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Bestechungsskandal am Klinikum Lüdenscheid - zu Lasten des Krankenhauses

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Klinikum Lüdenscheid Corona Widi
Während der Bauarbeiten für die neuen OP-Säle am Klinikum flog ein groß angelegter Schwindel um fingierte Handwerkerrechnungen auf. © Henrik Wiemer

Gewerbsmäßiger Betrug in 76 Fällen, vielfache Fälschung von Abrechnungen, Bestechung und Bestechlichkeit – die Vorgänge am Klinikum Hellersen drehen sich um Korruption und illegale Bereicherung.

Lüdenscheid - Nach mehrfacher Verschiebung der Hauptverhandlung steht die Eröffnung des Prozesses vor der 1. großen Wirtschaftsstrafkammer am Landgericht Hagen nun bevor – Auftakt ist der 2. November.

StadtLüdenscheid
KreisMärkischer Kreis
Einwohner71.911 (31. Dez. 2020)

Bestechungsskandal am Klinikum Lüdenscheid - zu Lasten des Krankenhauses

Angeklagt sind zwei Männer: der ehemalige Chef (54) eines Installationsbetriebes in Altena und ein Lüdenscheider (40), der in der kaufmännischen Abteilung des Klinikums unter anderem für die Abrechnung von Handwerkerleistungen zuständig war. Zusammen sollen die Angeklagten das Unternehmen um mehr als 600.000 Euro erleichtert haben.

Die Vorkommnisse fielen zeitlich zum Großteil in die Phase, in der im Klinikum Lüdenscheid für 8,5 Millionen Euro neun neue Operationssäle geplant und gebaut wurden. Angeklagt sind Fälle aus dem Zeitraum zwischen Januar 2013 und August 2017.

Der mutmaßliche Haupttäter arbeitete als Geschäftsführer des Handwerksbetriebes nach Angaben des Landgerichts bereits seit den 90er-Jahren eng mit dem Krankenhaus Hellersen zusammen. Das Klinikum galt als größter Auftraggeber des Handwerksbetriebes.

Gefälschte Abrechnungen am Klinikum Lüdenscheid

Laut Ermittlungsakte rechnete dessen Chef nicht erbrachte Leistungen ab und schrieb gleich mehrere Rechnungen für nur eine einzige erbrachte Arbeit oder rechnete Monteurstunden doppelt ab. Offenbar funktionierte das System jahrelang reibungslos, weil der Klempner laut Staatsanwaltschaft seinen Gehilfen im Klinikum hatte.

Der Mitangeklagte, ein 40-Jähriger aus Lüdenscheid, hat seinem Bekannten nach Überzeugung der Fahnder in rund 30 Fällen geholfen. Obwohl er wusste, dass die Abrechnungen unberechtigt, nicht korrekt oder teils drastisch überhöht waren, zeichnete er laut Anklage eine ordnungsgemäße Erbringung der Handwerkerleistungen ab.

Die Kammer unter Vorsitz von Richter Andreas Behrens will außerdem dem Vorwurf eines gemeinschaftlichen Betruges der beiden Angeklagten auf den Grund gehen. Wie das Landgericht mitteilt, sollen sie den Einbau eines privaten Badezimmers in der Wohnung des 40-Jährigen für 16.000 Euro über das Klinikum abgerechnet haben.

Klinikum Lüdenscheid: Es geht um mehrere Millionen Euro

Ein Grund für die mehrmalige Verschiebung des Prozesses sind Schadensersatzforderungen, die die Klinikleitung um Dr. Thorsten Kehe gegen die Angeklagten in einem zivilrechtlichen Verfahren erhoben hat. Dabei geht es um die Erstattung von mehr als einer Million Euro.

Die außergerichtlichen Vergleichsverhandlungen sollten urspünglich vor Eröffnung der Hauptverhandlung im Strafverfahren abgeschlossen sein. Landgerichts-Sprecher Bernhard Kuchler jedoch sagte am Montag dazu: „In dem Zivilverfahren haben die Parteien zuletzt erneut mitgeteilt, dass die Vergleichsverhandlungen andauern.“ Trotzdem hat die 1. große Wirtschaftsstrafkammer die Eröffnung der Hauptverhandlung sowie elf weitere Prozesstage terminiert.

Beide Angeklagte sind nicht vorbestraft und auf freiem Fuß. Dem 54-Jährigen droht eine Freiheitsstrafe zwischen sechs Monaten und zehn Jahren, dem Mitangeklagten eine Freiheitsstrafe von bis zu siebeneinhalb Jahren. Die Hauptverhandlung am Hagener Landgericht beginnt am 2. November um 9 Uhr, im Saal 101. Das Urteil wird für Mitte Dezember erwartet.

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