Nordenham - Seitdem bekannt ist, dass das Land Niedersachsen dem St.-Bernhard-Hospital in Brake eine Förderung von 42 Millionen Euro für Bau- und Umbaumaßnahmen in Aussicht gestellt hat und es Überlegungen gibt, die akutmedizinische Versorgung des Landkreises in Brake zu konzentrieren, läuten in der nördlichen Wesermarsch die Alarmglocken. Bei einer Sondersitzung des Nordenhamer Stadtrates am Mittwochvormittag in der Friedeburg äußerte sich Heiger Scholz, Staatssekretär im niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, per Videoschaltung zu den Fragen der Ratsmitglieder, die sich Sorgen um die Zukunft der Helios-Klinik in Esenshamm machen. Das Klingeln der Alarmglocken dürfte nach den Ausführungen des Staatssekretärs nicht leiser geworden sein.
Brake: Mehr Auslastung
„Die Zukunft der Klinikstandorte in Nordenham und Brake“ – so lautete das Thema der Sitzung, die auch von vielen Beschäftigten der Helios-Klinik verfolgt wurde. Nach den Ausführungen des Staatssekretärs dürfte der Braker Standort diesbezüglich die deutlich besseren Karten haben. Heiger Scholz machte zwar deutlich, dass das Braker Krankenhaus mit seinem Förderantrag noch ganz am Anfang stehe. Bis zu einer Entscheidung könnten angesichts der schwierigen Haushaltslage im Land noch Jahre vergehen. Allerdings sei er der Überzeugung, dass das Braker Krankenhaus in der Wesermarsch die höhere Akzeptanz genießt. Heiger Scholz argumentierte mit Zahlen: Nach seinen Worten hat die Helios-Klinik in den vergangenen Jahren die Soll-Auslastung von 85 Prozent nie erreicht. „Zum Teil lag sie deutlich darunter.“ Das Braker Krankenhaus liege in der Regel über der 85-Prozent-Grenze, obwohl es baulich in keinem guten Zustand sei.
Die Patienten der Helios-Klinik kämen vor allem aus Nordenham und Butjadingen, sagte Heiger Scholz. „Schon die Stadlander lassen sich überwiegend in Brake behandeln.“ Das Braker Krankenhaus genießt aus der Sicht des Staatssekretärs das höhere Vertrauen in der Wesermarsch. Das versuchte Heiger Scholz an einer weiteren Zahl festzumachen, die aus dem Jahr 2018 stamme: Damals habe das Braker Krankenhaus 602 Patienten aus Nordenham aufgenommen, in der Esenshammer Klinik hätten sich dagegen lediglich 352 Braker behandeln lassen. Letztlich stimmten die Patienten selbst ab – unabhängig davon, was politisch gewollt sei. FDP-Ratsherr Manfred Wolf merkte dazu an, dass diese Zahlen nicht aussagekräftig seien, weil Nordenham viel mehr Einwohner hat als Brake.
Aufgabenteilung
Grundsätzlich sprach sich Heiger Scholz für einen Strukturwandel in der Gesundheitsversorgung aus. Sie könne durch eine gezielte Aufgabenteilung optimiert werden, spezielle Versorgungsleistungen sollten konzentriert werden bei gleichzeitiger flächendeckender Gewährleistung der Grundversorgung. Für Krankenhäuser, die auf Dauer nicht wirtschaftlich betrieben werden können, müssten neue Versorgungsmodelle und damit neue Perspektiven geschaffen werden. Der Staatssekretär wies zudem darauf hin, dass die Wesermarsch umgeben sei von einem Rechteck hochqualifizierter Krankenhäuser. Auch vor diesem Hintergrund müsse die Situation in der Wesermarsch bewertet werden.
Irritiert zeigten sich die Ratsmitglieder vor allem deshalb, weil das Land Niedersachsen ursprünglich angekündigt hatte, dass Fördermittel nur dann in die Wesermarsch fließen, wenn die Helios-Klinik in Nordenham und das St.-Bernhard-Hospital in Brake zusammenarbeiten. Davon ist jetzt nicht mehr die Rede. Seit Jahren gibt es immer wieder Gespräche der beiden Träger – allerdings ohne Ergebnis. Heiger Scholz erklärte bei der Sondersitzung seine Bereitschaft, Bemühungen um eine Kooperation weiter zu unterstützen.