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Millionen-Defizite belasten Klinikum

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Eine breit angelegte Gesundheitsvorsorge kostet viel Geld. Dem Landkreis Erding ist das für sein Klinikum wert. © Hans Moritz

Das Klinikum Erding bleibt in den roten Zahlen, für 2021 zeichnet sich keine Trendwende ab. Für den Ausgleich sorgt der Landkreis, sprich der Steuerzahler. Im Kreistag ist das Konsens. 

Direktor Dr. Dirk Last stellte am Montag im Krankenhausausschuss die Ergebnisse bis August vor. Sie seien „unverändert geprägt von der Pandemie“, in der immer wieder Betten freigehalten und Eingriffe verschoben werden müssen. Seit Jahresbeginn wurden laut Last 8631 Patienten stationär aufgenommen. Das sind 4,1 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. 2020 begann die Pandemie bekanntlich erst im März, und Januar sowie Februar waren starke Monate gewesen. Dafür habe ein Jahr später in den Wellen zwei und drei das Virus auch den Klinikbetrieb stark beeinträchtigt. Der Wirtschaftsplan des Klinikums wurde bei den Patientenzahlen um 17,5 Prozent unterschritten, das Management hatte mit einem rascheren Erholungskurs und einem milderen Corona-Winter gerechnet.

Allerdings nahm der Case-Mix-Index zu, der den Schweregrad der Behandlungen angibt. Im Vergleich zum Vorjahr stieg er um zwei, im Vergleich zum Plan um 0,7 Prozent. Das wirkt sich positiv auf die Erlöse aus.

Mittlerweile fährt das Haus laut seinem Direktor wieder nahezu Normalbetrieb, auch – lukrative Wahlleistungen – können Ärzte und Pfleger wieder erbringen. „2021 wird besser als das Vorjahr, aber das Ergebnis wage ich noch nicht abzusehen“, so Last, der hofft, dass die vierte Welle keine Kraft mehr entfaltet. Derzeit spiele Corona im Klinikalltag kaum eine Rolle.

Das Erdinger Klinikum ist mit seinen Defiziten wahrlich kein Einzelfall. 2020 betraf dieses Schicksal fast 60 Prozent aller Krankenhäuser. 2019 fuhr knapp jedes zweite Haus einen Fehlbetrag ein.

Zu diesen zählte 2019 auch Erding – und das war vor Corona. Der Ausschuss stellte einen Jahresfehlbetrag von 4,18 Millionen Euro fest. Last und Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) wiesen aber auf nicht vorhersehbare, teure Sondereffekte hin. Ohne sie hätte das Minus „nur“ 2,4 Millionen Euro betragen.

So verursachte die kurzfristig beschlossene München-Zulage für alle Mitarbeiter einen finanziellen Mehraufwand von 325 000 Euro. Zudem, so Last, seien mehr Instandhaltungen und Sanierungen als geplant erforderlich gewesen. Allein das habe mit 300 000 Euro extra zu Buche geschlagen. Für das Blockheizkraftwerk musste rückwirkend EEG-Umlage bezahlt werden – für weitere 190 000 Euro.

Ein vierter Posten (708 000 Euro) ist aufs MDK-Reformgesetz zurückzuführen. Prüffristen des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen wurden laut Last verkürzt, was vor Inkrafttreten für eine Anfragewelle des MDK gesorgt habe. Dazu musste man Rückstellungen bilden.

Trotz Pandemie schlug sich das Klinikum im Jahr 2020 wacker. Im Wirtschaftsplan war ein Defizit von 6,67 Millionen Euro veranschlagt, am Ende waren es „nur“ 5,7 Millionen. Der aufs operative Geschäft zurückzuführende Fehlbetrag liegt bei zwei Millionen Euro. In der Hochphase der Pandemie erhielt das Klinikum vom Bund 560 Euro pro Tag und Bett, das zur Versorgungssicherheit nicht belegt werden durfte. Erding erhielt laut Last 2020 über 7,6 Millionen Euro. Zudem sei eisern gespart worden.

ham

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