Georg Thiessen hat die Geschicke der Helios-Klinik Wesermarsch zweieinhalb Jahre lang geleitet. Die Geschäftsführer-Tätigkeit übte er somit deutlich länger aus als seine Vorgängerinnen. Sowohl Birthe Kirberg als auch Annika Wolter waren nur wenige Monate am Standort Esenshamm im Amt. Nun kehrt Thiessen zurück in seine Heimat. Ab dem 1. November übernimmt Thomas Hempel die Geschäftsführung. Vor seinem Ausscheiden hat sich Thiessen den Fragen der NWZ gestellt.

Bei der Stadtratssitzung äußerte sich Staatssekretär Heiger Scholz zur „Zukunft der Klinikstandorte in Nordenham und Brake“. Unter anderem sprach er davon, dass Helios die Soll-Auslastung von 85 Prozent in den vergangenen Jahren nie erreicht habe und das Braker Krankenhaus die „höherer Akzeptanz in der Wesermarsch habe“. Wie bewerten Sie die Aussagen des Staatssekretärs?

ThiessenIn einem persönlichen Gespräch mit dem Ministerium und unter anderem auch dem Staatssekretär Heiger Scholz im Sommer dieses Jahres sind alle Themen dazu im Detail ausführlich erläutert worden. Auch weiterhin sehe ich keinen Anlass, von dem Standpunkt einer akut stationären Versorgung in der Helios-Klinik Wesermarsch abzurücken. Wir haben einen gültigen Versorgungsauftrag und das Team gibt Tag für Tag sein Bestens dafür, diesen zu erfüllen.

Warum hat der Klinikstandort Nordenham eine Zukunft?

ThiessenDie Helios-Klinik Wesermarsch kann mit dem Umzug in den Neubau in Esenhamm, seiner modernen Infrastruktur und Ausstattung Patientinnen und Patienten medizinisch auf dem neusten Stand der Technik versorgen. Dies geschieht schnell, wohnortnah und bedarfsgerecht. Dazu bieten wir ein hohes Maß an Service und Komfort an. Kurze Wege in einer freundlichen und familiären Atmosphäre wirken sich ebenso zum Wohle der Patientinnen und Patienten aus – und dies in einer überaus guten medizinischen Qualität. Das spiegelt sich nicht nur in unseren Qualitätsberichten wider, sondern auch in der positiven Resonanz, die mich regelmäßig von Patientinnen und Patienten erreicht. Eine Vielzahl berichtet, dass sie die negativen Gerüchte überhaupt nicht verstehen kann. Das zeigt mir, dass das große Engagement unseres Teams, auf das ich sehr stolz bin, von unseren Patientinnen und Patienten wahrgenommen wird. Darin drückt sich auch die hohe Identifikation aus, die ich hier im Haus täglich erlebe und die unsere Mitarbeiterschaft auch nach außen trägt.

Dass unsere Klinik eine Zukunft hat, hat auch die Corona-Pandemie noch einmal verdeutlicht. Die Zentrale Notaufnahme war innerhalb der Pandemie nie von der Notfallversorgung abgemeldet und konnte die Akutversorgung der Bevölkerung in der Wesermarsch durchgängig sicherstellen.

Welche Art der Gespräche hat es während Ihrer Zeit als Geschäftsführer mit dem Braker St. Bernhard Hospital bezüglich einer Kooperation gegeben?

ThiessenWir haben in der vergangenen Zeit mehrere Anläufe gestartet, um Gespräche zu möglichen Kooperationen mit dem Braker St. Bernhard-Hospital zu führen. Auch nach wiederholten Angeboten blieben die Reaktionen bislang aus.

Wie hat sich die wirtschaftliche Situation der Klinik entwickelt?

ThiessenWir haben mit Hochdruck daran gearbeitet, die Klinik für die Zukunft wettbewerbsfähig und stabil aufzustellen – vor allem durch eine standortübergreifende Zusammenarbeit und Zentrenbildung und eine gute medizinische Qualität. Nur so konnte die Klinik auch wirtschaftlich stabilisiert werden. Strukturelle Veränderungen und Optimierungen waren dringend notwendig, um entscheidende Entwicklungen nachzuholen und die Strukturen in der Klinik zukunftsfähig zu gestalten. Dies haben wir geschafft: Auch in diesem Jahr erwarten wir operativ ein ökonomisch gesundes Ergebnis.

Welche Herausforderungen warten auf Ihren Nachfolger?

ThiessenIch denke, eine der grundsätzlichen Herausforderung wird es sein, die Komplexität der medizinischen Versorgungslandschaft in der Wesermarsch zu erkennen und zukunftsorientiert zu steuern. Dies auch durch zusätzliche Leistungsangebote, schärfere Konturen und eine vorausschauende Weiterentwicklung der Klinik.