Interview mit Magdalena Smieszek, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Klaus-Tschira-Institut für Computerkardiologie am Universitätsklinikum Heidelberg
HiGHmed-Patienten-Dashboard. Copyright: Universität Heidelberg
Ansicht des "HiGHmed Patient Dashboard". Copyright: Universität Heidelberg

28.10.2021. Magdalena Smieszek ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Klaus-Tschira-Institut für Computerkardiologie am Universitätsklinikum Heidelberg, das Teil des HiGHmed-Konsortiums der Medizininformatik-Initiative (MII) ist. Dort arbeitet sie unter anderem an der Entwicklung eines Dashboards zur Visualisierung von Patientendaten. Im Interview gibt sie einen Einblick in ihre Arbeit als Softwareentwicklerin.

Woran arbeiten Sie?

Meine Arbeit konzentriert sich auf die Analyse medizinischer Daten. Meine Hauptprojekte befassen sich typischerweise mit der Softwareentwicklung für die Datenvisualisierung und -analyse, wie z. B. das Apple-Watch-Dashboard oder das Medex-Datenexplorations-Tool. Die Visualisierung hilft dabei, Daten übersichtlicher darzustellen. Das ermöglicht ein besseres Verständnis der Daten, indem Trends oder Ausreißer hervorgehoben werden.

Was ist Ihre Motivation, IT-Lösungen für die Gesundheitsversorgung und die Forschung zu entwickeln?

Mein Hauptziel ist es, Muster in medizinischen Daten besser zu verstehen, die in Zukunft für eine bessere Diagnose und Prognose oder zur Verbesserung personalisierter Behandlungen genutzt werden könnten.

Ein wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit ist es, Kliniker in die Lage zu versetzen, ihre eigenen Datenanalysen durchzuführen und Hypothesen aufzustellen.

Im Rahmen des HiGHmed-Konsortiums haben Sie ein Dashboard entwickelt, das von Smartwatches erhobene Gesundheitsdaten visualisiert. Was ist das Ziel dieser Webanwendung und wie funktioniert sie?

Das Dashboard wurde entwickelt, um Ärztinnen und Ärzte bei der Analyse von Längsschnittdaten der Apple Watch zu unterstützen. Smartwatches sind generell interessant, um den Bezug zum Patienten aufrechtzuerhalten. Immer mehr Menschen besitzen Smartwatches. Derzeit werden diese Daten von Ärzten aus diversen Gründen nicht genutzt, auch wegen fehlender geeigneter Werkzeuge und Visualisierungskonzepte. Es besteht ein Bedarf an Tools, die eine schnellere Analyse und den simultanen Vergleich von Daten mehrerer Geräte ermöglichen.

In welchen Einrichtungen und Abteilungen soll das Dashboard kurz- und langfristig eingesetzt werden? Wer kann es nutzen?

Im Moment planen wir, das Apple-Watch-Dashboard im HiGHmed-Projekt an allen relevanten Partnerstandorten einzusetzen. Darüber hinaus sind innerhalb des Universitätsklinikums Heidelberg mehrere neue Projekte initiiert worden. Selbstverständlich ist dieses Dashboard Open Source und über unser GitHub-Repository leicht zugänglich. Wir stellen auch Docker-Images zur Verfügung, um dessen Einsatz zu jeder Zeit und an jedem Ort zu erleichtern. Wir hoffen auf viele neue Nutzer in der nahen Zukunft und freuen uns über Code-Beiträge, da diese Software für jeden Forscher oder Kliniker, der Apple Watches einsetzt, relevant sein könnte.

Was erwarten Sie von der Digitalisierung der Medizin in den nächsten fünf Jahren?

Die Digitalisierung der Medizin wird uns in ein neues Zeitalter katapultieren. Wir sehen bereits heute in EU-Mitgliedsstaaten wie Estland oder Slowenien, was eine digitale Transformation des Gesundheitssektors für jeden Bürger bedeutet. Die Digitalisierung wird dazu beitragen, dass Krankheiten schneller und effektiver diagnostiziert werden können. Sie wird für eine bessere Behandlungsqualität sorgen, indem sie zum Beispiel die Überwachung des Zustands der Patienten erleichtert oder sie an die Einnahme von Medikamenten erinnert. Die Digitalisierung wird bei der Krankheitsvorsorge eine wichtige Rolle spielen, indem sie unser Verständnis von Längsschnitt-Mustern fördert, die auf ein gesundes Leben hinweisen.

 

Das Interview wurde von Sophie Haderer, TMF e.V./MII-Koordinationsstelle, geführt und aus dem Englischen übersetzt.