Rostock (dpa/mv) - Die vorzeitige Trennung der Universitätsmedizin Rostock von ihrem langjährigen Vorstandschef Christian Schmidt ist perfekt. Schmidt war im August vorübergehend freigestellt worden. "Die Parteien haben sich außergerichtlich geeinigt", teilte das Landgericht Rostock mit. Der für diesen Mittwoch anberaumte Gerichtstermin wurde aufgehoben. Gründe für die Freisetzung waren seitens der Unimedizin im August nicht genannt worden. Der Aufsichtsrat der Unimedizin habe sich einstimmig für die Vertragsauflösung entschieden, hieß es am Mittwoch.

"Wir sind mit der Vereinbarung sehr zufrieden", sagte der Kölner Anwalt von Schmidt, Rolf Bietmann, der Deutschen Presse-Agentur. "Professor Schmidt erhält ein Auslösungspaket in Millionenhöhe und wird sich zeitnah neuen Aufgaben widmen können." Rostock verliere jedoch einen über Mecklenburg-Vorpommern hinaus bekannten und renommierten Wissenschaftler und Klinikchef. Details zur Vereinbarung zwischen Klinik und Schmidt nannte Bietmann nicht.

Auch der Aufsichtsratsvorsitzende der Unikliniken MV, Mathias Brodkorb, nannte am Mittwoch keine Einzelheiten. Er betonte jedoch: "Die Prüfung von noch offenen Sachverhalten an der Unimedizin Rostock ist noch nicht abgeschlossen und wird selbstverständlich weiterhin erfolgen. Etwaige Konsequenzen werden verfolgt."

"Es ist in den vergangenen Wochen in der Öffentlichkeit sehr deutlich geworden, dass die Unimedizin Rostock erhebliche Probleme angesammelt hat", sagte Bildungsministerin Bettina Martin (SPD). "Ich erwarte jetzt von Vorstand und Aufsichtsrat, dass sie den Neuanfang einleiten und ein Konzept vorlegen." Zuvor hatte Brodkorb den Bildungsausschuss im Landtag informiert. Es sei beschlossen worden, das Besetzungsverfahren für einen neuen Ärztlichen Vorstand zeitnah zu starten.

Wie der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Uniklinik, Emil Reisinger, sagte, begrüßte der Vorstand die Entscheidung des Aufsichtsrates. "Die Unimedizin steht vor wichtigen Herausforderungen, deren Bewältigung eine zeitnahe Wiederbesetzung der Position des Ärztlichen Vorstandes erfordert."

Nach der Sitzung des Bildungsausschusses forderte die Linksfraktion einen zügigen Neuanfang. Das Profil der Unimedizin müsse als Standort der Hochleistungsmedizin, als Maximalversorgerin und als Standort innovativer Forschung geschärft werden. Zudem müssten Lehren aus der beendeten Zusammenarbeit mit Schmidt gezogen werden. "Ein solcher Vertrauensverlust darf sich nicht wiederholen." Die Arbeitsfähigkeit und der Ruf der Universitätsmedizin haben zum Nachteil von Patienten sowie Beschäftigten gelitten.

Schmidt arbeitete seit 2014 am Klinikum. 2018 war er bereits nach dem Vorwurf zweifelhafter Geschäftspraktiken als ärztlicher Vorstand freigestellt worden. Danach wurde er wieder in sein Amt eingesetzt - die Vorwürfe ließen sich nicht konkretisieren. Die Staatsanwaltschaft Rostock hatte das Verfahren damals eingestellt.

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