Pflegebedürftigen einen Aufenthalt verbringen können.

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© dpa-infocom, dpa:210915-99-231903/4

dpa

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