Neues Medizin-Konzept: Krankenhaus-Neubau stößt auf große Skepsis

Lübbecke. Wie schon in Rahden vor eineinhalb Wochen hatten Landrätin Anna Katharina Bölling und die Vorstände der Mühlenkreiskliniken (MKK), Olaf Bornemeier und Jörg Noetzel, auch beim dritten Bürgerdialog keinen leichten Stand. Die Kritik, die ihnen am Montagabend in der Stadthalle Lübbecke entgegenschlug, wurde teilweise laut und emotional vorgetragen. Am Ergebnis indes änderte dies nichts: Alle drei blieben bei ihrer Aussage, dass die Aufgabe der beiden Krankenhäuser in Lübbecke und Rahden und ein gemeinsamer Neubau an zentraler Stelle für die Menschen im Lübbecker Land die beste Lösung sei. &bdquo;Ich bin überzeugt von unserem Konzept“, sagte die Landrätin, kraft ihres Amtes zugleich Vorsitzende des MKK-Verwaltungsrates. Mit der Zusammenlegung jeweils zweier Kliniken in Bad Oeynhausen und im Lübbecker Land solle die stationäre Versorgung im Mühlenkreis &bdquo;zukunftssicher“ aufgestellt werden. Als Ziel nannte sie, bis 15. November einen Förderantrag an das Land, das diese Vorgabe gemacht habe, erfolgreich auf den Weg zu bringen. »Ich bin da völlig leidenschaftslos« Olaf Bornemeier und Jörg Noetzel legten dann dar, warum der Standort Rahden eines Tages gefährdet sein könnte und dass der Standort Lübbecke außerhalb der geforderten Erreichbarkeit in 20 Minuten für Bewohner der nördlich gelegenen Kommunen liege. Immer wieder sprachen beide von Vorgaben und einer Krankenhaus-Planung des Landes, die eine Anpassung der MKK-Struktur erforderlich machten. Es gebe einen &bdquo;grundlegenden Wandel durch die Gesetzgebung“, vergleichbar der Umstellung 2004 von der Tages- auf die Fallpauschale. &bdquo;Wir müssen schnell handeln“, sagte Bornemeier. Bölling legte dar, dass auf allen Ebenen Gespräche geführt würden – mit der Politik, den Bürgermeistern, den Freundeskreisen der Krankenhäuser, dem Verwaltungsrat der MKK und natürlich auch intern mit den Mitarbeitern des Klinikverbundes. Ende Oktober solle dann ein politischer Beschluss gefasst werden. Auf Nachfrage eines Bürgers sagte die Landrätin, über den Standort eines Neubaus werde noch nicht gesprochen: &bdquo;Darum geht es noch nicht.“ Die Standortfrage könne im nächsten Jahr geklärt werden: &bdquo;Ich bin da völlig leidenschaftslos.“ »Jahrhunderte altes Recht« Das ging mehreren Zuhörern völlig anders. Vehement forderten sie, das Krankenhaus Lübbecke zu erhalten. Das sei doch erst 1985 in Betrieb gegangen. Sollte dies nicht möglich sein, solle der Neubau wenigstens auf Lübbecker Gebiet erfolgen. Kommunalpolitiker Dieter Wiegmann von der Wählergemeinschaft Lübbecke sprach die Landrätin nach Ende der Veranstaltung direkt an. Seine Haltung: &bdquo;Man will uns ein Jahrhunderte altes Recht nehmen, das Krankenhaus Lübbecke.“ Darüber hinaus fragte der als Lokalpatriot bekannte Ratsherr die Lübbecker bei Facebook zwei Tage vor dem Bürgerdialog: &bdquo;Wo bleibt der Protest?“ Der Protest war am Montagabend überwiegend in Frageform gekleidet. Unter anderem wurde die Frage gestellt, warum es für das Krankenhaus Rahden bereits eine Art Nachnutzungskonzept gebe, nicht aber für das Krankenhaus Lübbecke. SPD-Ratsherr Dieter Erber sagte in diesem Zusammenhang: &bdquo;Ohne Nachnutzungskonzept kann es keinen Neubau geben.“ Wer sein Auto mit Verbrennungsmotor verkaufe wolle, um sich ein Elektroauto anzuschaffen, warte mit dem Neukauf auch, bis der alte Wagen verkauft sei. Der Ton blieb vielfach gereizt Während MKK-Vorstand Noetzel erwiderte, er sehe keinen Zusammenhang zwischen Nachnutzung und Neubau, widersprach Bornemeier der Argumentation Erbers: &bdquo;Wenn morgen gesagt wird, dass nur noch Elektromobile zugelassen werden, kaufen Sie sich eines“, unabhängig vom Verkauf des Altfahrzeugs. An dieser Stelle mahnte Moderatorin Sarah von Behren in die Runde, weiter &bdquo;höflich und nett miteinander umzugehen“. Doch der Ton blieb vielfach gereizt. Rainer Biermann-Hilger beispielsweise warnte, dass der Stadt bei Aufgabe des Krankenhauses &bdquo;Wirtschaftskraft verloren geht“. Und er forderte: &bdquo;Sie müssen eine sichere Nachnutzung sicherstellen. Und sorgen Sie für Ersatz.“ Erreichbarkeit ist wichtig Ein Zuhörer beklagte, dass er sich durch den engen Zeitplan unter Druck gesetzt fühlte, worauf die Landrätin antwortete, dass gehe ihr aufgrund der Vorgaben des Landes und der Frist für den Förderantrag auch so. Das Interesse der Bürger an einer Nachnutzung für ihr Krankenhaus nehme sie mit. Man werde zusammen mit der Stadt Lübbecke ein Konzept für eine Nachnutzung erarbeiten, versprach Bölling. Als Olaf Bornemeier sagte, es werde fünf bis acht Jahre dauern, bis ein Neubau im Lübbecker Land in Betrieb gehen könne, merkte Dieter Schweppe an, es dürfe nicht sein, dass die Hüllhorster von der Versorgung abgeschnitten würden und nach Bad Oeynhausen ausweichen müssten: &bdquo;Die Erreichbarkeit ist sehr wichtig.“ Zudem sagte er angesichts der ungeklärten Standort-Frage: &bdquo;Ich befürchte, es wird jahrelange Klagen geben.“

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